Tower-Impressionen

Tower-Impressionen

Der wohl geschichtsträchtigste Ort Londons ist der Tower of London, ein riesiger Komplex aus alten, von stattlichen Mauern umgebenen Gebäuden, die in der glanzvollen Vergangenheit Könige beherbergten, als Gefängnis und Hinrichtungsstätte für am Hofe in Ungnade gefallene Personen dienten, wo sich die königliche Münze befand und bis heute die Kronjuwelen aufbewahrt und besichtigt werden können. Die Eindrücke dort sind vielfältig, und diese kleine Collage zeigt einige davon. Im Uhrzeigersinn von oben links sind zu sehen:

Der White Tower, dessen Grundstein auf Veranlassung des Normannenkönigs Wilhelm der Eroberer bereits im Jahr 1078 gelegt wurde, ist das Herzstück der nach ihm benannten Anlage. Mit einer Grundfläche von 32,5 x 36 Meter und gut 30 Metern Höhe ist er der größte Turm der Festung und diente u.a. zunächst als Wohngebäude der Könige, wurde aber bald als zu klein erachtet und im 13. Jahrhundert als Gefängnis genutzt. Im Jahr 1240 erhielt er durch seine innen und außen weiß getünchten Mauern sein auch heute noch charakteristisches Aussehen.

Einer der sieben Tower-Raben, die das Areal bevölkern, völlig furchtlos zwischen den Touristen herummarschieren und auch gern mal Chipstüten und ähnliches klauen, wenn es sich gerade so ergibt. Da einer Legende nach der Tower und die Monarchie in England fallen, wenn die Kolkraben den Tower verlassen, werden regelmäßig die Schwungfedern ihrer Flügel gestutzt, um sie am Wegfliegen zu hindern. Als Soldat Ihrer Majestät im untersten Dienstrang müssen sie treu und charakterfest sein sowie sich zu benehmen wissen, sonst droht die unehrenhafte Entlassung und der Verlust der Privilegien, die einen eigenen Bediensteten (den Raven Master) und regelmäßige Mahlzeiten umfassen. Ca. 4000 Pfund Unterhalt pro Vogel lässt die Krone sich die Haltung der Raben -die natürlich alle einen Namen haben- jährlich kosten. Ob ich nun Munin, Merlin, Gripp, Jubilee oder wie sie sonst noch heißen fotografiert habe – keine Ahnung.

Die schönen alten Häuser mit den leuchtendblau gestrichenen Türen sind heutzutage die Unterkünfte der Yeoman Warders und ihrer Familien. Die Tower-Wachen, die früher auch die Leibgarde der Könige stellten, als diese noch im Tower wohnten, sind heute an ihren typischen dunklen Uniformen mit rotem Kragen zu erkennen, auf deren Brust ein großes rotes Emblem mit den Buchstaben „E II. R“ darauf verweist, dass sie Königin (Regina) Elizabeth II. dienen. Nur Soldaten mit einer langen, erfolgreichen Dienstzeit und mindestens im Rang der Sergeant Major dürfen sich Hoffnungen machen, zum Yeoman Warden berufen zu werden. Erst 2007 wurde diese Ehre erstmals einer Frau zuteil.

Bereits um 1200 begann man, in der Menagerie im Tower exotische Tiere zu halten. Diese waren teils Gastgeschenke anderer Herrscher und sollten die Macht und Weltgewandtheit der britischen Krone symbolisieren. Neben unzähligen Löwen, Tigern und Kängurus gab es auch einen Eisbären, der im 13. Jahrhundert mit einer Eisenkette um den Fuß gesichert regelmäßig in der Themse nach Fischen angelte. Andere Tiere liefen frei auf dem Gelände herum, bis die Menagerie nach mehreren Angriffen auf Besucher auf Veranlassung des damaligen Herzogs von Wellington um das Jahr 1820 herum geschlossen wurde. Die Tiere wurden entweder an Wanderzirkusse abgegeben oder legten den Grundstein für den Londoner Zoo im Regent‘s Park. Seit dem Mai 2011 bevölkern 13 lebensgroße Tierskulpturen der Künstlerin Kendra Haste -die Royal Beasts- das Gelände an strategischen Punkten und geben einen Eindruck davon, wie die Tiere gehalten wurden. Diese beiden Paviane hocken lässig auf der Mauer nahe des Lanthorn Towers.
Quellen Wikipedia, Die Welt, Culture 24
London im Juni/Juli 2017