Sulzfelder Osterbrunnen ...

Sulzfelder Osterbrunnen ...

... im Landkreis Rhön-Grabfeld ist in meinen Augen als ein extremes Beispiel von vergewaltigter Brauchtumpflege anzusehen:
Dem modern gestalteten Wasserspender wurde zur Osterzeit eine unnatürlich wirkende, künstliche grüne Girlandenkrone aufgesetzt die dazu noch mit bunten Kunststoffeiern behängt wurde.
Der Hintergrund:
Ürsprünglich stammt dieser uralte keltisch-germanischer Brauch aus der vorchristlichen Zeit und wurde in Oberfranken in den Dörfern der Fränkischen Schweiz bis heute noch praktiziert.
Für eine Dorfgemeinschaft war die eigene Trinkwasserversorgung fürs Überleben äußerst wichtig. Die Schöpf- und Pumpbrunnen wurden nach der kalten Winterszeit mit Beginn des Fühjahres instand gesetzt und gereinigt, damit sauberes Wasser wieder zur Verfügung stand.
Später wurde um Ostern herum die Brunnen als Quelle allen Lebens mit frischen grünen Zweigen und ausgeblasenen, liebevoll handbemalten Ostereiern geschmückt.
Vor 20-30 Jahren schwappte dieser schöne Osterbrauch von den oberfränkischen Dörfern aus über die Grenzen des Regierungsbezirkes ins benachbarte Unterfranken und überschwemmte das ganze Land flächendeckend.
Plötzlich erinnerte man sich in unzähligen Gemeinden an die vielerorts nicht mehr in Gebrauch befindlichen Trinkwasserbrunnen. Vor allem die Vereine für Obst- und Gartenbau und Landespflege und andere in den Dörfern aktiv tätige Gruppen belebten eben diesen Brauch wieder. Jede Dorfgemeinschaft setzte alles daran den "schönsten" Osterbrunnen zu besitzen und ein wahrer Wettbewerb um den größten und am schönsten geschmückten Osterbrunnen entstand. Es gibt sogar organisierte Busrundfahrten durch die Fränkische Schweiz zur Besichtigung der schönsten Osterbrunnen.
Die amtlichen Brauchtumspfleger zogen kopfschüttelnd teilweise energisch die Notbremse. Diese forderten man solle keine "toten" Brunnen schmücken und so künstlich am Leben erhalten, sondern eben nur dort einen Osterbrunnen schmücken wo auch heutzutage noch das Wasser aus dem Brunnen mit der Schwengelpumpe gefördert werden kann.
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Bilddaten: 1/400 Sek; F 6.4; ISO: 200; 318 mm; Digicam: FinePix S 9600.