Vogtsbildstock
...Einundneunzig Jahre später, an einem hellen, sonnigen, aber rauhen Frühlingstag, hab ich die Todesstätte des Vogts im Stollengrund aufgesucht. Sein Urenkel, Michael Erdrich, der Hofbauer in den Buchen, den wir bereits kennen, war mein Führer. Ich war über Gengenbach von der Kornebene herab ins Nordracher Tal gestiegen. Nach einer stärkenden Rast auf dem Rautschhof gings wieder bergan der waldigen Bergwand zu, in deren Mitte der Stollengrund liegt. Wie bei des Vogts Todesgang lag auch heute an vielen Stellen im dichtesten Wald noch Schnee. Sein Urenkel bog hinter dem Stollenhof vom Waldweg ab und führte mich an der steilsten Stelle aufwärts in die dunklen Tannen. In wenigen Minuten standen wir an einem bemoosten, steinernen Bildstock.
„Hier, „ sprach der Buchhofbauer, „ist der Vogt tod gefunden worden, und da ist sein Bildstock.“
Ich machte den Stein von Moos frei und las: „ An dieser Stelle ist der geweste Vogt Anton Muser von Mühlstein, Vogt von den Schottenhöfen, in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1800 verfroren. Dieser Stein wurde erreichtet von Christian Muser, in der Fabrik Nordrach Glasmeister und Steinhauer, sein Enkel.“ Sein Urenkel aber, der Michael, hatte indes sein Haupt entblösst und betete für die Seelenruhe seines Urgroßvaters, und ich folgte seinem schönen Beispiel....
aus Heinrich Hansjakob: Schneeballen. Erzählungen, Der Vogt auf Mühlstein
blitzerpaul 05/02/2012 20:15
zeitgeschichte auf eine passende art und weise festgehalten. ein schönes we wünscht blitzerpaul