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E. W. R.


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Wiedergänger (1)

Martha Rosler, Unsettling the Fragments (Erschütterung der Fragmente), skulptur projekte münster 07

Die amerikanische Konzeptkünstlerin Martha Rosler hat das Adleremblem des 1935 erbauten Lufttransportkommandos der Wehrmacht (heute Lufttransportkommando der Bundeswehr) auch auf einem Mast vor dem Einkaufszentrum „Münster Arkaden“ aufstellen lassen, wie auch die Wiedertäuferkäfige sich als Duplikat vor der Stadtbücherei finden. Die dahinterstehende Absicht ist, Geschichte auch in ihren Widersprüchen nicht zu verstecken, sondern bewusst zu halten, wie ja überhaupt Widersprüche eine lebendige Stadtgesellschaft charakterisierten. Der Adler hielt zur Zeit seiner Erschaffung das Hakenkreuz in seinen Klauen, das nach dem Krieg weggemeißelt wurde. Die von Josef Paul Kleihues entworfenen „Münster Arkaden“, die natürlich in Wirklichkeit Kolonnaden sind, wurden von Einigen mit der unmaßstäblichen Einschüchterungsarchitektur einer Zeit verglichen, die nicht wiederkehren soll. Insoweit steht die Adlerkopie dort vielleicht nicht ganz zufällig.

Nikon F 100 mit Zoom-Nikkor 3,5-5,6/28-200 G bei 28 mm. Bearbeitung: Tonwertkorrektur, teilweiser Ausgleich der Objektivverzeichnung

Commenti 12

  • Lila 17/11/2017 20:51

    gut mit der Spiegelung !!!
    L.G. Lila
  • E. W. R. 27/11/2007 20:59

    Darin lag ja Absicht, um den Kontrast dieses Kommerzklotzes zu der historischen oder jedenfalls getreu nachgebauten Architektur in der Innenstadt Münsters zu zeigen, die hier schier erdrückt wird, soweit das durch etwas feinfühligere Menschen so gesehen wird. Gut, das Verkehrsschild hat meine Aufmerksamkeit bislang noch nicht besonders auf sich gezogen; da sieht man einmal wieder, dass verschiedenen Leuten Unterschiedliches auffällt. Es sollte schon genügend von dem Gebäude selbst auf das Bild; eine andere Ansicht der Situation findest Du auf "Duplikate (2)".
  • Helene Kramarcsik 27/11/2007 18:11

    Mir gefällt besonders gut die Spiegelung einer offensichtlich feinfühligeren Architektur auf der Straßenseite von gegenüber.
    Die Architetkur mit deren Spiegelflächen wirkt etwas klobig und wuchtig zu gleich. Da paßt auch der "gekreuzigte" Adler ganz gut dazu. Dessen Sinn ergibt sich allerdings nur mit Deiner Zusatzinformation.
    Die Verkehrstafel steht in Konkurrenz dazu und so schweift der Blick jedoch schnell zur farbigen Verkehrzeichentafel ab.
    Evtl. wäre eine engere Beschneidung besser, um den Bezug zw. Adler und Architektur besser zu unterstreichen. Von den noch interessanten Spiegelungen würde dennoch noch genügend übrig bleiben.
    LG Helene
  • E. W. R. 09/08/2007 8:07

    Die stürzenden Linien entsprechen der Betrachterperspektive, die ich hier nicht ausblenden wollte, denn zu dieser "Architektur" muss man hochsehen. Demgegenüber ist das ins Feld geführte Argument der schöneren geraden Linien nur formalästhetisch gültig. Der Bau ist ja gerade (auch) nicht schön.
  • Stefan Adam 07/08/2007 20:47

    interessante Diskussion... das mit den Fahrradfahrerhorden kann ich nachempfinden... die stürzenden Linien sind Geschmackssache (nicht immer werden die so "korrigiert", daß es nicht mehr auffällt ;-) ) und die Erklärung zu dem Bild ist extrem wichtig! Habe die Diskussion um die Architektur der Arkaden ebenfalls verfolgt... noch bevor diese in der Zeitung nachzulesen war, hatte ich meine eigenen Assoziationen hergeleitet ... von daher passt der Adler.
    LG, Stefan
  • E. W. R. 07/08/2007 8:19

    Carsten, ich habe Dich in meine Liste mich interessierender Fotografen aufgenommen (hieß früher glaub' ich Body-Liste oder so). Das hast Du nun davon.
  • E. W. R. 07/08/2007 8:17

    Lieber Andreas, es gibt ja die Hardliner mit dem alten Kunstbegriff, die da sagen: Wenn Dir das Kunstwerk nichts sagt, hast Du eben Pech gehabt. Für die Fotografie zu politisch-kulturellen Themen gilt das aber meiner Auffassung nach nicht; wer sollte das Bild schon ohne Einführung verstehen? In der Tat hat mich - (@ Carsten) neben dem Thrill, lebendig davonzukommen - die Spiegelung der Stadtkulisse in den Fenstern des Kommerzbaus und der kleine Eindruck von dem als elegant gemeinten Interieur noch am meisten an dem Motiv interessiert; die offizielle Aufnahme im Katalog brauchte ich ja sicher nicht zu reproduzieren.
  • Andreas Pawlouschek 06/08/2007 22:24

    Fast mehr noch als das Bild interessieren mich hier die Ausführung zu dem Bild. Wer meine eigenen Aufnahmen kennt weiß, daß mich Spiegelwelten stark anziehen. Hier steht aber zwischen der Spiegelwelt und dem Betrachter der Adler. Danke Eckhard für Aufnahme und Einführung.
  • Carsten Mundt 06/08/2007 22:10

    Du hast natürlich nicht Unrecht - über stürzende Linien kann man prächtig streiten.
    Gemeinhin finde ich sie auch ok, aber hier fehlt mir natürlich die Vergleichsmöglichkeit.

    Und natürlich bewundere ich Deinen Mut, Dich in Münster freiwillig auf die Strasse zu stellen ;-)

    Ich kenn's von München - da bist Du als Fussgänger weniger durch Autos gefährdet, als durch Radler.

    lg Carsten
  • E. W. R. 06/08/2007 22:00

    Lieber Carsten, ich halte nichts davon, die Perspektive des Betrachters völlig aufzuheben. Es ist natürlich keine Kunst, die stürzenden Linien zu begradigen, aber in Wirklichkeit stand der Fotograf eng vor dem Motiv auf der anderen Straßenseite. Ich habe es auch in der Vorstufe des veröffentlichten Bildes einmal versucht, aber es sieht wirklich nicht aus. Fahrräder: Hatte leider mein Superweitwinkel nicht dabei, aber auf die Fahrräder kam es mir auch nicht an. Es ist in meinen Augen kein Manko, für das Bild unwichtige Teile anzuschneiden; irgendwo muss das Bild ja immer aufhören. Ohnehin bleiben in Münster immer nur 0,5 Sekunden Zeit, auszulösen, bevor die nächsten Fahrradfahrer vor dem Motiv einherfahren.
  • Carsten Mundt 06/08/2007 21:52

    zwei Kleinigkeiten, die ein wenig stören:
    die stürzenden Linien und die abgeschnittenen Fahrräder im VG

    sonst ein wirklich schönes, lebhaftes Motiv !

    lg Carsten