Sterne über Namibia
Tags die Touren, nachts die Sterne, irgendwann ist das Schlafdefizit einfach enorm, aber dieser Himmel ist so wundervoll und will einfach fotografiert werden. Man findet Wege, zum Schluss waren es gar zwei Kameras an zwei Teleskopen, plus einer zusätzlichen Kamera für die Zeitraffer-Filme.
Die Farm Hakos ist voll der Astroverrückten. Am Flughafen dachte ich noch, man muss wahnsinnig sein, wenn man mit 52 kg Gepäck unterwegs ist, aber da kamen andere aus dem Flieger: So das sind schon mal 140 kg und das ist inzwischen die fünfte Fuhre. Kaum angekommen packt ein anderer Containerladungen von Planewave direkt aus USA aus: Wozu noch deutschen Zoll und Übergepäck für Air Namibia ausgeben?
Walter Straube, der Farmbesitzer und das Urgestein der Astroreisen sagt dazu nur: Wenn Du auch eine Sternwarte bauen willst, dann schenke ich Dir das Land, aber gegessen und geschlafen wird bei mir. Darüber denkt man so etwa nach dem fünften Besuch nach, habe ich mir sagen lassen.
Ein toller Kerl, der Walter, geht mit einer Rolle Draht in die Wüste und baut ein Haus. Ach was, ein Haus, eine ganze Farm baut er! Da steht auf unserem Weg mitten in der Nacht ein schnaubendes Gnu auf der Strasse. Ob ich wohl vergessen habe, die GNU Public License zu signieren? Jedenfalls frage ich den Walter, ob er jetzt dieses Crocodile Dundee Ding macht, gniii Gedankenübertragung - Nee, er drückt auf die Hupe und das Gnu ist fort :_))) War mit ihm in den Vleis, das ist dort, wo Millionen Liter Wasser verdunsten und in der Wüste versickern und alles blüht, tja und natürlich waren wir auch im Sesriem Canyon und zudem im Farmerverein in Solitaire (toller Apfelkuchen). Wenn die erfahren, dass Du Deutscher bist, dann kostet das Zimmer natürlich drei mal so viel, also bist Du Südwester und mein neuer Mitarbeiter. Nun ja, nach 2.5h erschließt sich einem so langsam das Africaans :_) Ist wie Holländisch mit Akzent.
Interessante Ansichten der Farmer, die machen ja alles selbst: Strom, Wasserversorgung, Nahrung, Straßen, Telefon, erste Hilfe, einfach alles. Landbesitz verpflichtet. Und das Land ist weit und leer. Wir haben die vielen Menschen, die haben das viele Land. Nur glauben, dass es in Afrika warm sei, das soll man nicht, es war nachts zwischen Null und Acht Grad Celsius, manchmal mit Starkwind. Während wir nämlich Sommer haben, haben sie in Namibia Winter - und damit Trockenzeit. Viel zu sehen war davon nicht, die hatten kurz zuvor Jahrhundertregen und Flüsse über die Straßen und weite, wehende Graslandschaften.
Was gibt's sonst noch zu sagen? Die Vehrenberg-Sternwarte heißt nicht umsonst so: Hans Verhrenberg hat die Bilder aus seinem Atlas der schönsten Himmelsobjekte mit dieser Montierung nachgeführt. Wenn auch nicht jeder damit klar kommt, ich fand das alte Stück bemerkenswert gut, läuft besser als die Bernd-Liebscher-Montierung im Verein. R. Stoyan hatte das Zimmer nebenan, er hat am 24-Zöller Dobson gezeichnet. Und auch sonst war wohl so ziemlich jeder, den man aus der Szene kennt, irgendwie schon mal da oder will noch hin. Ich kann's empfehlen! Einen großen Dank auch an Walter Huchtmeier von der IAS (ehemals Berufsastronom an der Radiosternwarte Bonn). Wir sind den Gegenbeweis angetreten: Auch Astrofotografen können zusammenarbeiten, auch eine Methode gegen Schlafdefizit, doch davon später mehr. Laut Waltraud gibt es ja vier Sorten von Astro-Reisenden: Die Beobachter, die Zeichner, die Fotografen und die Wissenschaftler. Die Fotografen waren klar in der Mehrheit und hauptsächlich aus Wien und Umgebung.
Also ehe ich gar nicht mehr aufhören kann, von diesem wunderbaren Land zu berichten, zuletzt noch etwas zum Bild: Das sind 15mm f2.8 mit einer EOS 20Da 60s belichtet, 10s zum Download der Daten und all dies bei ISO1600. Von der Serie gibt es 356 Aufnahmen, das kann man dann neudeutsch ausgedrückt, demnächst als timelapse movie sehen. Ob man Einzelbilder oder Strichspuren aus den Rohbildern rechnen mag, das ist ja heute einerlei, im Nachhinein geht beides. Links also das Einzelbild, rechts das aufintegrierte Bild (Dark-Flat-Korrektur in DSS, summieren mit if lighter, z.B. in k3ccd). Wer sich über die dunklen Verdickungen im KamelDornBaum wundert: Das sind alles Nester von Webervögeln. Im Namen des Baumes kommt insbesondere das Wort Dorn vor - und das nicht von ungefähr: Als ich aus dem Busch wieder raus war, war ich gespickt wie ein Stachelschwein und man muss ja hin und wieder hinein in das Gebüsch, um Akkus auszutauschen, derer waren es vier Stück die Nacht.
Sighard Schraebler 16/07/2011 22:38
Danke für Eure Anmerkungen! Insbesondere muss ich wohl Rudi für seine Vorarbeit danken, denn die Rahmenmontierung der 51cm Astrokamera IAS AK3 lief makellos: 30s ohne Korrektur und Ausreißer bei moderatem Wind.Die 300GB Rohdaten dieser 12 Nächte vollständig auszuwerten, wird sich wohl über das ganze Jahr erstrecken. Es sind bereits über 30 Bilder fertig, aber das ist vielleicht erst die Hälfte und es gibt noch 15 brauchbare Zeitraffer-Filme. Vieles davon werde ich in einem Vortrag zeigen, die Folien werdet Ihr nachher im Netz ansehen, den Vortrag als Podcast laden können.
Natürlich freue ich mich, wenn Ihr vorbeikommt, muss ja nicht fürchten, dass jetzt tausend Leute kommen wie bei einer Facebook-Party; in den Hörsaal passen jedenfalls um die 200 Leute:
Physikalischer Verein Frankfurt, Robert Maier Straße, Großer Hörsaal im 1. Stock, Freitag, den 19.08.2011 20:00 Uhr
Sterne über Namibia:
Wenn die Nacht über Hakos hereinbricht, wird die Namib zur Bühne unserer Milchstraße. Vom Adler über Schützen, Skorpion, Centaurus, Kreuz und Schiffskiel (Carina): Fein strukturierte Dunkelwolken durchziehen ein Sternenmeer, angefüllt mit roten HII-Regionen und blauen bis gelben Reflektionsnebeln. Der Südhimmel sieht aus wie der Himmel eines fernen Planeten, mit Sternbildern, die man als Europäer kaum oder überhaupt nicht kennt.
http://www.physikalischer-verein.de/freitagsveranstaltungen.htm
Und in einem etwas kleineren Rahmen das gleiche am Donnerstag, den 25.08.2011, 19:30 Uhr, Volkssternwarte Hofheim
http://www.sternwarte-hofheim.de/index.php?view=article&id=46:vortragsprogramm
LG Sighard
Rudolf Dobesberger 19/06/2011 9:47
Hallo Sighard,ich bin auch schon neugierig auf deine nächsten Fotos.
Eigentlich bin ich auch schon wieder reif für 2 Wochen Therapie auf Hakos.
Vielleicht geht sich da nochmal was aus.
Also über die Liebscher Montierung kann ich nichts Negatives sagen. Perfekt läuft jetzt auch die große Rahmenmontierung mit der AK 3. Die Gemini mit FS 2 Steuerung bedurfte einer neuen Einstellung Schnecke-Schneckenrad 2 verlorene Nächte und etwas Feilen an der Antriebswelle. Die letzten 3 Nächte lieferte sie dann schöne Ergebnisse,
die du auf meiner HP sehen kannst.
Mit Sternfreundegruß Rudi
http://www.sternfreunde-steyr.at/
Olaf Dieme 17/06/2011 18:04
Hallo Sighard, ich mache es kurz: Das hast Du ganz toll gemacht. Habe mir das Bild länger angesehen. Mein persönlicher Favorit ist der linke Teil (obwohl beide ja ein Bild bilden). Viele Grüße Olaf.zirl 15/06/2011 15:54
Hallo Sighard,ich schliesse mich Ralf an, bei deiner Beschreibung und dem wunderschönen Stimmungsbild bekommt man Fernweh !!!
Freu mich schon auf die "Urlaubsfotos"
LG
Bernd
Ralf Thiele 15/06/2011 1:00
Hallo Sighard,deine Reisebeschreibung liest sich ja sehr angenehm und interessant, bitte mehr davon!
Mal ganz abgesehen von den Fotos, die ja hoffentlich noch zeigen wirst.
Auf deinen Fotos oben kann man ja schon die Transparenz des Himmels erahnen!
LG, Ralf
Pixelraini 15/06/2011 0:26
Hallo SighardWenn ich deinen Bericht lese, läuft mir das Wasser im Mund zusammen...
So was möchte ich auch einmal erleben.
Bin gespannt auf deine Ausbeute.
Das Stimmungsbild ist schon mal Klasse.
LG Rainer