Vom Frühling
Der Frühling ist da. :-)
März 2008
Jiddu Krishnamurti spricht über Meditation
"Der Raum, den der Gedanke um sich erzeugt, ist ohne Liebe. Dieser Raum trennt den Menschen vom Menschen und das ganze Werden, der Lebenskampf, die Pein und die Furcht ist darin eingeschlossen. Meditation ist die Aufhebung dieses Raumes, das Aufhören des Ich. Dann gewinnen alle Beziehungen eine ganz andere Bedeutung, denn in dem Raum, der nicht durch das Denken erzeugt ist, gibt es nicht das andere - das Werden - , weil "Du" nicht mehr existierst. Meditation ist dann nicht mehr das Trachten nach einer Vision, wie geheiligt sie auch durch die Tradition sein mag. Sie ist vielmehr der endlose Raum, in den das Denken nicht eindringen kann.
Für uns ist der kleine Raum, den das Denken um sich geschaffen hat, der das Ich ist, äußerst wichtig, denn der Mensch, der sich mit allem identifiziert, was in diesem Raum vorhanden ist, kennt nichts anderes, und in diesem Raum wird auch die Furcht geboren, nicht zu sein.
Wenn der Mensch das verstanden hat, kann er in der Meditation eine Raumdimension betreten, wo Handlung Nicht-Handeln ist.
Wir wissen nicht, was Liebe ist, denn in dem Raum, den das Denken um sich als Ich geschaffen hat, ist Liebe der Konflikt zwischen dem Ich und dem Nicht-Ich. Dieser Konflikt, diese Qual ist keine Liebe, es kann nicht in jenen Raum eindringen, in dem es kein Ich gibt. In diesen Raum liegt Glückseligkeit, die der Mensch sucht und nicht finden kann. Er sucht sie innerhalb der Grenzen des Denkens, doch das Denken zerstört nur diese Segensfülle.
Wahrnehmung, die ohne Formulierung, das heißt ohne den Gedanken ist, gehört zu den seltsamsten Phänomenen. Die Wahrnehmung ist dann weit unmittelbarer - nicht nur der Verstand, sondern auch alle Sinne sind daran beteiligt. Eine Wahrnehmung dieser Art ist weder die bruchstückhafte Wahrnehmung des Intellekts, noch eine rein gefühlsmäßige. Sie kann totale Wahrnehmung genannt werden und ist eine Teil der Meditation. Wahrnehmung ohne den Wahrnehmenden heißt in der Meditation mit dem Unermeßlichen in seiner ganzen Höhe und Tiefe in Kommunion zu sein. Diese Wahrnehmung ist etwas ganz anderes als das Sehen eines Objektes ohne den Beobachter, denn in der meditierenden Wahrnehmung gibt es kein Objekt und keine Erfahrung.
Meditation ist möglich, wo es auch sein mag, wenn die Augen offen sind und man von Objekten jeder Art umgeben ist. Aber dann haben diese Objekte überhaupt keine Bedeutung. Man sieht sie, aber es ist damit kein Wiedererkennen verbunden, und das bedeutetet, daß in diesem Vorgang kein Erfahren liegt.
Welchen Zweck hat eine solche Meditation?
Sie hat keinen Zweck; es ist kein Nutzen damit verbunden. Aber in dieser Meditation liegt ein großes Entzücken, das nichts mit den üblichen Freuden zu tun hat. Dieses Entzücken verleiht dem Auge, dem Kopf und dem Herzen die Eigenschaft der Unschuld.
Wenn man das Leben nicht als etwas völlig Neues sieht, läuft es schablonenhaft ab, ist es voller Langeweile, etwas gänzlich Sinnloses. Darum ist Meditation von größter Bedeutung. Sie öffnet das Tor zu dem Unermeßlichen, zu dem Grenzlosen.
Wenn Du Dein Haupt von einem Horizont zum anderen wendest, so sehen Deine Augen einen weiten Raum, in dem alle Dinge der Erde und des Himmels sichtbar werden. Aber dieser Raum findet immer dort seine Grenze, wo Himmel und Erde einander begegnen. Der geistige Raum ist so eng. Alles was wir tun, scheint sich in diesem kleinen Raum abzuspielen: Das tägliche Leben und die verborgenen Kämpfe mit ihren widerspruchsvollen Wünschen und Motiven. In diesem begrenztem Raum sucht der Mensch nach Freiheit und bleibt daher immer ein Gefangener seiner selbst. Meditation ist die Aufhebung dieses kleinen Raumes.
Wir sind der Meinung, daß in diesem engen Raum des Geistes durch Handlung Ordnung geschaffen wird. Es gibt aber eine andere Handlung, die nicht darauf aus ist, Ordnung in diesen kleinen Raum zu bringen. Meditation ist diese Handlung, die sich einstellt, wenn der Geist seinen begrenzten Raum verloren hat. Die Weite des Raumes, die sich dann auftut und wohin der Verstand, das Ich, nicht gelangen kann, ist Schweigen. Der Geist kann in sich selbst niemals still sein; er ist nur innerhalb des weiten Raumes still, den das Denken nicht erreichen kann. Aus diesem Schweigen erwächst eine Handlung, die mit dem Denken nichts zu tun hat.
Dieses Schweigen ist Meditation.
Meditation gehört zu den ungewöhnlichsten Dingen und wenn Du nicht weißt, was sie zu bedeuten hat, bist Du wie ein blinder Mensch in einer Welt leuchtender Farben mit ihrem Wechselspiel von Licht und Schatten. Sie ist keine Sache des Intellekts, wenn sich aber Herz und Geist verbünden, dann wird der Mensch ein völlig anderer. Er ist dann wirklich grenzenlos, nicht nur in seiner Fähigkeit zu denken und wirksam zu handeln, sondern sein Lebensgefühl umfaßt einen unendlichen Raum, in dem er Teil eines jeglichen Dinges ist.
Meditation ist das Aufbrechen der Liebe. Es ist nicht die Liebe zu dem einen oder zu den vielen. Sie ist gleich dem Wasser, das man aus jedem Gefäß trinken kann, sei es aus Gold oder sei es aus Ton. Sie ist unerschöpflich.
Und etwas Seltsames ereignet sich, das durch kein Rauschmittel und durch keine Selbsthypnose erreicht werden kann. Es ist, als ob der Mensch in sich selbst eindringt. Er beginnt an der Oberfläche und geht immer tiefer, bis Tiefe und Höhe ihre Bedeutung verloren haben und jeder Maßstab verschwindet. In diesem Zustand herrscht vollkommener Friede - keine Genügsamkeit, die durch Befriedigung entstanden ist - sondern ein Friede, der Ordnung, Schönheit und Kraftfülle in sich trägt. Alles kann vernichtet werden, wie man eine Blume vernichten kann, und dennoch ist der Friede gerade wegen seiner großen Verletzbarkeit unzerstörbar.
Die Meditation kann man nicht von einem anderen erlernen. Man muß beginnen, ohne etwas über sie zu wissen, und muß ständig in diesem Zustand der Unschuld verbleiben.
Der Boden, auf dem der meditative Geist beginnen kann, ist das alltägliche Leben, der Kampf, der Schmerz und die flüchtige Freude. Dort muß der Mensch anfangen und Ordnung schaffen und damit fort fahren ohne Unterlaß. Aber wenn Du nur damit beschäftigt bist, Ordnung zu schaffen, dann wird diese Ordnung ihre eigene Begrenzung hervor bringen und Dich zu ihrem Gefangenen machen.
In all diesem Tun mußt Du irgendwie von der anderen Seite aus beginnen, von dem anderen Ufer und Du darfst Dich nicht ständig mit diesem Ufer beschäftigen und wie Du den Fluß überqueren kannst. Du mußt den Sprung ins Wasser wagen, ohne zu wissen, wie Du schwimmen sollst. Die Schönheit der Meditation liegt darin, daß Du niemals weißt, wo Du bist, wohin Du gehst und welches das Ziel ist.
Gibt es in der Meditation eine neue Erfahrung? Der Wunsch nach Erfahrung, die über das Alltägliche hinaus geht, ist die Ursache, daß der innere Quell versiegt. Das Verlangen nach mehr Erfahrung, nach Visionen, nach höherer Wahrnehmung, nach irgendeiner Realisierung läßt den Menschen nach außen schauen, was nichts anderes ist als seine Abhängigkeit von der Umwelt und den Menschen.
Das Merkwürdige der Meditation ist darin zu sehen, daß kein Ereignis zu einer Erfahrung gemacht wird. Es ist da, gleich einem neuen Stern am Himmel ohne daß das Gedächtnis es übernimmt und festhält, ohne den gewohnheitsmäßigen Prozeß des Wiedererkennens und der Reaktion in Form von Zuneigung und Ablehnung.
Unser Suchen geht immer nach außen. Der Geist, der irgendeine Erfahrung sucht, geht nach aussen. Nach innen zu gehen, bedeutet, nicht mehr zu suchen; es ist ein unmittelbares Wahrnehmen. Reaktion dagegen ist immer ein Wiederholen, denn sie kommt immer aus demselben Erinnerungsvermögen.
F A R N S W O R T H 08/12/2008 19:49
Sieht vielleicht dieses Jahr wieder so aus.Klasse.
gruss, mario
Th. Maess 08/04/2008 14:39
Ich möchte noch einmal unter solchen Schneebäumen laufen, bevor der frühling kommt...LG Th.
Augenblicke - Südtirol 08/04/2008 8:57
feine aufnahme!!und sehr stimmungsvolle (wenn auch ein ´wenig komplizierte) lyrik!!
lg