Seeadler – Aufmischung ja, menschliche Störung nein.

Seeadler – Aufmischung ja, menschliche Störung nein.

Ein relativ häufiges Bild zur Zugzeit: Kraniche, Gänse, Enten und Limikolen rasten an geschützten Orten, um Energie für den kräftezehrenden Weiterflug zu tanken. Immer mal wieder versucht ein Seeadler sein Glück und die Luft fängt vor panisch auffliegenden Vögeln an zu brodeln. Die Kraniche unterbrechen zwar die Nahrungsaufnahme, lassen sich in dieser Situation aber nicht allzu sehr beeindrucken und bleiben am Boden. Nach dem der Seeadler sich eine Gans geschnappt hat (oder bei gesunden Vögeln halt häufig auch nicht), beruhigt sich das ganze Getümmel bald wieder und alle fressen – dennoch wachsam – weiter.

Ich erzähle diese Geschichte, weil manche Menschen bei uns in Südhessen teils mutwillig, teils unabsichtlich rastende Gänse aufscheuchen und argumentieren, dies sei auch nichts anderes als wie bei der Seeadlerjagd.
Stimmt nicht, die Gänse unterscheiden deutlich.
Nach einem Seeadlerangriff war es das dann erst einmal und die Gänse sehen ganz genau, dass der schwere Vogel abzieht und die aktuelle Gefahr damit erledigt ist. Menschliche Störungen, beispielsweise in unseren hoch frequentierten Rhein-Main-Gebiet, sind aber ständig und ohne nennenswerte Unterbrechungen vorhanden: Durch Landwirtschaft, Wanderer, Spaziergänger mit unangeleinten Hunden, Jogger, Fahrrad- und manchmal auch Endurofahrer, Flugzeuge, Gleitschirmflieger undsoweiter. Diese Gefahren sind von den Gänsen weniger genau einzuschätzen, als die durch Seeadler, was zu erhöhter Aufmerksamkeit, ständiger Unruhe und größerem Nahrungsbedarf führt.

Wer also selbst aktiv etwas für unsere schönen Wintergäste tun will, sollte diese Informationen weitertragen, sich selbst in ausreichendem Abstand von den Gänsen bewegen, seinen Hund stets angeleint lassen und auch einmal einen Umweg in Kauf nehmen.