Wabi Sabi - die Schönheit neu entdecken - Episode 32

Das ursprünglich aus dem Japan des 16. Jahrhunderts stammende ästhetische Konzept zur Wahrnehmung von Schönheit, schlägt sich mit einer ganz eigenen Ausprägung in der heutigen Fotografie wider.
Wir sprechen in der aktuellen Sendung darüber, welche Möglichkeiten uns das Konzept "Wabi Sabi" in der Fotografie eröffnet und wie es uns helfen kann, einen völlig neuen Zugang zu den Dingen um uns herum zu entdecken.

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Wir wünschen viel Spaß!

Lars & Falk

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Commenti 14

  • shika 20/02/2022 15:00

    Lieber Falk und lieber Lars,
    vielen Dank für die Aufbereitung dieses wunderbaren Themas, das uns westlich geprägten Menschen ein wenig Einblick gibt in die fernöstliche Sichtweise auf die Schlichtheit der Dinge und die Besonderheit von kleinen Gesten. Die ursprüngliche Bedeutung von Wabi Sabi macht sehr viel Sinn, da sie in direktem Gegensatz zu unserer Wegwerfgesellschaft steht. Wer so gut wie nichts mehr hat, kann es sich einfach nicht erlauben, Dinge wegzuwerfen, nur weil sie vielleicht kaputt gegangen sind. Sie werden immer wieder geduldig und liebevoll repariert bis sie nicht mehr repariert werden können. Man fängt an eine Liebe zu den alltäglichen Dingen zu entwickeln, die einen durch's Leben begleitet haben, sei es das weiche Hemd, das schon seit 20 Jahren trotz Flecken und Risse immer noch im Schrank hängt oder der 30 Jahre alte Ledersesel, der erst jetzt anfängt, richtig kuschelig zu werden oder eben die 40 Jahre alte Kamera, die der neuen Technologie weichen musste und nach der wir uns immer wieder sehnsüchtig umdrehen, da sie unser Leben mit all unseren Sehnsüchten und Erlebnissen so lange begleitet hat. Wer es schafft, sich nicht vom Kommerz und dem damit verbundenen Überangebot von Scheinperfektion blenden zu lassen, kann die Schönheit wieder in den einfachsten Dingen entdecken oder um den Bogen zurück in die japanische Kultur zu schlagen, nicht das Geschenk selbst ist wichtig, sondern vor allem die liebevolle Verpackung und die demütige Überreichung des Gleichen. So wird selbst das einfachste Geschenk zu einer besonderen Geste. Es liegt an uns selbst, die Schönheit in unserem Handeln und in unserem Gegenüber zu entdecken und sie zu wertschätzen so wie sie ist. Denn wieviel Bearbeitung verträgt ein Bild, bevor die perfekte Schönheit ins Gegenteil abgleitet?
    Ganz herzlichen Dank Euch beiden für diesen spannenden und inspirierenden Podcast!
    Liebe Grüße vom Jochen
  • Timo Willberger 20/02/2022 11:16

    Vielen Dank ihr beiden, ein echt gutes Thema was nicht nur meine Fotografie bereichern wird, sondern auch gute Impulse für mein Leben beinhaltet. Eure persönlichen Gedanken und Erfahrungen,haben das ganze toll abgerundet. Freue mich weiterhin auf eure Podcasts,liebe Grüße Timo
  • real-life-photographie 19/02/2022 15:04

    Vielen Dank, lieber Lars & lieber Falk, für dieses Thema und - für mich noch viel wertvoller - für Eure Gedanken dazu. Ich teile Eure Gedanken zur Sichtweise "das Leben erzählt Geschichten" und freue mich sehr an Euren Gedanken teilhaben zu dürfen.
    Liebste Grüße, Sandra
  • Antje Findeisen 18/02/2022 19:40

    Hallo Lars, hallo Falk
    Wabi Sabi ist ein Thema, dass mich sehr anspricht.
    In mehreren Fotobüchern habe ich zu Wabi Sabi etwas gelesen. Über eure Gedanken dazu habe ich noch einmal einen besseren Zugang dazu gefunden.

    Beim Fotografieren macht es mir sehr viel Freude die kleinen unscheinbaren Dinge zu suchen, an denen viele einfach dran vorbei laufen. Manche sehen sie nicht und manche halten sie vielleicht auch für nicht fotografierenswert. Für mich ist Wabi Sabi die Schönheit des Unperfekten, die Schönheit der Vergänglichkeit.

    Ich habe noch eine kleine Geschichte aus dem Zen zum Wabi Sabi, die diese Lebensart wiederspiegelt:
    Ein Schüler erhält die Aufgabe im Garten die Blätter von den Wegen und Flächen zu entfernen. Er macht es perfekt und kein Blatt liegt mehr zwischen den Bäumen. Voller Stolz präsentiert er das Ergebnis dem Meister.
    Dieser betrachtet den Garten, geht auf einen der Bäume zu und schüttelt ihn ein wenig sodass wieder einige der Blätter hinunterfallen. Dann wendet er sich lächelnd seinem Schüler zu und spricht: Nun ist es gut!

    Liebe Grüße, Antje
  • Jörg Beschmann 18/02/2022 14:59

    Der Sanddorn ist jetzt für mich ein nicht so tolles Beispiel - einfach weil der Strauch wieder neue Früchte hervorbringt.
    Ich habe das Wabi Sabi so verstanden, dass darum geht das Alltägliche und Vergängliche Wert zu schätzen. Und das machen ja auch viele, z.B. hängen sie an einem Kleidungsstück, das sie schon lange besitzen und das dabei ist sich aufzulösen..
  • Ute Maria 17/02/2022 21:59

    Ich habe Wabi Swabi googeln müssen. Okay, jetzt bin ich klüger.
    Dennoch, ich staune. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer älter wird. So sehen wir im Alltag immer mehr Menschen, denen man ihr gelebtes Leben ansieht. Immer weniger Kinder und Jugend - die übrigens schön sind, zu erleben in ihrer unbekümmerten Art. Wenn sie denn unbekümmert sind in einer krisengeschüttelten Welt, in der aktuell sogar ein Krieg in Europa droht. Meine Kinder waren viel unbeschwerter, als es meine Enkel jemals waren und sein werden. Das bedauere ich sehr. 

    Viele Fotografen suchen Lost places, um die Schönheit von Verfallenem abzulichten. Und gar nicht so wenige nutzen analoge Kameras… eine Technik, die eben nicht perfekt nach heutigem Standard funktioniert. Und machen damit unglaublich wundervolle Fotos.

    Da kauft man für echt viel Geld Antiquitäten und schmückt sich damit. Warum?

    Wie oft wurde ich gefragt, wie ich mit dem Älterwerden umgehe. Ich war immer irritiert. Als Frau muss man da ja - auch in eurem Gespräch - offensichtlich ein Problem haben. Seit meinem 30. Lebensjahr (ab da wurde ich gefragt und ich werde nun 59 :D) antworte ich darauf, dass ich jede Falte und jedes graue Haar ehrlich erworben habe und es zu mir gehört. Ich selber wurde immer gerne älter und genieße das. Und kenne eine Menge Frauen, denen das genau gleich geht. 

    Da planen junge Leute Urlaub an der Ostsee und wenn sie da waren, schwärmen sie von Strandkörben in blau-weißem Stoff. Ich schmunzle. 

    Wer braucht schon außerhalb von Werbeaufnahmen Perfektion? Selbst Menschen der Öffentlichkeit, ob Politiker, Sportler, Stats… haben mehr Aufmerksamkeit, wenn sie emotional und gar nicht perfekt sind. Perfekt gestylt, perfekt diszipliniert, perfekt wordgewandt, perfekt sonstwas. Wie langweilig. Wie wenig authentisch. Wie wenig hat es mit dem Leben der Menschen zu tun.

    Perfektion ist eine Mauer.

    LG Ute
    • Lars Ihring 18/02/2022 11:16

      Hi Ute Maria,
      danke für Deinen Kommentar :) Ich denke, Wabi Sabi ist am Ende mehr, als ein Faible für "alte Sachen" oder der Lust, alte Gemäuer zu erkunden. Uns ging es auch nicht um Antiquitäten, die man sich vielleicht als Statussymbol in die Wohnung stellt. Es geht in meinen Augen vielmehr darum, die Dinge zu schätzen, die man täglich um sich hat. In unserer Wegwerfgesellschaft ist das oft nicht mehr gegeben, denke ich. 
      Aber ich freue mich, dass Du Deinen Weg gefunden hast, mit dem Thema umzugehen :)
      Liebe Grüße!
      Lars
    • Falk Frassa 18/02/2022 13:24

      Ich verstehe Ute so, dass sie sehr wohl sehr eng bei uns steht - und hier nur in tollen Bildnissen gesprochen hat. Oder, Ute?
    • Ute Maria 18/02/2022 19:28

      Richtig. Antiquitäten als Statussymbol sind für mich genau nicht das Beispiel für Schönheit im Unperfekten. Ich habe einige Jahre lang alte, ausrangierte Möbel von diversen Dachböden, aus Kellern oder von Flohmärkten geholt. Verschrammt, vergessen, unbeliebt, in die Ecken verbannt, waren sie ersetzt worden. Viele Stunden verbrachte ich mit Schmirgeln, Schleifen, Reparieren. Bewunderte liebevoll gedrechselte Stuhlbeine dabei, befreite wunderschöne Kommoden von massenhaften Lackschichten, bis die Holzmaserung langsam sichtbar wurde, gab mit Wachs altem, wunderschönen Holz Glanz und Farbe zurück. Einmal bekam ich einen alten Schreibtisch, der laut seiner Besitzer so häßlich wäre, dass er nur zu Brennholz taugt. Er stand im Stall in der Ecke :D Ein wunderschönes Stück Schreinerkunst. Und er hatte viele Geheimfächer, die noch alte Briefe, Geldstücke und Fotos enthielten. Ich schätze, er war damals schon weit über 100 Jahre alt. Ich brauchte fast 6 Monate, um seine Schönheit sichtbar zu machen und in diesen Monaten hatten wir zwei eine wunderbare Zeit.  Die meisten dieser Möbel haben heute meine Kinder und hüten und schätzen sie. Nur den alten Kirschbaumschrank habe ich heute noch. Als ich den vom ungedämmten Dachboden rettete, in dem er schon 50 Jahre den Temperaturen getrotzt hatte und als Aufbewahrung für altes Werkzeug diente, erklärten mir die Besitzer, dass sie mir das häßliche Teil gerne schenken. 

      So ist es für mich auch bei Menschen. Jeder Mensch hat etwas Schönes. Das Lächeln, das Funkeln der Augen, wunderschöne Hände, einen stolzen Gang, die Art, zu sprechen oder zu denken. Man muss es aber sehen, es bemerken. Und manchmal gelingt es, das sichtbar zu machen. Ich habe einen Kollegen, der leider Schwerstalkoholiker ist. Ein völliger Schatten seiner selbst. Dennoch sah ich, was er einmal war. Als ich darum bat, ihn fotografieren zu dürfen, lachte er. Und erlaubte es. Und als er seine Fotos sah, standen ihm tatsächlich die Tränen in den Augen. Da gab es auf den Fotos eben auch gut sichtbar diesen Mann, der er früher war. 

      Vielleicht sollte ich mal ein Miniprojekt machen über die Schönheit verblühter Blüten… die Idee gefällt mir und ich denke mal intensiver drüber nach. 

      Ich merke, das Thema ist wirklich groß. Größer, als ich dachte. Denn das Schöne im Unperfekten sehen zu wollen, ist für mich eigentlich Alltag. Damit motiviere ich mich. Das jeweils möglich „Perfekte“ anzustreben als Maßstab für das eigene Tun, ist ein guter Ansatz, besser zu werden. Wobei der Zustand „Perfekt“ genau genommen ein Zustand ist, den es real so gar nicht gibt. Wer definiert das denn?
      Doch Perfektion als Endziel ist das sicherste Mittel, sich selber zu demotivieren.
    • Falk Frassa 20/02/2022 15:23

      "Doch Perfektion als Endziel ist das sicherste Mittel, sich selber zu demotivieren." So gut! Danke für Deine ausführliche Beschäftigung - habe Deine Zeilen mit Kopfnicken gelesen und werde sie noch ein bisschen mit durch das WoEnde nehmen, denke ich. Ja, das Thema ist so groß, dass man sich vermutlich sehr lange in ihm bewegen kann, ohne sich wirklich gut auszukennen. Aber jede Begegnung scheint mir wertvoll.

      Herzliche Grüße,
      Falk
  • Hans Joachim Jürgens 17/02/2022 13:38

    Hallo Lars und Falk!

    Diese Folge zum von Lars eingebrachten asiatischen Konzept „Wabi Sabi“ hat mich abgeholt:

    Das Thema begegnete mir vor einiger Zeit erstmalig auf der von Euch in den Shownotes verlinkten Seite ‚Schöner Fotografieren‘ (auf der m.E. sehr viele Interessante Aspekte zu Wahrnehmung und Gestaltung dargelegt werden).

    Die Verschiedenheit der wissensgeprägten westlichen Weltanschauung und der weisheitsgeprägten (alten) asiatischen Weltanschauung finde ich faszinierend. Beide sind Realität und finden im Rahmen kreativer Prozesse ihren Ausdruck. So auch in der Fotografie. 

    Die Konzepte ‚Schlichtheit‘ und ‚Natürlichkeit‘ des „Wabi Sabi“ meine ich oft im minimalistischen Bildstil des fc Mitglieds @LeBreton    wieder zu finden, der mir immer wieder sehr gefällt.

    Ich glaube, dass häufig ‚die holde Weiblichkeit‘  eine starke Sensisibiltät für die Schönheit in der Einfachheit hat und zum Ausdruck bringt, andererseits aber auch mit der eigenen ‚Eitelkeit‘ zu kämpfen hat ;-)

    Wir Menschen bestehen halt aus Widersprüchen, sind darum ‚unperfekt‘ und einzigartig. Gut, dass es so ist!

    Euch beiden Danke für die gelungene Folge und bis zum nächsten mal!

    Liebe Grüße
    Achim
  • Astrid Hg 17/02/2022 11:58

    Lieber Lars, lieber Falk,
    ich konnte es kaum erwarten mir heute morgen als erstes eure neue Folge
    anzuhören, da ich es gestern "live" nicht geschafft habe.
    Danke für diese wunderbare Reise in die Welt des  Wabi Sabi und der
    „leisen Art der Fotografie.“
    Das vermeintlich  „Unschöne, Kaputte, nicht Sehenswerte“ zu finden,
    seinen Fokus  auf die unbeachteten Dinge zu lenken und nicht auf die großen sensationellen Motive,  ist ein Gefühl und ein Wahrnehmen in den kleinen Dingen.
    Aber das ist gerade das, was uns heutzutage so schwer fällt in unserer „perfekten Welt“. Wer gibt uns denn vor, Was oder Wie“ PERFEKT“ zu definieren ist.
    Letztendlich liegt DAS doch im Auge des Betrachters!
    Für  mich bietet diese Art der Fotografie oder vielmehr Lebenseinstellung eine Möglichkeit,mich selbst zu finden und auch meine Fehler und Schwächen anzunehmen. Mir ist aber gerade sehr bewusst geworden, dass ich genau DIESE Art der Fotografie in der letzten Zeit etwas „verloren“ habe….. ich überlege  manches Mal, ob das Foto gut genug ist, um es hier in der Fotocommunity zu zeigen…
    Also nochmals vielen Dank an euch für das Erinnern und die
    Einladung, das Leben in all seiner Schönheit neu zu entdecken und vor allem wertzuschätzen!!!!
    Liebe Grüße
    Astrid
  • D.G. 17/02/2022 0:00

    Ein interessanter Podcast der zum Nachdenken angeregt hat. Eure Beispiele haben dazu beigetragen, dass ich mir mal gerade das Buch bestellt habe. Auch die Art nach Motiven zu gucken ist mir nicht fremd.
    Hoffentlich ist das Thema bei den nächsten Fotos in meinem Kopf noch präsent. Ich wünsche euch noch eine erfolgreiche Woche. LG Monika
    • Falk Frassa 17/02/2022 8:50

      Hallo liebe Monika und Danke für Dein Feedback!
      Schön, dass wir Deinen Geschmack getroffen haben, ich denke das Buch wird Dich ebenso bewegen.
      Herzliche Grüße,
      Falk