Markus Räth


Premium (Basic), Gochsheim

Zu Allerheiligen...

Dieses Bild eines Keltenkreuzes oder korrekt High Cross stammt von einer Irlandreise aus dem Jahr 1989 und fand als analoges Dia seinen Weg ins digitale Zeitalter über einen Diascanner und EBV (S/W-Umwandlung).

Ich finde, es passt sehr gut zu Allerheiligen. In der (katholischen) Republik Irland hat die Heiligenverehrung noch Tradition. Nicht nur, dass am 17. März der Hl. Patrick mit Guinness begossen wird. So trugen (zumindest 1989) z. B. die Flugzeuge der Aer Lingus die Namen von irischen Heiligen. Z. T. finden sich auch extreme Formen: So stand ich seinerzeit vor dem mumifizierten Kopf eines enthaupteten Märtyrers, der in einer Kirche hinter Glas ausgestellt war.

Irland ist aber auch das Land, aus dem auf dem Umweg über Amerika die Halloween-Bräuche zu uns kamen, die jetzt forciert vom Einzelhandel bei uns Einzug halten sollen.

Auch das klingt ein wenig im Keltenkreuz an, da es im Grunde eine Zusammenführung des christlichen Kreuzes und des keltischen Sonnenzeichens darstellt.

Als solches ist es ein sehr ausdrucksstarkes Symbol und durchaus der theologischen Deutung fähig: Im Kreuz ist Heil oder Kreuz und Auferstehung gehören zusammen. Darüber hinaus erzählten die Bilder auf dem Kreuz Bibelstellen für Menschen, die des Lesens und Schreibens nicht kundig waren.

Leider macht die Ausdrucksstärke das Keltenkreuz auch anfällig für Missbrauch. So spielt es als angeblich "nordisches" Symbol eine gewisse Rolle in der Esoterik, obwohl es eindeutig eine "Erfindung" aus der Zeit der Christianisierung Irlands ist. Die Verwendung zieht sich hin bis in rechtsextreme Kreise, sosehr, dass die Staatsschutzkommissariate der Kriminalpolizei bereits argwöhnisch jede öffentliche Darstellung beäugen. Derartiges ist nicht neu: Die Nazis haben bekanntlich das Hakenkreuz auch nicht erfunden, sondern lediglich okkupiert. Ebenso hatte eine relativ unbedeutende, heute namentlich nicht mehr allzu bekannte Neonazi-Gruppe (VSBD/PdA) eine stark stilisierte Form des Keltenkreuzes als Kennzeichen benutzt, sodass zusammen mit der Organisation auch dessen öffentliche Verwendung verboten wurde. Nachdem traditionelle, ornamentale Keltenkreuze bislang in der Rechtsprechung als nicht verwechslungsfähig angesehen wurden, besteht die Gefahr, dass Rechtsextreme nunmehr das Keltenkreuz als neues "Markenzeichen" nutzen. Aus meiner Sicht wäre dies – auch im europäischen Kontext - eine sehr bedauerliche Entwicklung.

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