sturmesnächtens
Sarekdurchquerung, Februar 2015
Ein wenig Besorgnis schwingt immer mit, wenn man sich wintertags in den Bergen Lapplands bewegt, zumal in einem Gebiet wie dem Sarek, welcher als DAS Schlechtwettergebiet Schwedens gilt. Nur wenige Tage bevor wir los marschiert waren, traf der Orkan Ole mit ungeheurer Wucht auf die nordnorwegische Küste. Während des Sturms wurden auch in den schwedischen Bergen Spitzenböen an die 200 km / h gemessen. Solch ein Sturm kann jederzeit vom Nordmeer herauf ziehen. Die Gedanken daran tragen wir mit uns, aber wir wollen es nicht hoffen.
An diesem Nachmittag wird uns klar ..., ein Sturm wird kommen. Aber wann und wie stark wird er sein. Wird es gleichmäßig wehen, oder haben wir mit schweren Sturmböen zu rechnen, die besonders unangenehm werden können. Wir wissen es nicht, der nächste Ort ist dutzende Kilometer entfernt, genauso jeglicher Handyempfang. Weit oberhalb der Baumgrenze, ohne jeden Windschutz, bekommen wir ein mulmiges Gefühl, auch wenn wir solche Situationen nun schon des Öfteren erlebt haben.
Der Himmel ist milchig, die Sonne verschwindet, der lockere Schnee rast über Kuppen und Berge. Wir beschließen diesen Tourentag zeitig zu beenden und uns ein Bollwerk zu errichten. Ein oder gar zwei Stunden mauern wir einen Schneewall um unser Zelt, der den gröbsten Unbill abhalten soll.
Wir hören sie schon in der Ferne. In einer Art Donnergrollen kommen die Sturmböen auf uns zugerast. Gleich ...., whhhuuuuum. Es ist dunkel, ausserhalb unseres Bollwerks kann man sich kaum noch auf zwei Beinen halten, wir haben es ausprobiert. Wieder, immer wieder ... whhhhuuuuummmm ..., es dauert 10, 20 Sekunden an ..., das Zelt wird ein- und niedergedrückt, kurz darauf hinauf gesogen ..., Stille, absolute Stille ..., war es das? Nein, wir hören es erst leise, die nächste Sturmböe rollt an ..., laut, lauter .... whhhhhuuuumm! Eine mehr oder weniger schlaflose Nacht.
Obwohl Furcht einflößend, haben solche Nächte, diese Naturgewalten, etwas Faszinierendes. Am nächsten Morgen werden die Pulken ( die Lastenschlitten ) kaum mehr sichtbar sein. Es geht gut. Das Bollwerk wäre auch nicht unser letztes Wort in Sachen Schutz gewesen. Wir haben die Mauer an einer mächtigen Wächte gebaut. Nach hinten hin hätten wir uns im Falle des Falles eine Schneehöhle in die Wächte hinein graben können. Aber so war es uns bequemer ...
Noch ein Link zu einem Filmschnipselchen, der keinen Anspruch darauf hegt irgendwie gut zu sein. Er ist im Gegenteil schlecht, verwackelt und laut, aber er kann die Angelegenheit etwas besser veranschaulichen. Es ist noch hell, der Sturm hat noch nicht begonnen. Wir sind dabei das Zelt einzuräumen. In der Nacht ging es dann los ..., kein Gedanke daran sich noch mal hinaus zu wagen, geschweige denn zu filmen ...
https://www.youtube.com/watch?v=EkZI0M32l_w
Doreen A. 21/03/2015 23:16
Wieder frage ich mich, warum setzt man sich freiwillig solchen Naturgewalten aus? Und das noch im Urlaub!Ich weiß es: Du willst uns nur mit Deinen Erzählungen in Atem halten.
Da sitze ich im Warmen und friere beim Anschauen Deine Bilder und des Videos.
Brrrrrrrr. Kkkkkkkalt!
L.Gr. Doreen
Stephan.Mertens 17/03/2015 11:54
Hej Tore,da habt ihr ja eine echt massive Wand gebaut. Für derart ungestümes Wetter kommt wohl auch kaum ein anderer Zelthersteller in Frage :)
Viele Grüße,
Stephan
Tore Straubhaar 15/03/2015 18:51
@ Peter,200 km/h hatten wir auch garantiert nicht in der Nacht ( ausser evtl. auf den Bergspitzen ). Aber etwa zwei Wochen zuvor ging´s ziemlich heftig zu da oben. 100 oder 120 km/h reichen aber auch schon, wenn man keinen Schutz hat.
Danke und viele Grüße von Tore
Peter Silje 15/03/2015 16:46
Ihr seid einfach irre, im Positiven!!!Das was das Foto in keinster Weise zeigen kann, wird im Video sichtbar.
Wahnsinn.
Habe selbst schon 200kmh erlebt, allerdings im schützenden Haus der Wetterwarte.
Um nichts in der Welt hätte ich da im Zelt sein wollen....
VG Peter
scanpics 09/03/2015 20:57
Hi Tore,hab' heute Morgen ja schon Deine "Camping-Impression" bestaunt und den Bericht dazu verschlungen. Das ist schon eine sehr besondere Art Zelturlaub zu machen, aber gerade das liebst Du ja. Das kurze Video ist total förderlich für Deine Erzählung. Wenn man bedenkt, dass das vor dem Sturm war, dann kann man "verzeihen", dass Du während der Stürmerei lieber im Zelt geblieben bist und im warmen Schlafsack vermutlich lieber ein paar Käxe gegessen hast, bis der Sturm vorbei war ;-). Du gibst gleich zum Anfang Deiner Sarek-Serie Vollgas ... herrlich. Das hat die letzten Wochen gefehlt. Ich freue mich total auf Deine weiteren Bilder und Geschichten aus dem wilden Norden.
Liebe Grüße, Christian
Minnimouse 09/03/2015 15:01
Ich bin überzeugt, ihr wisst was ihr tut. Aber trotzdem .... ich hätte nur Angst und bin froh nicht eure Mutter zu sein.LG Trixi
Annette He 09/03/2015 7:37
Diese Naturgewalten sind faszinierend, ich kann eigentlich nicht genug davon bekommen. Allerdings ist es etwas anderes, wenn man mitten drin steckt. Deine Beschreibung ist mal wieder vom allerfeinsten.Gruß,
Annette
Wilfried Humann 08/03/2015 22:02
Spannend wie immer sind Bericht und Bild, das Video zeigt mir den Ernst der Situation noch deutlicher. Zum Glück habt ihr es gut überstanden! LG WilfriedRalf Bolte 08/03/2015 21:50
Als Ole über die Lofoten wütete, fiel dort angeblich für 36 Stunden der Strom aus...Auch schon nicht schön, aber nichts im Vergleich zu den Bedingungen, die Ihr aushalten mußtet. Respekt!vg Ralf
JensBachmann 08/03/2015 21:13
Hi Tore :)Eindrückliches Foto, da braucht es die Beschreibung eigentlich gar nicht. Alleine das Wolkenbild spricht Bände!
Grüße
Jens
PS: Freue mich sehr auf weitere Fotos. Obwohl das Betrachten auch etwas weh tut wenn man selber dieses Jahr nicht aus dem heimischen Sch...winter wegkommt.
Körnchen71 08/03/2015 20:40
Das sagt mir was, da werde ich mir morgen mal die Fjällkarte rausziehen und schauen.. .Wir planen gerade an unserer Sommertour und einmal bei schönem Wetter ins Rapadelta schauen wäre schon supi ... Auch viele Grüße vom KörnchenTore Straubhaar 08/03/2015 20:35
@Tanja,wir sind nicht durchs Rapadelta gegangen, also nicht über Aktse. Noch vor Pårte sind wir nach Norden, Richtung Pårek abgebogen und übers Fjäll gegangen. An der Mündung des Gådokjåhkå sind wir dann auf den Rapaälv gestoßen und das Rapadal hinauf gelaufen. Das Foto stammt aus dem nördlichen Ruohtesvágge. Bei dem Berg handelt es sich um den Niják.
Viele Grüße von Tore
DeVo 08/03/2015 20:31
Bewundernswert, was Du alles auf dich nimmst.HG D.
Körnchen71 08/03/2015 20:26
Also das würde mich schon mal reizen, allerdings nur für zwei drei Nächte und mit Leuten, die sich da auskennen:-) Und mit der geeigneten Ausrüstung. Seid ihr übers Rapadelta und Parte gekommen?Wie warm ist es eigentlich im Inneren des Zeltes? So viele Fragen. ist spannend zu hören, wie der Wind bläst, hatten im Sommer einmal ähnliche Geräusche da oben.....
Weiter machen! lg Tanja
Manfred Bartels 08/03/2015 19:47
Schwere Stürme gab es in Island auch mit mehr als 60m/sec. Wir haben es geschafft ihnen aus dem Weg zu gehen, ich habe nur später die Berichte gelesen. Da mussten Skiwanderer gerettet werden, weil ihre Ausrüstung inkl. Zelt weggeflogen war...Ihr habt euch gut eingerichtet, aber ob es ausreicht, das weiß man vorher nicht.
Deine Beschreibung ist ausführlich und man versteht sofort, was euch erwartet, das Video ist eine gute Ergänzung.
LG Manfred