Vorletzte Ruhe
Auf dem Foto ist der Friedhof von Otzenrath(alt), bzw. das, was davon übrig
geblieben ist, zu sehen. Die Textanmerkung rechts habe ich am Eingang
fotografiert und mit in das Foto eingebracht.
Ich habe häufig aus den Medien von Garzweiler II und den damit
verbundenen "Problemen" gehört. Doch erst der persönliche Besuch hat
mir mehr als deutlich gezeigt, was hier eigentlich wirklich passiert.
Otzenrath(alt) liegt zwischen den Städten Mönchengladbach, Düsseldorf,
Köln und Aachen. Dieses Dorf hatte eine funktionierende Infrastruktur mit
Kindergarten, Schule, Geschäften und Kirchen. Zuletzt lebten hier 1600 Menschen.
Doch an diesem Ort stossen wirtschaftliche, politische und private
Interessen zusammen. Otzenrath (alt) liegt mittlerweile direkt am "Loch"
des Braunkohletagebaus Garzweiler II. Die Menschen, die hier einst lebten,
haben in diesem Interessenkonflikt den Kürzeren gezogen. Der
Bagger 258 steht am Rand des Dorfs und gräbt sich Meter für Meter weiter
in den Ortskern.
Es ist ein erschreckendes Szenario. Überall verrammelte Häuser,
eingeworfene Scheiben, Bauruinen, Schutthaufen und leergefegte
Strassenzüge. Vereinzelt sieht man noch wenige Menschen, die wohl bis
zum bitteren Ende bleiben. Ein privater Sicherheitsdienst ersetzt die Polizei,
die den Ort nicht mehr anfährt. Selbst die Toten sind nicht mehr hier.
Dieser Riesenaufwand wird einzig und allein dafür betrieben, damit wir
abends in unserer beleuchteten warmen Wohnung vor dem Fernseher
sitzen und den Abend ausklingen lassen können.
Zum Abbau der Braunkohle, die über Förderbänder direkt in die Kraftwerke
zur Herstellung von Strom transportiert wird, arbeiten sich gigantische
Schaufelradriesen aus Stahl Meter für Meter vor.
Mit jeder Schaufel Erde werden Erinnerungen, Orte der Zusammenkunft
von Menschen, Existenzen und jede soziale und emotionale Verbindung
innerhalb dieses Dorfes für immer zerstört.
Alles nur, damit andere Strom haben...
Franz-Josef Wirtz 09/03/2007 12:26
Innerhalb der fotocommunity gibt es eine ganze Reihe von fotografischer Auseinandersetzung mit dem Thema . Unser Lebenstil verlangt Opfer und so darf jeder seinen Stil hinterfragen.-Gudrun- 08/02/2007 23:43
mittlerweile ist da nur noch ein acker... :-(lg,
gudrun
Liz Und Willy Isler im Doppelpäggli 24/01/2007 23:18
Auch uns stimmt es sehr nachdenklich, auch wenn wir nicht in der Nähe sind.Das Thema würde sich lohnen als Projekt oder ähnliches mit verschiedenen Bildern aus der Ortschaft zu machen. Uns würde das ganze Thema der Ortschaft sehr interessieren.
Der Text an der Firedhofstüre (oder Eingang, ist aber schon etwas komisch geshcrieben so nahc dem Motto - die Toten, also die Nutzungsberechtigten sollen sich melden! Fragt sich nur wie, gehen wir ins Übersinnliche?
Wie gesagt wir würden gerne mehr vom Dorf sehen....
Viel Glück und Danke für den Denkanstoss.
LG s'Doppelpäggli
Ralf (Hermann) Hesse 24/01/2007 23:14
Irgendwie kurios, sich über dieses Thema auf diese Art und Weise auszutauschen: PC, Bildschirm und Schreibtischlampe bringen es bei mir momentan auf zusammen 169 Watt. Und verdammt... du hast Recht... ich mach jetzt aus.P.S.: Kennst du den schaufelradbaggerfahrenden Liedermacher Gerhard Gundermann?