Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 06 | e v o . l u t i o n

| ich wünsche allen ein wunderbaren Nikolausi - Tag ! |

Jostein Gaarder schildert in seinem Buch "Maya oder Das Wunder des Lebens" eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Begegnung zwischen dem Protagonisten Frank, einem norwegischen Evolutionsbiologen und einem Gecko. Die Geschichte ereignete im Januar 1998 auf der Fidschiinsel Taveuni, die genau auf der Datumsgrenze liegt. Sie gefiel mir sehr, so dass ich sie hier in 24 Teilen wiedergebe ... bis das letzte "Türchen" geöffnet werden kann.
Quelle : ISBN 3-423-13002-4, dtv

| was bisher geschah |

: 01 | a c r y l . p a s t e
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: 02 | g o r d o n
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: 03 | l e a f . i n . m o t i o n
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: 04 | r e m i n i s c e n s e s
: 04 | r e m i n i s c e n s e s
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: 05 | i n d u s t r i a l . d e t a i l
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Reiner H.



...
Mir wurde die Sache langsam zu intim, aber mir ging es ja weiterhin vor allem um die Rettung meines Gins.
„Natürlich habe ich das kapiert“, sagte ich. „und du kapierst das nur, weil ich es kapiert habe. Oder habt ihr hier auf der Insel eine eigene Gecko-Universität ?“

Das hätte ich nicht sagen dürfen, denn jetzt wurde er sauer. Zuerst schielte er nur wütend zu mir hoch und verzog übellaunig das Gesicht, wobei er sämtliche Muskeln anzuspannen schien. Dann passierte das, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte. Plötzlich wirbelte er um die Ginflasche herum. Das Schreckensbild wurde zur Wirklichkeit, denn die Flasche bewegte sich um einige Zentimeter und, schlimmer noch, der Verschluss fiel herunter, kullerte über den Nachttisch und dann auf den Boden. Ich spürte, wie die Tränen in meinen Augenwinkeln zitterten, denn der wütende Drachen hatte mir gezeigt, wer hier der Chef war. Nun fehlte nur noch wenig, und die ganze Welt würde aus den Fugen geraten, und ich würde die ganze Nacht wach bleiben und Fidschi-Bier trinken müssen. Ich dachte, dass er mich sicher seit meinem ersten missbilligenden Blick im Flugzeug verabscheut hatte, als er auf Lauras Schoß eine riesige Landkarte ausgebreitet hatte, während die Winde in der dünnen Luft über Tomaniivi am wildesten wüteten.

Ich hob den Verschluss vom Boden auf, kochte vor Wut, machte aber gute Miene zum bösen Spiel und sagte versöhnlich: „Das mit der Gecko-Universität war blöd, gebe ich zu. Nimmst du meine Entschuldigung an ?“
Jetzt saß er vor der Ginflasche und kehrte mir den Rücken zu, weshalb er mich nur mit einem Auge sehen konnte.

„Außerdem hast du Recht, was die Glanzzeit er Kriechtiere in Jura und Kreidezeit betrifft“, fügte ich hinzu. „Ihr ward weiter gekommen als die ersten primitiven Säugetiere und gegen Ende der Kreidezeit hattet ihr auch die Beuteltiere überholt. Das ist mir alles bewusst. Deshalb war dieser fatale Meteoriteneinschlag, der den Übergang zur Tertiärzeit eingeläutet hat, so unglaublich ungerecht.“
„Wieso das ?“
„Vor euch lag eine stolze Zukunft. Viele von euch hatten sich schon auf zwei Beinen erhoben, einige waren warmblütig wie wir und ich glaube wirklich, dass ihr auf dem besten Weg zum Aufbau einer Hochkultur mit Universitäten und Forschungszentren wart. Bei vielen Arten wäre es vielleicht nur eine Frage von wenigen Millionen Jahren gewesen und das ist nicht viel, wenn wir bedenken, dass die Dinosaurier fast zweihundert Millionen Jahre das Leben auf dem Festland dominiert haben. Denk im Vergleich doch nur daran, welche enormen Fortschritte meine eigene Sippe allein in den letzten zwei Jahrmillionen gemacht hat, und jetzt rede ich von genetischen Fortschritten. Kulturelle Eroberungen messen wir in Jahrhunderten und Jahrzehnten, mit denen können wir also nicht groß angeben.“

Kaum hatte ich das ausgesprochen, sagte ich mir, dass ich ein wenig behutsamer hätte vorgehen sollen. Jetzt prahlte ich schon wieder mit meiner eigenen Art und das auch noch auf Kosten der Reptilien !
Ich versuchte es zu überspielen: „Ich finde ja auch, dass deine Sippe in Jura und Kreidezeit die Avantgarde gebildet hat. Aber dann ging alles aufgrund einer schwachsinnigen Kollision mit irgendeinem Himmelskörper den Bach runter. Das war nicht fair, es war ganz einfach nicht fair, dass die allererste und vielleicht bis heute auch allerhärteste Anstrengung dieses Planeten, sich einen intellektuellen Überblick, einen entwicklungsgeschichtlichen Rückblick und außerdem einen Ausblick ins Universum zu verschaffen, durch einen Meteoriten ruiniert wurde, der aus dem Kurs geraten und von der Schwerkraft dieses Planeten eingefangen worden war. Auf diese Weise habt ihr viele Millionen Jahre verloren.“

Gordon blickte mich bohrend an …

| für all´ eure netten, freundlich-positven Rückmeldungen u. Anmerkungen zur Augen.Schokoladen - Serie möchte ich sehr bedanken. |

| hier findet die Geschichte ihre Fortsetzung |
: 07 | c a e s a r
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Reiner H.

Commenti 7

  • gerla 11/12/2011 9:32

    Heute wird Gordontag - ich werde lesen und deine einzelnen fotografischen Kunstwerke genießen.

    lg gerla
  • Reiner H. 06/12/2011 22:34

    Mira : das ist ein künstlerisches Foto, da fällt die Qualität bzgl. botanischer Bestimmung schon mal hinten runter, ist also 100%ig nicht peinsam ;-)
    Dorit : tja, Augen-Schoki ist nun mal relativ kalorienarm ... das erfreut die weiblichen ... aber auch manch männlichen Betrachter.
    :-)))
  • DxFx 06/12/2011 21:55

    ich mag deinen besonderen, figurfreundlichen Adventskalender!
    :-)
  • Mira Culix 06/12/2011 16:06

    Oh, stimmt, ich habe mehr auf die fotografische Seite geachtet und weniger auf die botanische! Peinsam....
    Dann muss man die Nessel wohl umminzen! :-)))
  • Reiner H. 06/12/2011 12:59

    ... glaubt mir bitte, es gibt wenig, was ich ungerner tue, zumal ich ja weiß, das ihr Beide - meisterhafte Erzähler und vorzügliche Fotografen ! - in jeglicher Hinsicht von hoher Bildung seid.
    *ganz-kleinlaut-und-mit-gebührendem-Respekt-da-es-vllt.-nicht-so-sichtbar-ist* : das ist die Pfefferminze, die auf meiner kleinen Terrasse wächst und gedeiht.
    Selbstverständlich erfreuen mich eure AM´s sehr.

    Ich hoffe, euer Streß/eure Belastung lässt nun langsam nach und reduziert sich auf ein für euch erträgliches Maß.
    LG, Reiner
  • Mira Culix 06/12/2011 12:21

    Auch dieses Türchen gibt einen schönen Inhalt frei! Schön erzählt und sehr fein genesselt! :-)
    LG mira
  • Klacky 06/12/2011 7:39

    Auch Brennnesseln können schön sein, wenn man es nur richtig angeht, was Du tatest.
    Mit dezemberlichem Gruße,
    Klacky