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Steilwandfahrt mit einer alten Indian von 1923

Steilwandfahrt mit einer alten Indian von 1923

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Thomas Wachinger


Free Account, Rosenheim

Steilwandfahrt mit einer alten Indian von 1923

Auf der ganzen Welt gibt es nur noch wenige Trupps, die diese Jahrmarktskunst aufführen - aufgrund ihrer Gefährlichkeit.

Pero, Jan und Waldi sind während einer Aufführung enormen Kräften ausgesetzt. Bis zu vier G lasten auf ihren Körpern, wenn sie mit Tempo 50 und mehr über die senkrechte Wand rasen. Eine derartige Form der Erdbeschleunigung erfahren sonst nur Astronauten und Jetpiloten.

Schon vor 100 Jahren begeisterten Steilwandfahrer die Besucher auf Jahrmärkten. Ihren Reiz hat diese Attraktion auch trotz hoher Konkurrenz durch viele ausgeklügelte und hochtechnisierte Großfahrgeschäfte noch nicht verloren. Dennoch ist der Beruf der Steilwandfahrer heutzutage vom Aussterben bedroht. Nachwuchs wird rar und das aus gutem Grund. Wer sich in die Steilwand traut, weiß, dass er darin schnell sein Leben verlieren kann.

"Zwei unserer Freunde und Teamkollegen sind bereits in den vergangenen Jahren gestorben", erzählt Pier Berger. Der 47-Jährige ist bei der "Show der Sensationen" für die Moderation zuständig. Dort selbst als Artist aufzutreten, würde für ihn niemals infrage kommen: "Ich musste schon zu oft miterleben, was dabei alles passieren kann."

Der Körper von Pero spricht da eine deutliche Sprache. Unzählige Narben zeichnen sich alleine schon auf seinen Armen und Beinen ab. Seit 38 Jahren verdient der 56-jährige Kroate nun schon sein Geld als Steilwandfahrer. Knochenbrüche sind für ihn schon fast Normalität: "Unser Beruf ist eben buchstäblich Knochenarbeit. Wir bezahlen mit unserer Gesundheit den Preis für diese Kunst."

Als junger Mann und großer Motorradfan begann für Pero alles als wagemutiges Hobby. Anerkennung von Frauen und Männern war ihn mit dieser Kunst von Anfang an sicher. Mittlerweile sieht der Artist diese Form der Jahrmarkts-Attraktion aber schon deutlich abgeklärter. "Ich verdiene damit halt meinen Unterhalt", erwidert er auf die Frage, warum er sich nach so langer Zeit immer noch einem so immens hohen Risiko aussetzt.

Es reicht der kleinste unaufmerksame Augenblick. Schon der Bruchteil einer Sekunde entscheidet über Leben und Tod bei den Steilwandfahrern. Pero ist sich dieses Risikos ebenso bewusst wie Jan und Waldi. "Angst haben wir nicht, aber großen Respekt. Das ist wichtig", so Pero.

Nicht jeder könne diese Form der Artistik erlernen. Neben hoher körperlicher Fitness und einer enormen Portion Mut bedarf es nach seinen Worten auch noch großen Vertrauens seinen Teamkollegen gegenüber. "Bei uns gilt das Motto, alle für einen und einer für alle", sagt dazu Pier Berger.

Zusammenhalt sei wichtig, gerade auch dann, wenn einmal etwas bei einer Aufführung schief gehen sollte. "Keine Krankenversicherung der Welt zahlt bei Unfällen, die sich in einer Steilwand ereignen", erklärt der Moderator. Die Kosten dafür müssten die Artisten selber tragen. "Wenn einer unserer Leute aufgrund eines derartigen Vorfalls nicht mehr arbeiten kann, stehen die anderen für ihn ein", erzählt Pier Berger und klopft bei diesen Worten vorsichtshalber sofort auf das Holz der Steilwandbahn: "Natürlich hoffen wir alle, dass es niemals so weit kommt."

Pero ist bei den Aufführungen auf dem Herbstfest der ganz große Star. Er zeigt die gewagtesten Kunststücke und traut sich am weitesten nach oben. Er brettert sogar mit seinem Motorrad an der obersten Kante der Steilwand entlang, nur wenige Zentimeter vom staunenden Publikum entfernt. Nicht wenige Zuschauer treten da vorsichtshalber lieber einen Schritt zurück.

Der Applaus für ihre Darbietung ist den drei Artisten bei jeder Vorstellung sicher. Jung und Alt zeigen sich von dieser nostalgischen Jahrmarkts-Attraktion nach wie vor begeistert.

Foto: www.foto-wachinger.de
Text /Quelle: www.herbstfest-rosenheim.de

Commenti 3

  • juergi-p 11/04/2019 18:25

    Super, super, diese Aufnahme von diesem waghalsigen Motorradfahrer!
    Sein Blick, seine Haltung geben Zeugnis von der Konzentration, die der Fahrer angesichts dieser Gefahr ausgesetzt ist.
    vg von juergi
  • günther ZARUBA 09/10/2015 6:25

    schon als Kind, mit Papa im Cannstatter Volksfest bei "Armins Motorradbanner " fasziniert gewesen.
  • Reiner Fischer Bilder 31/08/2011 20:39

    Wunderbare Aufnahme, meinen Respekt.
    gruß
    reiner

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Obiettivo 28.0-75.0 mm f/2.8
Diaframma 2.8
Tempo di esposizione 1/320
Distanza focale 28.0 mm
ISO 1600