Schmidt
Als ich davon-walkte - mit meinen Nordic-Walking-Stöckern und den baumelnden mp3-Hörern - da blendete mich das Universum - ich begriff nichts mehr - ich fühlte nur noch - ...
Als ich draufzu-walkte, wusste ich von nichts - doch als ich kurz durch die Fensterscheiben des Altersheimes "Matthias-Claudius" blickte, da winkte mir temperamentvoll Frau Schmidt zu - ich wusste nicht, dass sie hier war - ich hatte mich nur gewundert, dass nach dem Versterben ihres Mannes ihr Haus in meiner Straße nachts nicht mehr beleuchtete Fenster zeigte.
Nun winkte sie mir hier um 11:30 Uhr sonntags aus dem Saal.
Ich ging hinein ins Gebäude.
Im Eßsaal war es absolut still, so still wie ich es mir als Lehrer in Schulklassen immer einmal wieder gewünscht hatte und wie es in den letzten 15 Jahren nie mehr gewesen war, selbst bei Klassenarbeiten und Tests nicht mehr...
Hier aber störte mich diese Stille der 134 auf den Mittagstisch wartenden alten Menschen.
Ich dachte spontan: "Warum seid Ihr so still - Ihr lebt doch noch!?" - aber ich schrie es nicht heraus.
Ich ging zu Frau Schmidt und erzählte Ihr, dass ich dieses Heim besucht hatte, damals, als ich einen Platz für meinen 83jährigen Vater gesucht hatte, der dann 14 Tage später friedlich verstarb.
Ich erzählte ihr nicht, dass ich damals eine alte Dame ans Geländer gestützt auf den gebohnerten Boden kotzen gesehen hatte - "Wegen der Aufregung" sagte das Personal - und es hatte wohl Recht und doch wieder auch nicht.
Hier nun erzählte mir Frau Schmidt ganz klar 3 Dinge:
- "Ich bin hier gut untergebracht."
- "Besuch mich doch einmal!"
- "Jetzt zur Mittagessenzeit dürfen wir keinen Besuch haben - geh bitte wieder hinaus."
Als ich davon-walkte - mit meinen Nordic-Walking-Stöckern und den baumelnden mp3-Hörern - da blendete mich das Universum - ich begriff nichts mehr - ich fühlte nur noch -
Wolfgang Weninger 14/03/2008 20:18
es ist eben auch ganz wichtig, wie man persönlich die innere Einstellung zu einem Leben mit oder ohne Betreuung lebt ... meine Schwiegereltern machen uns das Leben schwer, weil sie partout nicht in eine Pflegeeinrichtung wollen, obwohl sie es dringend nötig hätten ... statt dessen beeinträchtigen sie unser Familienleben massiv ... wie gerne würde ich ihnen ein Leben ermöglichen, bei dem sie in Ehren ergrauen, anstatt sich vom Grauen entehren zu lassen :-(Servus, Wolfgang
Willi Thiel 14/03/2008 18:04
schön das es der alten dame im heim gefälltund sie noch gut zurecht kommt
frage mich auch schonmal ob altwerden sich lohnt
vg willi
Gisela Aul 14/03/2008 17:26
eigentlich traurig,dass die Grossfamilien aussterben,jeder geht für sich seines Weges,Du beschreibst für mich sehr bedrückend die Atmosphäre in dem HeimLieben Gruss Gisela
Bernd Osthoff 14/03/2008 13:14
Da treffen sich 2 Welten. Auch diese Geschichte ist mir nicht unbekannt. Immer wenn ich den Vater meiner Mutter besuchen ging...er wurde 92 Jahre alt und hat seine Frau und 3 Kinder überlebt. Es ist immer ein persönliches Schiksal dahinter und eine lange intime Lebensgeschichte.Auch ein bisschen Wehmut und Traurigkeit. Aber so ist das Leben heute in unserer Gesellschaft. Jaaaaa früher...
sonnigen WE-Gruss. Bernd