Kilian Brügger


Premium (Basic), Schweizer Emmental

Wie die Blumen unter das Eis gerieten "Blüemlisalp"

Der Name «Blüemlisalp» bildet einen merkwürdigen Gegensatz zum Massiv aus Fels und Eis, für den er steht. Er erinnert an eine alte Sage, in der menschlicher Übermut katastrophale Folgen zeitigt. So soll die Blüemlisalp einst eine der besten und ertragreichsten Alpen weit und breit gewesen sein. Die Kühe mussten dreimal am Tag gemolken werden, der Senn wurde reicher und reicher. Eines Tages holte er sich eine junge, hochmütige Magd ins Haus. Damit ihre Füsse nicht schmutzig wurden, baute er aus Käselaiben einen Weg ums Haus. Die Fugen füllte er mit süsser Alpbutter, und mit frischer Milch wusch er jeweils den Dreck von den Stufen. Die beiden lebten in Saus und Braus.
Eines Tages kam die Mutter des Sennen zu Besuch, um ihn von diesem schlechten Tun abzubringen. Müde und durstig erreichte sie die Alphütte. Der Bursche lachte die Mutter nur aus, und auf Geheiss seiner Geliebten servierte er ihr verdorbene Milch. Erzürnt kehrte die Mutter ins Tal heim, schaute zur Alp hinauf und rief: «Gott strafe euch, ihr Frevler. Bleibt ewig verflucht auf der Blüemlisalp!»
Darauf begann ein Tosen und Rauschen, schwarze Wolken türmten sich um den Berg, und riesige Fels- und Eisbrocken stürzten von den Gipfeln hinunter auf die Alp. Das Brüllen von Tieren und Menschen vermischte sich mit dem Toben der Elemente. Von nun an blieb die Blüemlisalp weiss und kalt. Alle Versuche, sie vom Eispanzer zu befreien, schlugen fehl.
Von Andreas Staeger

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