Tortendeckel trifft Glühwürmchen 2
Spotmatic mit Rossmann 200 im Juli 2009
2. Teil der neuen Geschichte
Tortendeckel trifft Glühwürmchen
„Ich trag übrigens nichts drunter!“, sagt Hedwig und zündet sich eine Zigarette an.
„Großartig!“, antworte ich. Im Chat mag sie meinen Humor. Live hat sie ihre Gesichtszüge unter Kontrolle. Es folgen ein paar Seufzer. Wir finden beide, man ist halt viel alleine, was nicht so schlimm wäre, aber die Einsamkeit, die muss doch nicht sein. Wir scheinen uns wirklich mit wenigen Worten zu verstehen. Es gibt Kaffee und keinen Kuchen, da sie ja nicht vorbereitet war. Aber das ist mir ganz recht. Kuchen ist nur so eine Alibispeisung gegen Hemmungen und Verlegenheiten.
„Neulich war einer hier, der roch wie das Pausenbrot meines Mannes!“ lacht Hedwig, „den hab ich gleich wieder weg geschickt.“ Wir lachen kurz. Das Lachen verstummt aber schnell und dann Schweigen wir eine gefühlte Ewigkeit. Plötzlich fragt sie, ob ich meine Liste mit meinen Vorlieben ausgedruckt habe, damit sie noch mal drauf gucken kann. Natürlich habe ich das. Sie schüttelt bei meinen besonderen Spezialitäten den Kopf. Bei ein paar Wünschen nickt sie und bei den extra als niedlich einzustufenden Schmusesachen, muss sie sogar kichern. Damit liege ich auch immer wieder richtig.
„Du bist pervers, stimmts?“
Ich nicke. Dann händigt sie mir ihre Liste aus.
„Du bist auch pervers!“
„Ja, aber anders pervers!“ Wir versuchen die kleinen nun offen gelegten Geheimnisse in Schubladen zu packen. Also: schon pervers, grade noch abartig, gefällig versaut, geländegängig, mit Anhängerkupplung, knuffig etc. Dann machen wir einen Abgleich. Ich hole meinen Laptop aus dem mitgebrachten Rucksack, damit wir eine Exeltabelle erstellen können.
Immer wieder sticht sie mit ihrem langen Finger in die Wunde: „Also das Männer auf so was stehen. Da vergeht es mir aber echt!“
„Ach, du glaubst nicht, wie oft ich das schon gehört habe!“, antworte ich gelassen. Mit der Frau verstehe ich mich wirklich. Bereits beim Erstellen unseres gemeinsamen Arbeitsprofils, knabbere ich ihren Sonnenbrand an und das ist ein gutes Zeichen. Sie schätzt das. Sie findet auch, dass ich dabei meine Zahnlücken gut zur Geltung bringe und sagt auch, dass Männer mit großen Zahnlücken großzügige Menschen sind. Ihr Sonnenkleid streift sich geschmeidig von ihr ab und wie ein großes Blatt weht es hinaus auf den Balkon.
Zwischendurch sagt sie: „Ich weiß ja nicht, was die Nachbarn denken sollen! Es ist so hellhörig hier!“ Und dann fordert sie mich auf: lauter, unverschämter, verletzender und somit perverser zu sein. Bestimmte Dinge soll ich zu ihr sagen, andere wieder nicht, weil die sie an ihren Mann erinnern. Dass der uns die ganze Zeit zusieht, finde ich auch eher unschön, aber man kann nicht alles haben. Man muss auch mal zufrieden sein.
Zum Abschied gibt es wieder einen Händedruck, welcher aber diesmal sehr beherzt und freundlich ist. Eigentlich muss ich mich beeilen, um meine nächste Bahn zu bekommen, aber ich möchte noch ein paar Schritte gehen und den Müttern mit ihren Kindern, den Hunden und den Katzen und den hiesigen Einwohnern zuschauen. Ich jedenfalls sehe so etwas in dieser Form nicht alle Tage.
7. August 2009
Matthias von Schramm 08/08/2009 18:37
moin stephan ... danke dir - klar son kurzgeschichtenfilm oder so schwebt mir auch schon noch mal vor ... im moment liegt viel im bereich von abstraktion, anriss, tanz, sketch und kunst und so ... aber ich will da schon noch was mit handlung machen.elvisfirewolf 08/08/2009 2:04
fett !Zwei AnSichten 08/08/2009 0:05
lol für die Exeltabelle :-)))das Bild dazu gefällt mir auch
lg Ingrid