Fotomontage, - eine 52er „de Luxe“ im recht ungewöhnlichen Umfeld ?
Nun haut´s die Miez aber vom Birnbaum, der Ralf wildert in Bernds Spezialgebiet, den 52ern...!
Nein, nein, keine Angst, das werde ich nicht, so viele tolle Aufnahmen von der 52er sind mir nie vor die Linse gekommen.
Selbst das Foto wollte ich wegen der mangelnden Qualität eigentlich gar nicht hier zeigen.
Trotz stundenlanger – vergeblicher! - Suche nach etwas besserem fand ich auch in der letzten Ecke nichts passendes zu meinen nachfolgenden Geschreibsel.
Doch ich brauchte ein Foto für eine Geschichte, die mein erstes Zusammentreffen mit der 52er vorstellen und zudem die Andeutung eines großen Ereignisses sein soll, das in den kommenden Tagen bevorsteht und das sicher nicht spurlos an der „FC“ vorbeigehen wird.
Doch der Reihe nach! - Die wilden Jahre 1980/81 (ich hatte hier darüber schon berichtet) zogen sich wie Gummi noch bis weit in das Jahr 1982 hin.
Alles wurde mitunter zur Makulatur verdammt, Dienstpläne ebenso wie Lokeinsätze. Da tauchte aus heiterem Himmel am 11. Januar eine Lok mit einem für das Bw Saalfeld ungewöhnlichen Profil auf.
Was war das nur für ein Tender, der einer Badewanne recht ähnlich, hinter dem geschlossenen Führerhaus hing? - Die für uns seltsam aussehende Lok war natürlich nicht von Himmel gefallen, sondern kam direkt aus dem Raw Meiningen angerollt. Früher war Stendal die Lokklinik für 52er aller Art, jetzt kümmerte sich auch noch Meiningen um ihr Wohlergehen.
In Gesprächen mit unserer Führung, Abteilung Tb, wurde uns kundgetan, daß wir das Prunkstück nur als Heizlok bekommen hatten, denn es wurde ein Ersatz gebraucht für die 01 1514 (alle die hier reinschauen, werden die arme Lok, über die es eigentlich noch viel zu berichten gibt, kennen), die wegen des gerade mal wieder herrschenden Mangels an Diesel nicht nur Wasser kochen, sondern sich im Zugdienst nützlich machen mußte.
So begann das neue, kurze Leben der 52 8022 in Saalfeld wie vorgesehen als Waserkocher vom Dienst. Doch schon am 15. Januar wurde sie unerwartet schnell in´s Rennen gestickt, auf die Strecke in den Plandienst, wo die 01 1514 kalte Füße bekommen hatte. „Bäumchen wechsle dich“ war noch nicht aus der Mode gekommen, so durfte die 52 8022 auch mal Streckenluft schnuppern und sich dabei austoben, dann wieder heizen im Bw.
Zu der Zeit damals hatte ich mir einen ruhigen Posten, der erst entstanden war, unter den Nagel gerissen.
Ganz einfach, in dem ich sagte: „Ja, der Ralf macht das“. So landete ich auf dem Moped der DR in gelb mit Reißgas für Schnellstarts und besten Arbeitsbedingungen dazu. - Aber das ist eine andere verrückte Geschichte.
Jedenfalls hatte ich Sonnabend den 13. Februar (nicht Freitag der 13.!) Ruhe, die ich nutzen wollte um etwas mehr Kohle *in meinen Geldbeutel* zu schaufeln. Dabei war natürlich auch der Wunsch, mal an das komische Ding, die 52 8022 heranzukommen, Vater des Gedankens.
Im Bw stand sie mir dann gegenüber und schaute mich an, als wollte sie sagen: „Wat willst du denn?“ Ja, die Dame - die „de Luxe“ wie man die 52er Reko auch nannte - hatte sich schließlich aus der Berliner Ecke nach Thüringen verfahren.
Sei es wie es wolle, alles was eine Dampflok ausmacht, war jedenfalls an ihr dran und da es die Luxus Ausführung einer 52er war, besaß sie sogar den mir vertrauten Seitenzugregler und ein geräumiges Führerhaus; Dann mal auf in den Kampf, raus aus dem Bw auf eine kleine Fahrt ins Bww, um dort Wasser in Dampf umzuwandeln.
Teststrecke wäre zuviel gesagt, doch über die längste Gerade verfügte das Lokumlaufgleis 7, dort, wo der bekannteste Wasserkran in Saalfeld steht.
Also auf den Regler, nach vorn durchgedrückt und unerwartet schnell war die „Höchstgeschwindigkeit für alleinfahrende Triebfahrzeuge“ - wie es in der Fahrdienstvorschrift so schön heißt – überschritten!
Zu das Ding, da blieb mir die Lok rucki, zucki stehen, als würden ein paar Ochsen in die andere Richtung ziehen. Fortan kannte ich den großen Unterschied zwischen Winterthur- und Trofimoff-Druckausgleich...
Der Rest meiner „Fettschicht“ verlief wie immer, wurde alles schon mal hier beschrieben.
Viel Zeit war uns allerdings nicht miteinander vergönnt, denn schon am ersten März entschwand die 52 8022 wieder still und leise Richtung Sangerhausen, wo die 44er Öler zu ersetzen waren. Für die 52 8022 bedeutete dies noch härtere Arbeit, machte sie doch hier u.a. die Bekanntschaft mit der „Blankenheimer Rampe“.
Meine nächste Begegnung, aber auch das „besser kennenlernen“ einer 52er fand erst 1990 in Treysa mit der 52 8106 statt.
Ja genau, Treysa, in einem Landesteil, wo nach Meinung einiger Eisenbahnfreunde im Westen die Schienen für so eine Lok nicht das richtige Profil besitzen. – Die dabei aber vergessen, daß ohne die ehemaligen Reichsbahnloks heute kaum noch soviel Dampf-Verkehr machbar wäre.
Damit bin ich dann auch mehr oder weniger elegant bei meiner Überleitung gelandet zum demnächst mal wieder stattfindenden „Revierdampf“ mit planmäßigen Güterzügen am Niederrhein. Gezogen von einer 52er Reko, genauer: der 52 8154-8 aus Leipzig. Die sogenannte Ostlok wird dabei zeigen, was noch in ihr steckt, wo immer auch Gleise liegen.
Doch das Beste: Ich werde selbst dabei sein und alles dafür tun, daß die Lok keine kalten Füße bekommt auf ihrem anspruchsvollen Einsatz in einen Landstrich, in dem sie nie heimisch war.
Ralf
Hans Niemann 10/02/2008 11:10
Ja Ralf, wir hatten als krönenden Abschluß eine52 8104, die hatte Trofimoff- Schieber. Das war schon eine Klasse Sache. Auf einer Stauber, es war die 52 4900 ahtte man eine Zeit lang einem Winterthurdruckausgleicher mit größeren Querschnitten. Da hat man auch schon den Unterschied gemerkt. Aber man hat was weggezerrt mit diesen einfachen Maschinen und das geschlossene Führerhaus war schon angenehm.
LG Hans
Anja Pfeifer 09/02/2008 7:08
Ja, mit Ralf sitzt man in der ersten Reihe . seine Bilder und Geschichten lassen sogar jemanden der es nie erlebt hat, diese Zeit lebendig werden ... Und bald auch unterstützt durch die Revierdampf-Tour in ein paar Tagen :-)Ich hoffe doch aufein paar schöne Bilder von Euch zweien - gerne auch ohne Kavalierstart und Vollbremsung ;-). Aber ich denke, der dritte im Bunde - den ich hier übrigens sehr vermisse - wird da auch noch ein Wörtchen mitzureden haben - schliesslich kennt er sich hier ja bestens aus :-)
LG und bis hoffenltich bald - im anderen "Revier"
Anja
Klaus Kieslich 08/02/2008 22:18
Da stimme ich Christian voll zuGruß Klaus
Wolfgang Graßl 08/02/2008 21:08
Und wieder eine interessante Erzählung. Obendrein beeindruckt mich das Foto schwer. Denn von dieser Stelle kannte ich bisher nur Aufnahmen von der Brücke (Affenfelsen) aus.Viele Grüße, Wolfgang
FDL Bernsbach 08/02/2008 16:14
Hallo RalfWieder rundum gelungen-Bild und Text vom Feinsten.
Schönes WE.Grüsse aus dem Arzgebirg.
CyranoPuschkin 08/02/2008 15:37
Ich hab mich schon seit Tagen auf'n heutigen Freitag gefreut;und tatsächlich:
Der Ralf hat wieder'n Bild eingestellt;
und - was mind. ebenso wichtig is - auch wieder ausführlich "dazu was erzählt" :-) !
Ja doch;
der Freitag gewinnt an Wert - mit Ralfs "Bild(er)-Geschichte(n)" !
Einige "de Luxe" sind ja auch bei der ÖGEG gelandet;
und die 52 8096 hat auch so manche Sonderfahrt bestritten.
Man war begeistert von der Lok - im Vergleich "zum Original".
Und das die 01 533 den wirkungsvolleren Druckausgleich hat, war auch ziemlich bald "offenkundig" ;-) .....
DANKE Ralf für Deine Stories !!!!!
Jan-Henrik Sellin 08/02/2008 13:13
Wie immer, sehr schön beschriebene Szenen aus dem Eisenbahner Alltag in der Deutschen Demokratischen Republik....alleine das gelbe (vermutlich eher dunkel gelbe) DR Moped hätte ich schon gerne gesehen - Schwalbe oder Simson Roller?Bernd hat seinen Teil dann auch noch dazu beigetragen, schön die Geschichte, die er nur vom Hörensagen kennt - ein Schelm, wer böses dabei denkt. Wünsche Euch beiden ein schönes Wochenende - ich muß gleich zur Arbeit.
Jan
Christian Kruse 08/02/2008 12:05
Man war wieder gespannt, und wurde wieder mit einer hervorragende Geschichte belohnt. Eine Geschichte die einem beim lesen absolut nicht los lässt. Unglaublich toll.Sowas macht Spaß. Deine Kommetare und Anmerkungen liest man immer wieder mit viel freude.
lg christian