Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Selbstmord in Zimmerlautstärke

Foto: Pentax K 1000 mit Konica Minolta vx 400 im September 2007

Selbstmord in Zimmerlautstärke

Es ist innen ganz hohl. Zwischen der Hohlheit krauchen Tiere, Organe schlängeln sich, Nachrichten versuchen ans Gehirn zu gelangen. Die Nacht ist schwarz, oder meliert, jedenfalls undurchsichtig. Ich habe ein gewisses Alter erreicht und das Schreien ist mir vergangen. Das Rufen war immerhin noch ein Versuch, aber meinem Ruf folgte niemand. Er eilt ja voraus und selbst macht er selten betroffen. Was tun? Dies ist aber eine unsinnige Frage. Vom Tun halte ich nichts. Ich warte lieber ab. Die Nachbarin, die abendlich hochkommt und sich mit dem immer gleichen leicht verzweifelten Gesichtsausdruck über die Lautstärke meiner Musik beschwert, ist ein Anhaltspunkt. Eine Größe im Leben, die so schnell verfliegt. Ich suche am Regler nach Verträglichkeit, ich will ja niemanden stören - niemanden stören, um mich nicht selbst zu stören.

Unverstanden dazustehen und nach den Topfpflanzen zu schauen, ohne die Kraft zu haben mit ihnen zu sprechen, ist der erste mittelbare Weg zur Traurigkeit. Traurigkeit, die mich vielleicht wieder mag. Da ich nichts tue, klopfe ich an meinen Schädel. So sehr ich auch klopfe, es passiert nichts. Ich fühle gar nichts. Ich fühle mich dem Denken nicht gewachsen. Wie entgehe ich mir? Selbstmord in Zimmerlautstärke wäre gewiss die schlechteste Lösung.

8. Juli 2005

Heute in einer Woche
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Matthias von Schramm

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