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anne47


Premium (World), Köln

Tübingen 1945

Johann Christian Friedrich Hölderlin
* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, Herzogtum Württemberg;
† 7. Juni 1843 in Tübingen, Königreich Württemberg

Er war ein deutscher Dichter, der zu den bedeutendsten Lyrikern seiner Zeit zählt. Sein Werk lässt sich innerhalb der deutschen Literatur um 1800 weder der Weimarer Klassik noch der Romantik zuordnen.

Hölderlin war zunächst als Hauslehrer für Kinder wohlhabender Familien tätig und 1793/94 mit dieser Tätigkeit bei Charlotte von Kalb in Waltershausen im Grabfeld betraut. 1794 besuchte er die Universität Jena, um dort Vorlesungen von Johann Gottlieb Fichte zu hören. Er lernte während dieses Aufenthaltes Johann Wolfgang von Goethe und den von ihm besonders verehrten Friedrich Schiller kennen. Auch machte er die Bekanntschaft Friedrich von Hardenbergs (Novalis) und, im Mai 1794, Isaac von Sinclairs, mit dem er ab April 1795 ein Gartenhäuschen in Jena bewohnte. Im Mai 1795 verließ Hölderlin die Universitätsstadt fluchtartig, weil er glaubte, sein großes Vorbild Schiller enttäuscht zu haben, und sich neben ihm nichtig wie ein kleiner Schüler fühlte. Verwirrt und mit Zeichen der Verwahrlosung tauchte er wieder in Nürtingen auf.

1796 wurde er Hauslehrer der Kinder Jakob Gontards, eines Frankfurter Bankiers. Hier begegnete er dessen Ehefrau Susette, die seine große Liebe wurde. Susette Gontard ist das Modell für die "Diotima" seines Briefromans "Hyperion". Als Gontard von der Beziehung seiner Ehefrau zum Erzieher des Sohnes erfuhr, musste Hölderlin seine Tätigkeit im Haus des Bankiers beenden. Er flüchtete nach Homburg zu seinem Studienfreund Isaac von Sinclair. Hölderlin befand sich in einer schwierigen finanziellen Situation (obwohl einige seiner Gedichte mit Hilfe seines Gönners Schiller veröffentlicht wurden) und war auf die materielle Unterstützung durch seine Mutter angewiesen. Schon damals wurde bei ihm das Leiden an einer schweren „Hypochondrie“ festgestellt; ein Zustand, der sich nach seinem letzten Treffen mit Susette Gontard 1800 verschlechterte.

Am 11. September 1806 wurde Hölderlin mit Gewalt von Homburg nach Tübingen in das von Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth geleitete Universitätsklinikum geschafft. Spätestens von diesem Zeitpunkt an galt Hölderlin seinen Zeitgenossen als wahnsinnig. Im Tübinger Klinikum erfolgte eine 231-tägige, für damalige Verhältnisse als fortschrittlich angesehene Zwangsbehandlung, offenbar in Folge der Autenriethschen Diagnose einer „Manie als Nachkrankheit der Krätze“.
Im historischen Rückblick scheint die Behandlung in vielen Phasen eine geradezu traumatische Qualität gehabt zu haben; man kann kaum annehmen, dass das psychische Befinden Hölderlins sich dadurch verbessert hat.

1807 kam Hölderlin, am 3. Mai von Autenrieth als „unheilbar“ und mit der Aussicht auf nur wenige weitere Lebensjahre entlassen, zur Pflege in den Haushalt Ernst Zimmers, eines Tübinger Tischlers und Bewunderers des Hyperion. Hier bewohnte er als Mitglied des Haushalts und mit familiär-fürsorglicher Unterstützung, zuletzt durch Lotte Zimmer, eine Turmstube oberhalb des Neckars (Hölderlinturm). Zudem bestand eine Vormundschaft durch die Mutter, nach deren Tod 1828 durch den Oberamtspfleger Burk. Hölderlin war finanziell sowohl durch ein privates Erbe als auch durch eine Sonderrente vom württembergischen Hof abgesichert. Ein Hinweis darauf, dass ihm seine Situation bewusst war und wie er sie empfand, ist ein oft zitiertes Gedicht vom Januar 1811:

Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen,
Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,
April und Mai und Julius sind ferne
Ich bin nichts mehr;
ich lebe nicht mehr gerne

1843 starb Hölderlin am 7. Juni um Mitternacht bei weitgehender körperlicher Gesundheit.

Hölderlins Poesie, die heute unbestritten als ein Höhepunkt der deutschen und abendländischen Literatur gilt, war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Ausgabe der 1826 erschienenen Gedichte immerhin unter Schriftstellern nicht unbekannt. Begeisterung erregte er unter den Anhängern der Heidelberger Romantik, besonders Clemens von Brentano und Achim von Arnim, die in einigen Ausgaben ihrer Zeitung für Einsiedler Hölderlins Gedichte abdruckten. Ersterer bekannte, dass Hölderlin „sein höchstes Ideal“ sei.

Auf dem Foto ist der Hölderlinturm vorne rechts zu sehen, er ist heute noch ein beliebtes Touristenziel.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_H%C3%B6lderlin

Commenti 13

  • smokeonthewater 22/03/2020 15:18

    Schön, dass Du an ihn erinnerst. Philosophischer Dichter und zerrissene Persönlichkeit.
    https://youtu.be/zDjWndjoDiI

    Den Hölderlinturm habe ich noch am 11. März erblicken dürfen. Da war noch nicht klar, dass Tübingen nach Heinsberg und Borken die dritthöchste Corona-Infektionsrate in Deutschland aufweist. Köln liegt übrigens auf Platz 4. Die Zahlen darf man nicht in der ersten Panik miteinander vergleichen, da Tübingen und Köln Universitäten mit medizinischer Fakultät haben – so beruhige ich mich gerade selbst.
    LG Dieter
    • anne47 22/03/2020 20:00

      Wenn man die Erkrankungen pro 100000 Einwohnern nimmt, ist Köln etwas weiter hinten. Heinsberg liegt in NRW ganz vorne
    • smokeonthewater 22/03/2020 22:12

      Die Promillezahlen meine ich. Gestern: Heinsberg 3,5, Borken 0,56, Tübingen 0,55, Köln 0,54.
    • smokeonthewater 22/03/2020 22:52

      Heutiges Ranking: Heinsberg 3,60, Freiburg/Br. 0,85, Aachen 0,80, Borken 0,74, Köln und München 0,71
  • Monsieur M 21/03/2020 10:17

    Dem Bild sind die bitteren Zeiten, die davor lagen, gar nicht anzusehen.
    LG Norbert
  • K.-H.Schulz 20/03/2020 21:21

    Tübingen mal in sefia
    Klasse gemacht
    lG:karl-Heinz
  • homwico 20/03/2020 18:46

    Schön gezeigt und mit einer schönen Dokumentation hinterlegt.
    LG homwico
  • Wolfgang1694 20/03/2020 16:51

    Du warst wieder in der Schatztruhe, die muss ziemlich groß sein :-).
    Wird in den nächsten Tagen öfter vorkommen, 
    bleib gesund. 
    LG Wolfgang
  • Maria J. 20/03/2020 16:25

    Pünktlich zum 250. Geburtstag ... :-)
    Mir fallen bei Hölderlin immer diese wunderschönen Zeilen ein:

    Hälfte des Lebens

    Mit gelben Birnen hänget
    Und voll mit wilden Rosen
    Das Land in den See,
    Ihr holden Schwäne,
    Und trunken von Küssen
    Tunkt ihr das Haupt
    Ins heilignüchterne Wasser.

    Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
    Es Winter ist, die Blumen, und wo
    Den Sonnenschein,
    Und Schatten der Erde?
    Die Mauern stehn
    Sprachlos und kalt, im Winde
    Klirren die Fahnen.

    LG Maria
  • oilhillpitter 20/03/2020 16:15

    Das ist viel Text, muss ich mir später durchlesen. LG und bleib gesund. Peter