Überlebenskünstler
Obwohl es bei uns in den letzten Tagen nicht geregnet hat, sind diese Flechten (von Nachbars Mauerabdeckplatte) voll turgeszent (gequollen). Dies beruht auf einer einzigartigen Fähigkeit dieser wechselfeuchten Organismen: Sie sind in der Lage, ihren Feuchtigkeitsbedarf aus nicht flüssigem Wasser zu decken, indem sie aus feuchtigkeitsgesättigter Luft (heute Vormittag war es bei uns nebelig) das Wasser in ihren Körper transportieren - z.T. gegen ein Konzentrationsgefälle.
Die Vielfalt der Arten auf engstem Raum beruht auf dem vielfältigen Substratangebot: Es ist teilweise kalkhaltig (Betonplatte), z.T. aber auch silikatisch (kleine Steinchen). Dazu ist die Oberfläche sehr rau, was das Anheften der Verbreitungseinheiten (Sporen, Soredien, Isidien) begünstigt.
Die rosettige Blattflechte im Zentrum ist eine Physcia adscendens (Helm-Schwielenflechte), rechts unten sehen wir Xanthoria parietina (Wand-Gelbflechte). Die orangefarbene Blattflechte mit den schmalen Lappen ist Xanthoria elegans (Zierliche Gelbflechte). Die braunen Apothecien mit weißem Rand gehören zur Krustenflechte Lecanora dispersa (Zerstreute Kuchenflechte) und die gelb-bräunlichen Apothecien mit deutlich gelbem Rand sind von Candelariella aurella (Goldfarbene Dotterflechte). Im trockenen Zustand sehen all diese Arten etwas verändert aus - v.a. bei der Farbe.
Alle hier vertretenen Species sind außerordentlich commun.
Apropos: Dies ist mein erster Stacking-Versuch mit dem Lupenobjektiv außerhalb meiner Wohnung (Conny Wermkes spektakuläre Pilz-Bilder aus dem Wald mit diesem Objektiv haben mich mutig gemacht).
Christian Johannes Michel 11/03/2014 23:09
Wunderbar,wie Du uns die fünf Flechten und das Substrat dazu in einem Bild erklärt hast.Liebe Grüße,christianjohannes
Maria J. 03/11/2013 9:13
@Alles klar Ulrich!Bin gespannt auf die nächsten Aufnahmen!
LG Maria
Ulrich Kirschbaum 01/11/2013 22:58
@Maria, das 100 mm hört da auf, wo das Lupenobjektiv beginnt, nämlich beim Abbildungsmaßstab 1:1.Beim Stacking benötigt man eigentlich keine Stecknadel (ist auch in eine Betonplatte sehr schlecht hineinzustechen -:)) - man sollte allerdings darauf achten, dass man bei ersten Lösen des Schlittens nicht gleich zu weit hinunterrutscht; das ist mir möglicherweise passiert.
mfg Ulrich
Maria J. 01/11/2013 18:02
@ Ulrich,ich merke schon, es gibt viele Gefahrenquellen .. ,-)
Ulrich Schlaugk hatte doch einen Trick, was die Entfernungseinstellung betraf! Er steckte ein Hilfs-Stöckchen, das die Höhe des Objekts hatte, neben das Motiv ... und stellte darauf scharf. So konnte er die Höhe dann exakt einstellen .. .-)
Vielleicht reicht bei den kleinen Flechten schon ein Stecknadelköpfchen ...?!
Aber wie auch immer, du wirst dich da schon heranarbeiten!
Ich hatte vermutet, dass das Lupenobjektiv nur für winzig kleine Dinge eingesetzt werden kann,
aber dem ist offensichtlich nicht so ...!
Mit Dank und Grüßen!
Maria
Ulrich Kirschbaum 01/11/2013 17:27
@Maria; die partielle Unschärfe ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass ich mit dem ersten Bild nicht weit genug oben angefangen habe - oder das Stativ hat ein bisschen gewackelt (war bis zum Anschlag ausgezogen) - oder die Abstände zwischen zwei Bildern waren mit dem Novoflex-Schlitten nicht exakt gleich ... es gibt viele Möglichkeiten; ich werde es bei Gelegenheit nochmals versuchen (war ja mein erster Versuch). Am Objektiv dürfte es nicht gelegen haben (siehe dazu meine vielen anderen Bilder, die ich damit gemacht habe.mfg Ulrich
Maria J. 01/11/2013 13:50
Die Farben und die Vielfalt der Flechten sind phantastisch, aber ehrlich gesagt, die Schärfe hinkt ein bißchen hinterher. Hier würde ich gern mal die Originaldatei sehen, denn sonst frage ich mich,warum du hier nicht einfach das 100er Makro genommen hast ...?!
Ich kenne das Lupenobjektiv nicht.
Ist dieses Motiv vielleicht schon ein wenig zu groß dafür?
Trotzdem gratuliere ich zu deinem Ausflug ins Freie,
denn ein schönes Foto ist es allemal geworden ... :-)
LG Maria
Karl Böttger 01/11/2013 8:12
Sehr gelungen und sehr gut erläutert.LG Karl
tiedau-fotos 01/11/2013 8:07
Das ist Vielfalt im wahrsten Sinne des Wortes.Wir gehen heute mal auf den Johannisfriedhof in Nürnberg (eigentlich um SW Aufnahmen zu machen), mal sehen was für Flechten ich dort entdecken kann
Danke auch für die Berichtigung...
wir wünschen Dir einen schönen Feiertag
lieben Gruß Uli + Elke
Beatrice J. 01/11/2013 0:32
Dein Flechtenparadies fängt schon in Nachbars Garten an und ist wunderschön anzusehen. In beeindruckender Qualität zeigst Du hier eine grosse Vielfalt auf engstem Raum und in kontrastreichen Farben - ein optischer Leckerbissen.Sei herzlich gegrüsst von Beatrice
mag ich 01/11/2013 0:27
prächtig wie da die farben leuchten. auch gestalterisch durch die anordnung der arten im format gut gelöst. man muss ja irgendwie schneiden.Beat Bütikofer 31/10/2013 22:50
Einmal mehr meine Hochachtung vor deinem Wissen und der Bereitschaft uns mit ausführlichen Texten daran teilhaben zu lassen.LG Beat
Günther B. 31/10/2013 22:22
Wie immer sehr informativ - Text und BildLG Günther
Werner Bartsch 31/10/2013 21:47
wunderschön zeigst du hier wieder die verschiedenartigsten flechten in ihrem lebensraum auf wenigen quadratzentimetern !lg .werner
Conny Wermke 31/10/2013 20:03
Was für eine farbenprächtige Vielfalt! So viele verschiedene Flechten vereint in einem Foto..dann noch in herbstlichen Farben..Toll!Und geht doch draussen. War heute den ganzen Tag im Wald nur mit dem MP-E unterwegs..geht immer besser. Wichtig ist, im life view zu stacken, dann hat das Teil seltsamerweise mehr Licht und die Verschlußzeit ist kurz, seit dem ich das so mache ist alles bestens
LG Conny
Ernst Kw 31/10/2013 20:01
Ein schönes Szenario der Flechten auf der Mauerkrone!Es muss ja nicht immer etwas Besonderes sein - auch diese häufigen Flechten verdienen ihre Würdigung und gut fotografiert sind sie auch!
Schöne Erklärung... was will man mehr?
Viele Grüße
Ernst