Schnabelköpfige Giftnatter
Diese Seeschlange (Enhydrina schistosa) lautet tatsächlich auf den eher amysant klingenden Namen "schnabelköpfige Giftnatter" (engl: beaked sea snake oder hook-nosed sea snake). Dies ist auf den Umstand zurück zu führen, dass der Kopf der Schlange im Vergleich zu anderen spitz zuläuft und die Schlange ein eher plattes Maul hat, das sie weit öffnen kann.
Diese Schlange hat einen eher zweifelhaften Ruf. Sie soll recht aggressiv sein, besonders zur Paarungszeit. Angeblich gehen in Südost-Asien (v.a. West- und Nordaustralien) 90% aller Unfälle mit Seeschlangen auf ihr Konto. Im Netz sind Berichte zu finden, bei denen es so aussah, als hätte die Schlange Taucher angegriffen. Wie nahe sie der Schlange zuvor kamen, kann man dort aber meist nur schwer nachvollziehen. Die meisten Unfälle ergeben sich tatsächlich, wenn Fischer ihre Netze leeren, in denen sich die Giftnatter verirrt hatte.
Ganz im Gegenteil zu den anderen Seeschlangen soll Enhydrina schistosa jedoch schnell bereit sein, einen Verteidigungsbiss zu setzen. In den meisten Fällen eines Verteidigungsbisses wird nur wenig oder überhaupt kein Gift abgegeben. Bei einem Vollbiss kann die Menge an abgegebenen Neurotoxinen allerdings oft tödlich sein.
Schutz bietet oft schon ein 5mm Tauchanzug, da die Zähne sehr fein, aber auch kurz sind.
Das Tier lebt in seichten Buchten und den Mündungsdeltas von Flüssen. Hin und wieder findet man sie aber auch in Süßwasserbiotopen. Die Seeschlange wird etwa 1m lang und ist tag- und auch nachtaktiv.
Das Gift der Schlange besteht in der Hauptsache aus einem auf das Nervensystem wirkenden Anteil sowie aus Anteilen, die zum Untergang von Gewebe führen (Myolyse). Es ist dabei erfreulicherweise so, dass es in nur etwa 20% der Bisse zu einer Giftabgabe kommt.
Diese Giftnatter lag offenbar gerade sehr gesättigt (siehe den dicken Knubbel im hinteren Teil) im Flachwasser der Bucht von Bethlehem Poopoh, Manado, Sulawesi. Zum Glück hatte sie kein Interesse an mir und ließ auch das ein oder andere Foto bereitwillig über sich ergehen.
Kamera: DX-1G
Florian Clarén 17/11/2013 14:41
interessante Situation, mir wäre es zu haarig gewesen, mich der Natter zu nähern ;)danke für den informativen Text!
L.O. Michaelis 19/06/2012 12:17
Hallo Sven,vielen Dank für den interessanten Hinweis.
Tatsächlich sieht diese Schlange hier der "Indischen Warzenschlange" auf deinem Bild sehr ähnlich. Und zwar zum einen in der Musterung, zum anderen bei der schuppigen Hautstruktur.
Bei den meisten Aufnahmen der "schnabelköpfigen Giftnatter" im Netz sind die weißen Streifen eher breitere Bänder. Allerdings auch bei den meisten Aufnahmen zur "Warzen-" oder "Blattschuppenschlange". Daher fällt es tatsächlich schwer, die beiden Arten zu unterscheiden. Ich vermute auch mal, dass viele Bildbeschreibungen im Netz falsch sind.
Könnte gut sein, dass dies hier auch zutrifft. Ich bin mir da jetzt auch unsicher. Aber wenn die Schlange tatsächlich doch nicht so gefährlich war, um so besser!!!
Auf jeden Fall besten Dank für die Anmerkung.
Gruß
Lars
Sven Züchner 19/06/2012 9:36
Bei der Art bin ich mir nicht sicher, aber ich bin eher der Meinung, dass es sich nicht um die Giftnatter (Enhydrina schistosa) handelt, sondern um eine ungiftige Blattschuppenschlange,(Acrochordus granulatus).Es besteht zwar eine gewisse Ähnlichkeit, aber die stumpfe, leicht faltige haut und auch die Zeichnung sind für mich eindeutige Merkmale der Acrochordus granulatus. Ich habe die gleiche Schlange auch kürzlich im Norden Sulawesis fotografiert, und dabei beobachtet, wie sie im Sand auf Jagt war, und sich teilweise auch im Sand eingegraben hat.
http://www.funnybubbles.de/Galerien/Gangga%202012/Allbum16x9/index.html#IMG_0878.jpg
Bitte vergleicht doch mal in der Goolge Bildersuche die beiden Namen, und sagt mir, ob ich mich irre oder ob ihr mir zustimmt. 100%ig sicher bin ich mir auch nicht, aber sehr gespannt auf eure Meinungen.
Viele Grüße,
Sven
L.O. Michaelis 31/05/2012 22:33
@ Pixelfänger: Ja, ich schätze, ich war so auf 1m an die Schlange rangekommen. Wie weiter oben schonmal erwähnt, habe ich die Details erst nachher mitbekommen. Diese Schlange war mit bis dahin völlig unbekannt. Hätte nicht gedacht, dass sie so giftig ist, da die Musterung ja doch eher unauffällig ist. Bei Schlangen aber offensichtlich kein Indiz für Giftigkeit.Gruß
Lars
Pixelfänger 31/05/2012 21:40
Da hast Du aber Nerven bewiesen und Dich sehr nahe herangewagt. Ich meine 8.3 mm ist selbst im Kleinbildformat noch ein ordentlicher Weitwinkel. Hast Du die ganzen Details über ihre Aggressivität und die Wirkung ihres Giftes dann schon gewusst, oder erst nachträglich recherchiert? ;-)) Jedenfalls Respekt für den Mut.LG
raimund paris 31/05/2012 18:43
Oh da hattest Du aber Glück.Ich hatte in der Gegend nur eine einzige Seeschlange gesehen, die rasch durchs Bild schwamm und nicht für
mich stoppt.
Ein feines Bild,
Gruß Raimund
JoergMenge 30/05/2012 22:17
So eine konnte ich auf den Philippinen sehen leider konnte mir keiner den Namen nennen. Leider war sie auch sehr schnell unterwegs keine Chance auf ein Foto. Danke fürs zeigen tolle Doku. Klasse abgelichtetGruß Jörg
Conny Müller 30/05/2012 22:03
Hömahhhhh, ich kriege gerade einen UnterwasserAngstFlash!!!!! Habe Euch Taucher immer schon bewundert, da die Unterwasserwelt mir sehr unheimlich erscheint. Jetzt weiß ich auch warum. Dass du mutig in jeder Beziehung bist, weiß ich ja aber soooooooooo!Was soll da noch passieren?????
,-))))))))))))
LG
Conny
Reinhard Arndt 29/05/2012 9:23
Schöne Doku und sehr informative Beschreibung.Die kurze Brennweite hat es dir erlaubt, die Schlange - trotz der frontalen Perspektive - von vorn bis hinten scharf abzubilden.
LG
Reinhard
Sven Hewecker 28/05/2012 22:37
... manchmal ist Unwissenheit der beste Schutz ;o))Die technischen Punkte sind ja schon behandelt worden, ich weis nur, das meine Freundin beim Anblick dieses Tierchens, anfangen würde über´s Wasser zu laufen, die hat nämlich gar keinen Bock auf Schlangen, ob nun giftig oder nicht. Interessantes Tier, ausführlich beschrieben und für mich immer wieder sehenswert.
LG aus HH
SVEN
AnjaEliza 28/05/2012 19:32
Top!Gut, dass man manche Dinge erst hinterher liest, nicht?
LG, Anja
Andre Philip 28/05/2012 18:39
Gratulation zu dieser Begegnung. Dieses interessante Tierchen, welches mir noch nie begegnet ist, hast du schön in Szene gesetzt.Zum Schnitt und zum Frabstich ist ja schon alles gesagt.
Vielen Dank fürs Zeigen und die ausführlichen Erklärungen.
LG Andre
L.O. Michaelis 28/05/2012 16:32
Hallo zusammen,vielen Dank für die interessanten Kommentare und Verbesserungsvorschläge!
Die Aufnahme hatte einen gewaltigen Cyan-Stich, v.a. im oberen Teil. Als ich den rausgezogen habe, muss im unteren Teil der Rotstich entstanden sein, der mir tatsächlich nicht aufgefallen war. Werde ich nochmal drangehen.
@ Jochen: Zum Schnitt gebe ich dir Recht. Könnte etwas besser platziert sein.
Also - besten Dank!
Gruß
Lars
P.S.: Wie übel der Ruf dieser Natter ist - und wie giftig ein Biss sein kann - habe ich zum Glück auch erst nach dem TG herausgefunden. Ob ich mit der Kenntnis heute nochmal so nah rangehen würde, weiß ich nicht. Ich habe mich allerdings sehr langsam und vorsichtig von unten (am Hang) genähert und darauf geachtet, dass mich die Schlange stets sieht. Sie lag völlig lethargisch da und bewegte sich nicht. Daher bin ich auf etwa 1-1,5m rangekommen (sehr sehr langsam). Leider reichte mein Blitz daher nicht für das ganze Tier. Heute bin ich aber froh, nicht noch näher rangegangen zu sein...
Urs Scheidegger 28/05/2012 13:57
Beneidenswerte Aufnahme.Kann mich meinen Vorredner nur anschliessen.
Gruss Urs
JochenZ 28/05/2012 12:05
Eine Begegnung der giftigen Art. Wenn man Deine sehr ausführliche Doku zugrunde legt, hast Du einigen Mumm bewiesen. Zum Bild selbst. Den Platz den Du hinter der Schlange gelassen hast hätte ich eher vorn freigelassen. Ansonsten finde ich die Positionierung OK. Den Farbstich noch korrigieren. Insgesamt gefällt mir die Aufnahme gut. Viele Grüße Jochen