Teufelchens glühende Hörner...
...sind das nicht! Hier war die Lindengallmilbe (Eriophyes tiliae) am Werk.
Die Lindengallmilbe (Eriophyes tiliae) ruft ein vergleichsweise auffälliges Schadbild hervor. Von ihr befallene Lindenblätter besitzen oberseits recht lange bis zu 15 mm große stiftartige Gallen. Meist sind auf dem Blatt eine Vielzahl von Gallen anzutreffen. Die Farbe der Gallen variiert zwischen gelblich-braun bis zu rot. Blattverfärbungen treten nicht auf, die Blätter bleiben also weiter grün. Obgleich die Pflanze optisch leidet wird das Wachstum der Pflanzen nicht beeinträchtigt. Die Tiere befinden sich innerhalb der Gallen. Gallmilben besitzen nur vier Beine, zählen jedoch wie alle Milben zu den Spinnentieren. Sie haben einen wurm- oder spindelförmigen Körper bei einer Länge von nur 0,1 bis 0,2 mm und einer Breite von 20-50 µm. Die Verursacher sind somit nur mit Hilfe eines Mikroskopes sicher zu erkennen.
Auf Atmungsorgane, Augen oder gar einen Blutkreislauf können sie aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer speziellen Lebensweise verzichten. Erwachsene Milbenweibchen, die in den Knospen der Linde überwintert haben, wandern im Frühjahr auf die Unterseite der jungen Blätter und ernähren sich von deren Zellsaft. Dazu durchstechen die Milben mit ihren stilettartigen Mundwerkzeugen die Außenwand der Blattzellen und saugen den austretenden Zellsaft. Die Pflanzenzellen scheinen den Biss der kleinen Milben problemlos zu verkraften, tatsächlich verändern sie sich aber grundlegend. Durch den Biss sind Sekrete aus den Speicheldrüsen der Gallmilbe in die Pflanzenzellen gelangt. In diesen Speichelsekreten sind Stoffe enthalten, die den Wachstumshormonen der Pflanzen ähneln. Was auf molekularer Ebene genau passiert, ist noch immer weitgehend unerforscht. Nur soviel sit klar: Die hormonartigen Speichelstoffe verändern das Wachstumsverhalten der Zelle, ihr Zellkern vergrößert sich, und sie gibt Botenstoffe an ihre Nachbarzellen ab, die dazu führen, dass das Gewebe rund um die Bissstelle zu wachsen beginnt. Dadurch wölbt sich das Blatt über der Bissstelle nach oben, und es entsteht die beutelförmige rote Galle, die über eine kleine Öffnung mit der Blattunterseite verbunden ist. Im Innern und im Bereich der Öffnung ist die Galle dicht behaart. Das sorgt für ein gleichmäßig feuchtes Klima in der Galle. Zudem entwickelt sich auf der Innenseite der Galle ein Nährgewebe, das Stärke und Proteine speichert. Das Milbenweibchen, das in der Knospe überwintert und durch seinen Biss die Entwicklung der Galle ausgelöst hat, legt in der wachsenden Galle ihre Eier und stirbt danach ab. Aus den Eiern schlüpfen innerhalb weniger Tage die Larven, die wie die erwachsenen Milben die Pflanzenzellen anstechen und durch ihre Speichelinjektionen das Wachstum der Galle und die Ausbildung des Nährgewebes in Gang halten. Im Laufe des Sommers entwickeln sich mehrere Generationen innerhalb der Galle und die Zahl der Milben kann auf über 100 Tierchen ansteigen. Neue Gallen kommen aber nicht mehr hinzu, sie können nur im Frühjahr am jungen, wachsenden Blatt entstehen. Aus der letzten Milbengeneration wandern befruchtete Weibchen wieder in die Überwinterungsknospen an den Zweigspitzen. Wie sie den Weg dorthin finden, zählt zu den vielen kleinen Geheimnissen der Biologie.
http://www.arbofux.de/lindengallmilbe-stiftgallen.html
http://www.botgarten.uni-mainz.de/1033.php
Canon PowerShot SX280 HS
ISO 160
f 8,0
1/320 s
4,5 mm (25 mm KB) Makromodus
† Richard. H Fischer 22/06/2014 2:08
Tanz des aufgeregten Wurmvereins.Eine seht interessante - und sicher vielen Menschen unbekannte Tatsache.
Lieben Gruß, Richard
Frank-Dieter Peyer 21/06/2014 16:28
Daher kommen also die Cilieschoten. ;-)Von dieser Mückenart habe ich bis gestern auch noch nichts gehört. Tolles Foto zum Gelernten!
Ralf Patela 21/06/2014 15:12
Sieht doch eigentlich niedlich aus.Gruß Ralf
Willy Brüchle 21/06/2014 14:22
Sehr gut dokumentiert. MfG, w.b.