Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 05 | i n d u s t r i a l . d e t a i l

Jostein Gaarder schildert in seinem Buch "Maya oder Das Wunder des Lebens" eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Begegnung zwischen dem Protagonisten Frank, einem norwegischen Evolutionsbiologen und einem Gecko. Die Geschichte ereignete im Januar 1998 auf der Fidschiinsel Taveuni, die genau auf der Datumsgrenze liegt. Sie gefiel mir sehr, so dass ich sie hier in 24 Teilen wiedergebe ... bis das letzte "Türchen" geöffnet werden kann.
Quelle : ISBN 3-423-13002-4, dtv

| was bisher geschah |

: 01 | a c r y l . p a s t e
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: 02 | g o r d o n
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: 03 | l e a f . i n . m o t i o n
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: 04 | r e m i n i s c e n s e s
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...
„…Aber das wolltest du ja vielleicht.“
Nein, das wollte ich nicht, ich hatte keinen Gedanken an die Tatsache verschwendet, dass Gordon ein wechselwarmes Tier war, das wirklich das Bewusstsein verlieren würde, wenn er auch nur fünf Minuten auf einer Oberfläche mit einer Temperatur von zwei Grad über Null ausharren müsste.
„Also mach ich das Bier für dich warm. Das tu ich wirklich gern.“
„Trottel.“
„Hä ?“
„Dann ist es doch nicht mehr kalt und dann kann ich auch gleich hier sitzen bleiben.“

Ich war jetzt sauer: „Du weißt hoffentlich, dass ich die Hände ausstrecken und dich erwürgen könnte ?“
Ich glaubte fast sein Lachen zu hören. Er sagte: „Das wagst du nicht. Ich glaube auch nicht, dass du es schaffen würdest. Hast du nicht eben erst meine Reaktionsfähigkeit gepriesen ? Fast hellseherisch hast du sie genannt.“
„Das habe ich gedacht, nicht gesagt, also wirf jetzt nicht alles durcheinander.“
Jetzt lachte er wirklich und sagte: „Wer hellseherisch ist, ist eben hellseherisch. Dann macht es keinen Unterschied, ob ich höre, was du sagst, oder ob ich es erraten kann, was du denkst. Ich will damit sagen, dass ich es sehen werde, wie deine Hände sich in Zeitlupe nähern, lange, lange, ehe sie mich erreichen. Inzwischen habe ich Ozeane von Zeit, um mit einem einzigen Schwanzschlag hier aufzuräumen und mich mit heiler Haut an die Decke zu retten.“

Ich wusste, dass er Recht hatte.
Ich ließ mich auf dem Bett zurücksinken und zwar soweit, dass ich die Flasche nicht mehr retten könnte, wenn er seine Drohung wahr machen würde.
„Also, ich will wirklich keinen Ärger“, beteuerte ich. „Aber mir scheint, du leidest an Minderwertigkeitskomplexen.“
„Überhaupt nicht. Als deine Sippe noch aus unansehnlichen Tieren bestand, die etwa so groß waren wie Spitzmäuse, herrschten meine Tanten und Onkel schon über alles Leben außerhalb der Meere und viele von ihnen ragten auf wie stolze Schiffe.“
„Schon gut, schon gut“, sagte ich, „ich weiß alles über Dinosaurier und kenne sogar den Unterschied zwischen Synapsiden und Dinapsiden und den zwischen Lepidosaurier und Archosaurier auch, also protz hier bloß nicht mit deiner Verwandtschaft mit den Dinosauriern herum, das kannst du den Tauben und den Papageien überlassen.“

Ich dachte schon, diese Bezeichnungen hätten ihm die Sprache verschlagen, denn jetzt schwieg er lange vor sich hin. Wahrscheinlich konnte er kein Griechisch. Endlich sagte er: „ Wenn wir nur ein bisschen weiter zurückgehen, dann treffen sich unsere Stammbäume. Also sind wir miteinander verwandt. Hast du dir das schon einmal überlegt ?“
Und ob ich mir das überlegt hatte ! Ich fand diese Frage so blöd, dass ich mich zu keiner Antwort herabließ. Aber er ließ nicht locker: „Wenn wir bis zur Karbonzeit zurückgehen, dann stammen du und ich vom selben Elternpaar ab. Also, genau gesehen bist du mein Bruderherz. Kapiert ?“

Mir wurde die Sache langsam zu intim …

| hier findet die Geschichte ihre Fortsetzung |
: 06 | e v o . l u t i o n
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Reiner H.

Commenti 6

  • Reiner H. 14/12/2011 18:39

    :-)
    s t i m m t !
    Und wie sagte Frank : Die Sache könnte langsam zu intim werden. Und schließlich geht es ja nur um zwei-drei Schlucke Gin.
  • Klacky 14/12/2011 18:35

    Auf solche Verwandtschaftsspielchen soll man sich nicht einlassen.
    Dann kann man gleich im Schlamm herumkriechen.
    Denk ich mal so.
  • M.Anderson 05/12/2011 19:57

    einfach nur schön
  • Mira Culix 05/12/2011 11:43

    Jaja, eigentlich sind wir alle irgendwie verwandt! :-)))
    Das Bild ist wieder einmal ganz nach meinem Gusto! Schöne Farben, schönes Licht, gute Quali und Grafik und der kleine Käfer als Hingucker! :-)
    LG mira
  • Klacky 05/12/2011 8:18

    Jetzt muß ich mal erst in Ruhe die Geschichte von vorne an nachlesen, dann komme ich wieder.
    Mit dezemberlichen Grüßen,
    Klacky
  • Thee B. 05/12/2011 2:43

    cooles Bild, gefällt mir sehr gut. Die Aufteilung und die Farben sprechen mich an
    LG Thee