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Angelika Perlet


Premium (Pro), Mühlhausen

Schwanenfeder

Die Feder
Eine goldne Feder fiel
Aus Gabriels Gefieder:
Der losen Lüfte Spiel
Allmählich sank sie nieder:
Zur Erde leise, leise,
Doch sicher gieng die Reise.

Am Berge Golgatha
Da blieb sie endlich hangen.
Es fühlte wer sie sah
Unsägliches Verlangen:
Erwerben wollte Jeder
Die große goldne Feder.

Man griff nach ihr, man zog,
Sie lag wie Blei am Platze;
Auch kaum ein Fläumchen bog
Gewalt am goldnen Schatze.
Man schirrte zwanzig Kinder
Davor: das half noch minder.

Da sah ein weiser Mann
Der Menschen thöricht Leben.
Er seufzte: gleich begann
Die Feder auszuschweben:
Vom Seufzerhauch gehoben
Entschwebte sie nach Oben.

Die ewge Wahrheit zieht
Kein Menschenwitz hernieder:
Versucht es, sie entflieht
Und schwebt zum Himmel wieder.
Mit Hebeln und mit Schrauben
Erzwingt ihr nicht den Glauben.

Karl Simrock
Aus der Sammlung Lieder und Romanzen

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Exif

Fotocamera DMC-FZ300
Obiettivo N/A
Diaframma 4
Tempo di esposizione 1/1600
Distanza focale 75.6 mm
ISO 100

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