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Südstadtbummel -4-

Südstadtbummel -4-

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anne47


Premium (World), Köln

Südstadtbummel -4-

direkt neben der Bottmühle stand früher die alte Schokoladen-Fabrik der Firma Stollwerck.

Die sich zuletzt auf 50.000 Quadratmetern des Severinsviertels erstreckende Schokoladenfabrik Stollwerck war 1839 von Franz Stollwerck gegründet worden. Nach mehreren Generationswechseln geriet das weltweit tätige Unternehmen im Zuge von Weltwirtschaftskrise und Zweitem Weltkrieg in eine finanzielle Schieflage, die erst mit der Übernahme durch Hans Imhoff im Jahr 1972 beendet war. Unter Imhoff entwickelte sich Stollwerck zu einem der führenden deutschen Schokoladenhersteller. Das Stollwerck-Fabrikgelände war Arbeitsplatz für viele Menschen und prägte das umliegende Severinsviertel. Mitte der siebziger Jahre legte Stollwerck den innerstädtischen Produktionsstandort still und verlagerte die Produktion auf andere Niederlassungen.

Am 30. Mai 1978 schrieb die Stadt Köln einen Architektenwettbewerb zur Umgestaltung des Stollwerckgeländes aus. Der Wettbewerb wurde von der Kölner Design Team 8-Planungsgruppe (DT8) gewonnen. Deren Entwurf beinhaltete einen weitgehenden Abriss der Fabrikgebäude, verbunden mit dem Neubau von Wohnhäusern auf dem Gelände. Ein kleinerer Teil der Fabrik sollte durch den Einbau von Wohnungen erhalten werden. Unterlegen war der Entwurf der Arbeitsgruppe „Wohnen im Stollwerck“, der den Umbau der gesamten Fabrik zu preisgünstigem Wohnraum durch den Einbau von Wohnungen in die Industriebauten vorsah.
Am 20. Mai 1980 bestätigte der Stadtentwicklungsausschuss den Teilabriss der Fabrik und das von der Stadt favorisierte Sanierungsmodell trotz vehementer Proteste der Bürgerinitiative BISA und ihrer Sympathisanten. Als klar wurde, dass der Abriss unmittelbar bevorstand, zogen die Demonstranten vom Rathaus zur Fabrik und nahmen das Gelände in Besitz. Die Besetzer richteten sich unter dem Motto „Macht Stollwerck zum Bollwerk“ auf einen längeren Verbleib in der Fabrik ein. Mit den Besetzern kooperierend organisierte in der Fabrik das Kulturzentrum Palazzo Schoko, ein legaler Zwischenmieter, Konzerte und Aktionskunst, die wiederum für Anziehung unter den Unterstützern der Besetzung sorgten. Die Stadtverwaltung kündigte schließlich allen Gruppen und Firmen die Mietverträge für die Stollwerck-Gebäude, ließ Strom und Wasser abstellen, wodurch auch die Aktivitäten des Kölner Schauspiels auf dem Gelände beendet wurden. Schließlich setzte sich der linke Flügel der Sozialdemokraten auf einem Parteitag knapp mit einem Antrag gegen eine gewaltsame Räumung durch, der die Fraktion zu Zugeständnissen gegenüber den Besetzern und zur Weiterführung von Verhandlung um die Fabrik verpflichtete. Zuletzt entsandte Willy Brandt den Kölner Hans-Jürgen Wischnewski, damals stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, zur Vermittlung in Sachen Stollwerck. Wischnewski forderte den Dialog der zerstrittenen Flügel. Tatsächlich akzeptierte die verbliebene Basis der Besetzer, von der Polizei auf rund 100 Personen geschätzt, die Übereinkunft und bereitete sich auf den Abzug aus der Fabrik vor.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stollwerckbesetzung

Commenti 2

  • Rubie 24/11/2021 22:33

    Sehr schön angelegt.LGrubie
  • Fotobock 24/11/2021 0:20

    Schön, wie sich der Efeu ausbreitet. Eigentlich schade, wenn die alten Gebäude einfach gesprengt werden- man sollte mehr diese geschichtlich interessanten Gebäude sanieren Aber was geschehen ist, ist geschehen. lg Barbara