Der Weg
Letzte Woche sah ich dieses Pärchen in Zürich Händchen-haltend durch die Stadt gehen. Da kam mir sofort der Gedanke dieses Bildes, das ich "Der Weg" nennen möchte.
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Damit meine ich den Lebensweg, den zwei Menschen miteinander gehen, der nicht immer nur aus schönen Zeiten besteht, der auch mal schwer und steinig ist.
Vor allem wollte ich mit dem Foto zum Ausdruck bringen, dass das, was wir hier sehen, möglich ist und Menschen mit Behinderungen eben nicht zwangsläufig aus der Gesellschaft und aus dem Leben so ausgegrenzt sind oder sein müssen, wie es:
a) möglicherweise ihnen selbst nach einem Schicksalsschlag vorkommen mag - insofern soll mein Bild Hoffnung zum Ausdruck bringen und
b) uns allen, die wir solche Themen - aus Angst vor der Möglichkeit eigener Betroffenheit oder vor der Andersartigkeit an sich? - meist weit aus unserem Leben ausgrenzen - insofern soll mein Bild die Beschäftigung mit dem Thema Behinderung bei den Betrachtern anstoßen und vielleicht dazu führen, dass wir Menschen mit Behinderungen stärker integrieren, anstatt immer nur weg zu schauen.
Um die beiden Personen dabei stärker in den Vordergrund zu stellen, habe ich mich dafür entschieden, nur die beiden farbig zu belassen und den Rest des Bildes Schwarz-Weiß zu konvertieren.
Commenti
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Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 30/10/2011 20:44
Hier kann jetzt weiter diskutiert werden:Uwe.Frantzen möchte noch anmerken:
"Ich danke allen für die kontroverse und interessante, für mich sehr wertvolle Diskussion!
Was das Bild von der "technischen" Seite angeht, so ist es natürlich ein "Schnappschuss", wobei ich die Frage aufwerfen möchte, ob das nicht die meisten Street-Fotografie-Aufnahmen sind? Dabei ging es mir in der Tat mehr um die Aussage als um die Fotografie- oder Bildbearbeitungstechnik.
Zur Perspektive von hinten möchte ich sagen, dass ich die beiden gar nicht ansprechen wollte, denn das hätte doch unweigerlich zu dem typisch trivialen Familien-Albums-Foto mit glücklichen, lächelnden Personen geführt. Genau das wollte ich nicht. Die Perspektive von hinten ermöglicht, nicht zwei Individuen, sondern das Thema abstrakt darzustellen. Zudem wollte ich mit der Wahl dieser Perspektive den Versuch machen, den Weg vom Betrachter weg, in eine ihnen und uns unbekannte Zukunft zu visualisieren.
Meine Haupt-Motivation für das Foto ist mein Eindruck, dass in der Realität viele Menschen überhaupt nicht darüber nachdenken, welche Barrieren Menschen mit Behinderungen im normalen Leben zu überwinden haben. Und wenn Ihr mich fragt: Können sie auch kaum, bevor sie es nicht selbst im privaten oder beruflichen Umfeld erleben! Insofern geschieht das ganz sicher nicht aus Absicht und lag mir nichts ferner, als irgendeine Form von Anklage. Insoweit habe ich mich über die Anmerkungen derer, die offensichtlich beruflich oder privat mit behinderten Menschen zu tun haben oder selbst ein Handicap haben, besonders gefreut.
Mein einziges Ziel war der Wunsch, Bewusstsein zu schaffen. Normale Menschen ohne Bezüge zu Menschen mit Behinderungen sind zumeist einfach so weit weg von einer solchen Lebenssituation, dass man den damit zusammenhängenden Problemen gar nicht gewahr wird. Meist merkt man erst, dass an einem S-Bahnhof lediglich Treppen und kein Aufzug existiert, wenn man selbst mal vor der Herausforderung gestanden hat, nur einen Kinderwagen dort herauf oder herunter tragen zu müssen. Geschweige denn einen Rollstuhl.
Zudem gibt es nicht nur solche Menschen, die es bereits erfolgreich geschafft haben, ihr persönliches Handicap in ihr Leben zu integrieren, es zu akzeptieren und wieder Lebensfreude zu haben, sondern auch diejenigen, die bestenfalls noch auf dem Weg dorthin sind. Und insbesondere wenn es sich dabei um Handicaps handelt, die nicht so offensichtlich sind, wie bei einem Rollstuhlfahrer, sondern man sie dem Menschen so nicht ansieht, ist die Barriere noch viel schwerer zu überwinden, wie z.B. bei sprachbehinderten Menschen. Gerade solche, denen man dies auch nicht sofort beim ersten Wort anmerkt. Die Ausgrenzung geschieht dann aus dem Eindruck heraus, dass derjenige aber irgendwie komische Antworten gibt, mit denen man nichts anfangen kann, diese aber auch nicht gleich als Sprachbehinderung zuordnen kann. Menschen mit solchen Arten von eher unsichtbaren Behinderungen haben unsichtbare Treppenstufen zu überwinden, die höher sein können, als jede reale.
Fotograferix
Bernhard dergrosseeine 29/10/2011 19:39
Ein Bild, dass zum denken anregen soll? Nach dem ich den großteil der Statements gelesen habe, ist das scheinbar gut gelungen.Das sich eine ganze Reihe an den Farbgestaltung stoßen, finde ich interessant. Was ich schade finde, dass alle nur das negative darin sehen.
Ich für meinen Teil finde darin etwas positives. Meine Interpretation lautet daher:
Das grau in grau unseres Alltags wird durchbrochen durch die Besonderheiten, die uns das Leben und die Begegnung mit dem nicht alltäglichen Situationen bringen, wie Farbflecken in einer Welt voller Grau.
Das i-Tüpfelchen wäre allerdings auf diesem Bild schon, wenn die beiden von vorne zu sehen wären und dann auch noch lächeln würden :-)
farbenfröhliche Grüße
Bernhard
Jens Lotz 29/10/2011 19:19
Meine das auch nicht als Schnittvorlage Wolfgang. Wollte nur mal reduzieren auf die Dinge, die ich in diesem Bild für wichtig halte und auf was man verzichten könnte, da für Aussage und/oder grafische Wirksamkeit aus meiner Sicht ohne Belang. Eine Einbeziehung von anderen Gestaltungselmenten links und rechts der beiden ist denkbar in Deinem Sinne. Aber nur denkbar, da für uns unbekannt.LG jens
Wolf Schroedax 29/10/2011 18:58
Wenn - dann hätte ich ein Breitformat gewählt, um die Szene in das städtische Leben einzubetten. Dazu bräuchte ich allerdings die Köpfe, nicht aber die Höhe des Baumes....Jens Lotz 29/10/2011 18:08
Eine Auseinandersetzung des Betrachters mit der Charaktere und Mimik der abgebildeten Personen ist auf Grund der Abbildung von hinten nicht möglich. Inhaltlich, da bin ich ganz bei Wolf Schroedax, bleibt ein schwerpunktmässiges Dreieck zwischen einem Menschen, der sich auf seinen eigenen Füssen fortbewegt und einem Menschen, der dazu ein medizintechnisches Hilfmittel benötigt und deren Verbindung durch ihre Hände als Symbol des Miteinander.Grafisch sind dies auch die einzigen bedeutenden Dinge im Bild, die wiederum ein Dreieck bilden. Alles andere, Menschen die in zu grosser Entfernung inhaltlich und im Bildaufbau keinerlei Beziehung zum Hauptmotiv haben, ein Baum, der als Gestaltungselement nur Fläche verbraucht und das Hauptmotiv dadurch zu klein und unbedeutend werden lässt, ja selbst die Köpfe der Beiden wären verzichtbar,
Fazit für mich, wenn schon eine so klare textliche Aussage des/der Fotografen/in in der Bildunterschrift, dann auch eine so starke Konzentration auf den Kern der Aussage auch im Bild.
LG jens
Der Anhang hier ist jetzt nicht als Schnittvorschlag zu verstehen, sondern nur als Illustration der Konzentration, die ich bevorzugen würde:
Cameron 29/10/2011 14:26
ein dozent der fotoakdemie köln pflegt zu sagen: "ich kann die angst des fotografen riechen."Wolf Schroedax 29/10/2011 10:39
Was das Bild mit dem Gerüstbauer zu wenig an Begleittext hatte, hat dieses zu viel; dazu dann noch den pathetischen Titel....Für den "Jäger und Sammler" gibt es bei der Beobachtung einer solchen Szene vor allem die "Angst" vor der Kommunikation :::: Ansprechen, um Erlaubnis fragen, Korb holen. Auf jeden Fall muss er gefasst sein auf die Frage ::: Wozu ? Im Pech einer Ablehnung, ist auch dieses Foto dann nur noch Illustration der eigenen Rührung und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, und schon gar nicht zum Anstoß der Diskussion hier.
Diese Geste, er im Rollsthl - sie zieht ihn, ist nicht alltäglich. Somit finde ich sie privat dokumentationswürdig, auch wenn ich wahrscheinlich nicht ausgelöst hätte... .
Silkturtle 29/10/2011 9:57
Für mich ist das Bild absolut nichts besonders. Ich sitze selber seit 30 jahren im Rollstuhl und sowohl der Partner als auch gute Freunde bekommen von mir das "Händchen-geben" oder "Ziehen" als für sie rückenschonende Alternative zum "Schieben" angeboten. Ansonsten finde ich die Idee des Bildbeitrags sehr gut, nur die Umsetzung ist mir zu "blaß". Ich hätte dies Thema wahrscheinlich wesentlich provokanter und fokussierender umgesetzt, um das leider immer noch vorhandene S/W-Denken in einigen Köpfen einfach besser zu erreichen.LG
Antje
Th. Maess 29/10/2011 7:22
Soll die Erkenntnis eines Bildes über der Ästhetik stehen, muss sie zwingend präzise herausgearbeitet werden. Das ist hier leider nicht der Fall.Anoli 27/10/2011 23:41
Mich haut das Bild eher nicht vom Hocker. Ich sehe keine Verbundenheit zwischen den beiden Menschen, die auf ein Paar-Sein irgendeiner Art (Geschwister, Freunde, Liebende......)hindeuten. Er hat die Hand nicht an den Rollstuhl-Rädern und ein Elektro-Rolli ist es auch nicht, - sie zieht ihn also. Da ich seit 31 Jahren täglich mit Behinderten arbeite, rührt mich der Anblick eines Rollstuhls nicht zu Tränen, für mich ist das normal. ;-)Würden sie sich lächelnd ansehen, wäre das ein schöner Moment der Harmonie!
So sind es einfach nur zwei Menschen, einer davon im Rollstuhl. Beide hängen anscheinend ihren Gedanken nach.
Links den Anschnitt hätte ich weggestempelt, den empfinde ich als störend.
LG Ilona
Cameron 27/10/2011 23:02
ist das hier eigentlich eine diskussionsplattform für gesellschaftliche probleme, oder geht es hier um fotografie?jbw 27/10/2011 21:53
Man sollte andere Menschen dann aber nicht mit SW ausgrenzen, wenn ein Annähern angedacht ist.So statisch,wie zufällig, aufgenommen, fordert es mich nicht gerade heraus.
'Behinderung' sieht anders aus als es hier dargestellt ist.
Als Aufhänger für eine Diskussion darüber ist es aber allemal geeignet.
samthy 27/10/2011 21:31
@HandicapLady:Hallo HandicapLady, ich glaube nicht das ein Handicap mit was negativen behaftet ist, was besonderes ja, aber nicht im negativen Sinne. Es ist für einen "normalo" Menschen auch nicht so einfach, man will nichts falsch machen, weiß womöglich nicht damit umzugehen. Es ist vielleicht so, wie bei einem Albino, er fällt auf, weil er ebend nicht alltäglich ist, man schaut ihn an weil er was besonderes ist, weil er ungewöhnlich aussieht, man hat ständig das Gefühl man würde was entdecken was man noch nicht weiß. Aber ich für meinen Teil weiß sicher negativ ist das nie gemeint.....
@sorry für das offtopic....
Sancho Letz 27/10/2011 20:57
Dieses Bild bewirkt bei mir fast nur negative Stimmung.... Alle Farben der Welt gehen in die Graustufe....Das gehen Hand in Hand, zeigt mir was positives und gibt dem Bild Kraft, wohin der Weg auch führt.
Die Technik spielt bei diesem Foto für mich keine Rolle.
Nachtrag: Nur die Liebe führt uns durch dunkle und graue Zeiten.....
Liebe Grüße
Sancho
HandicapLady 27/10/2011 20:29
Ich finde das Foto spricht eine eigene Sprache.Doch an den Anmerkungen sieht man doch, dass WIR Handicap-Menschen immer noch etwas "BESONDERES" sind.
Also eher als Ausnahme und mit etwas NEGATIVEM verbunden werden,
Eigentlich schade, denn meistens sind wir alle sehr gut drauf und pos. zum Leben eingestellt. Nur die Mitmenschen sehen UNS so, und leider entsteht durch solche Vorurteile wenig Kontakt mit der ganz "normalen" Bevölkerung..
Ich schreibe aus 40 Jahre Selbsterfahrung !!!
ansonsten finde ich es an der Zeit, dass öfter mal das Thema aufgegriffen werden sollte.
glg von kati