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Schildflechte (Peltigera)?

Schildflechte (Peltigera)?

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Ulrich Kirschbaum


Free Account, Mittelhessen

Schildflechte (Peltigera)?

Bei der hier abgebildeten Art handelt es sich um eine Großflechte (Durchmesser ca. 10 cm).
Mit ihren braunen, an aufsteigenden Lappenenden befindlichen, sattelartigen Fruchtkörpern (Apothecien) erinnert sie auf den ersten Blick an eine Schildflechte aus der Gattung Peltigera. Schaut man jedoch genauer hin, so entdeckt man, dass die Apothecien auf der UNTERSEITE der Lappen gebildet werden (bei den Peltigeren – wie auch bei fast allen anderen Flechten – werden die Apothecien gewöhnlich auf der Lappenoberseite gebildet). Weil die Lappenenden aufsteigen und zurückgebogen sind, lässt man sich leicht täuschen und übersieht dieses besondere Merkmal der Nierenflechten (Gattung Nephroma). Hat man erst einmal die Gattung erkannt, fällt die Bestimmung der Art leicht, wenn man weiterhin notiert, dass die Lappenunterseite und auch die Rückseite der Apothecien mit feinen, hellen Haaren (Tomentum) bedeckt sind und dass sich an den Lappenrändern kleine, blättchenartige Auswüchse (Isidien) befinden – siehe kleines Bild. Dann kommt von den sechs mitteleuropäischen Arten nur noch die Zurückgebogene Nierenflechte (Nephroma resupinatum; lateinisch resupinatus = zurückgebogen) in Frage … womit wieder einmal bewiesen wäre, dass Flechtenbestimmung kinderleicht ist -:). Die Art gilt als selten bis extrem selten. Sie bevorzugt die Stammbasis alter, bemooster Laubbäume in feuchter Umgebung in montanen bis hochmontanen Lagen (800-1500 m ü. NN). Ich habe sie im Allgäu an einem alten Bergahorn in ca. 1000 m ü. NN, direkt an einem Bach gefunden. Dort war sie zunächst quatschnass und dadurch sehr eindrucksvoll, einige Tage später aber unscheinbar, weil trocken. Der bläuliche Schimmer der nassen Flechte dürfte daher rühren, dass die Art „Blaualgen“ (Cyanobakterien) als Symbiosepartner enthält.

Commenti 8

  • MykoPeter 07/10/2014 17:48

    Beim Betrachten des herrlichen Bildes überkommt mich sogleich die ganz unwissenschaftliche Freude an der feuchtigkeitsbedingten Schönheit der seltenen Art. Wenngleich auch in trockenem Zustand attraktiv (so Dein Bild in den 'Flechten Deutschlands'), erzeugen doch die unvergleichlichen Farben der feuchteprallen Form eine besondere Emotionalität!
    Danke und viele Grüße - Peter
  • Werner Bartsch 05/10/2014 15:00

    wenn man weiß, dass die bergahorne im allgäu teilweise weit über 400 jahre alt sind kann man sich ausrechnen, wie lange diese schönen - und seltenen - flechten auf solchen veteranen schon überdauern.
    wobei die baumbestimmung für mich trotzdem noch einfacher ist als die flechtenbestimmung :-))
    lg .werner
  • Karl Böttger 05/10/2014 7:55

    Gratuliere zu dem Fund und der sehr guten Aufnahme und danke für die Ausführungen.
    LG Karl
  • Jürgen Gräfe 05/10/2014 0:07

    Beeindruckende Aufnahme und spannender Begleittext. Danke dafür.
    fG
    Jürgen
  • Maria J. 04/10/2014 19:51

    Sie ist nicht nur groß, sondern zeigt auch ein wunderschönes Farbenspiel!
    Die olivgrüne Oberseite harmoniert sehr schön mit der fast orangefarbenen Unterseite.
    Die blauen Stellen hast du erklärt - darüber hatte ich mich gewundert .. ;-)
    Die Info zu den Apothecien ist auch sehr interessant
    ... und dass du sie überhaupt gefunden hast,
    scheint ja fast ein kleines Wunder zu sein!
    Also gratuliere ich herzlich zu diesem seltenen Fund und der gelungenen Aufnahme!
    LG Maria
    Das verlinkte Bild sieht übrigens auch sehr gut aus!!
  • Jörg Ossenbühl 04/10/2014 17:32

    die Aufnahme ist hervoragend,
    Danke für die zusätzlichen Infos zur Flechte
    theoretisch könnte die Flechte auch in der Rhön vorkommen, oder?

    lg jörg
  • tiedau-fotos 04/10/2014 16:03

    Eine herrliche Aufnahme dieser seltenen Flechte. Und deine Erklärung ist wieder Spitze, danke dafür
    liebe Grüße Uli + Elke
  • sARTorio anna-dora 04/10/2014 14:28

    Wieder ein wunderbares Bild mit einer detaillierten Beschreibung! Ähnlichen Flechten bin ich auch begegnet, aber wenn ich mich überhaupt nicht auskenne, ist die Identifikation trotz allen genauen Angaben schwierig.
    Wünsche Dir ein angenehmes Wochenende und wir hören ganz sicher wieder voneinander!
    Liebe Grüsse Anna-Dora