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L.O. Michaelis


Premium (Pro), Essen

Zungenassel

Das Bild von Jeanette (vorgestern), auf dem ich eine Zungenassel meine zu erkennen, hat mich dazu bewogen, euch mal ein kürzlich geschossenes Bild hochzuladen. Es geht mir hier eher um die Dokumentation des Parasiten, weniger um die künstlerische Gestaltung der Aufnahme...

Man kann den kleinen Vampir, die Zungenassel (Cymothoa exigua), engl.: tongue-biter, ganz gut erkennen.

Die Asseln treten über die Kiemen oder den Mund in den Mundraum des Wirtstieres ein. Häufig sind dies - wie hier - Anemonenfische. Sie heften sich mit ihren Beinchen an die Zunge und entnehmen der Arterie Blut. Dafür funktionieren sie die vorderen beiden Beine zu einer Art Strohhalm um.

Die Zunge des Fisches stirbt nach und nach infolge der Unterversorgung mit Blut (Atrophie) ab. Sie wird vom gleichsam mitwachsenden Parasiten (bis 3 cm!) ersetzt, der auch ihre Funktion übernimmt. Dafür speist die Assel bei allem was der Fisch so zu sich nimmt gerne mit.
Mit anderen Worten ersetzt dieser Parasit vollständig einen Körperteil seines Wirtes, was auch in der Tierwelt einmalig ist.

Ohne damit irgend etwas andeuten zu wollen, möchte ich einfach nur mit der gebotenen Neutralität feststellen, dass sich die Tiere beim Heranwachsen im Mund ihres Wirtes vom Männchen zum Weibchen wandeln :-)))
Kommt später ein weiteres Männchen dazu, klammert es sich an das Weibchen und lebt eine Zeit lang tiefer im Rachen des Fisches, um die Eier des Weibchens zu befruchten.

Die Fische sollen dabei angeblich kaum Schaden nehmen. Abgesehen von dem Quälgeist im Mund, der immer seinen Teil abhaben will, sollen sie normal Nahrung aufnehmen können. Allerdings kann man hier schon gut erkennen, dass der kleine Anemonenfisch den Mund weit aufgerissen hat, um genügend Wasser durch die Kiemen spülen zu können. Da ich ihn längere Zeit beobachten konnte, meine ich, dass er den Mund gar nicht mehr schließen konnte. Gesund kann das nicht wirklich sein.

Es gibt übrigens auch eine im Mittelmeer lebende Variante: Ceratothoa italica.

Gesehen in der Lembeh Strait, Nordsulawesi, Januar 2015.
Kamera: Olympus PEN Lite 5 (E-PL5), 60er Makro, 1:2.8, zwei externe Blitze.

Hier der Artikel dazu in der DailyMail (UK):
http://www.dailymail.co.uk/news/article-3788268/Who-s-Nemo-hiding-Tiny-clownfish-open-mouth-reveal-creepy-blood-sucking-parasite-replacing-tongue.html

Mittlerweile bei HotSpot Pictures veröffentlicht:
http://www.hotspotmedia.co.uk/pictures/story/clownfish-opens-wide-to-reveal-a-creepy-intruder

Zum letzten Foto der Sulawesi-Reihe 2015 geht es hier:

Schwammkrabbe
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Liebesnest 3
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