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Manfred Mairinger


Premium (World), Ansfelden

Schloss Ort

Schon die Gründung der uralten Wasserfestung im Traunsee ist sagenumwoben. Nach einer Überlieferung soll an der Stelle des heutigen Seeschlosses eine hochadelige Frau im Sturm in Lebensgefahr geraten sein und das Gelöbnis abgegeben haben, als Danke für Ihre Rettung eine Kirche und ein Schloss zu erbauen. Im Volksmund lebt die Sage, dass der Riese Erla für die Traunseenixe Blondchen das Schloss erbaute und nach deren Tod Ihr Gesicht in den Bergstock Erlakogel – auch Schlafende Griechin genannt – meißelte. Die Annahme, dass das Seeschloss Ort im Jahre 1039 erbaut wurde, konnte niemals historisch begründet werden, ebenso wenig wie der Hinweis, dass die Veste auf den Ruinen eines römischen Kastells errichtet worden sei. Nach anderen Quellen wurde im 7 Jhdt. auf der Insel das älteste Kloster der Region“Trunseo“, errichtet und im 10. Jhdt. säkularisiert. Die erste geschichtliche Erwähnung datiert aus dem 11. Jhdt., in welchem die Ritter von Ort als Herren auftreten und sich nach der Veste Ort nannten. In den ersten Urkunden wird ein Haertnidus de Ort (Hartneid von Ort) als Besitzer genannt. Der letzte der Herren von Ort, der fünfte Hartneid, war der streitbarste Ritter gewesen und beendete 1244 sein Leben im Gefängnis. Mit ihm endete ein mächtiges Geschlecht und die Herrschaft ging in den Besitz der Grafen von Velsberg und 1344 derer von Winkel, in der Folge an die Herren von Wallsee über; bis auch dieses Geschlecht 1483 erlosch und die Veste Ort den Ländereien des Kaisers Friedrich III. einverleibt wurde. Besitzer und Lehnsherren wechselten aber in rascher Folge. 1484 übergab der Kaiser dem Landeshauptmann von Oberösterreich, Gotthart von Starhemberg, die Herrschaft Ort zum Lehen. Ihm folgten die Familien Pollheim und Wartenburg, bis das Schloss im Jahr 1595 von der landesfürstlichen Stadt Gmunden gekauft wurde. Die Stadt Gmunden war damit auch im Besitz des Landesgerichtes Ort gelangt. Hier verbrachten auch die zur Enthauptung oder zum Galgen verurteilten Delinquenten ihre letzten Wochen.
1604 erwarb Kaiser Rudolf II. die Herrschaft und bestellte den Salzamtmann von Gmunden, Veith Spindler, zum „Pfleger der Herrschaft Ort“ mit weitgehenden Rechten. 1625 verzichtete Johann Rapp Spindler gutwillig auf sein Kaufrecht zu Gunsten von Adam Graf Herberstorff. Dieser war der Urgeber des „Frankenburger Würfelspiels“ und gefürchteter Statthalter: 1627 erhob Kaiser Ferdinand die Herrschaft Ort zur Grafschaft.
1634 brannte das Seeschloss fast vollständig nieder. Die Form des Wiederaufbaus im 17. Jhdt. blieb bis heute annähernd unverändert. Nach dem Tode Herberstorffs gab es noch etliche Besitzerwechsel, bis die Herrschaft 1698 von Kaiser Leopold I. endgültig für das Kaiserhaus gekauft wurde. Im Jahre 1879 erwarb es Erzherzog Johann Nepomuk Salvator von Toscana, der vorher schon das Landschloss Ort gekauft hatte. Er wurde als jüngster Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toscana, im Jahre 1852 in Florenz geboren und erbaute, nachdem die Großherzöge im Zuge der Einigung Italiens aus Florenz vertrieben wurden, für seine Mutter Maria Antonia von Sizilien die nahe gelegene Villa Toscana. Da sich Johann Salvator mit dem Kaiserhaus entzweit hatte, verzichtete er auf alle Titel und Ehren und nannte sich nach seinen Schlössern Johann Orth, wobei er die um diese Zeit moderne Schreibweise „Orth“ wählte. Er heiratete die Schauspielerin Milli Stubel und unternahm mit dem Schiff Santa Margerita eine Seereise nach Valparasio (Südamerika), erreichte aber sein Ziel nicht, blieb verschollen und wurde 1911 für tot erklärt. 1915 erfolgte die Übergabe des Seeschlosses aus der Verlassenschaft des Erzherzogs an das Ärar, kam so in die Verwaltung der Staatsforstes und wurde 1919 dem Bund übergeben, der eine Forstverwaltung und eine Försterschule darin unterbrachte. 1988 wurde die Forstverwaltung Ort aufgelöst und das Seeschloss zum Verkauf angeboten.
Mit 05.01.1995 erwarb nach 400 Jahren die Stadtgemeinde Gmunden wiederum das Seeschloss Ort um es für die Öffentlichkeit zu erhalten.

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