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c a m a r g u e | j u n e 2 0 0 6



In seinem Fotobuch `The Pencil of Nature´ ... berichtet Fox Talbot, daß ihm die Idee der Fotografie im Jahr 1833 gekommen sei, als er auf der Italienreise, ... einige Skizzen der Landschaft am Comer See machte. Während er mit Hilfe einer camera obscura - eines Gerätes, das das Bild zwar auf Papier projizierte, es aber nicht darauf festhielt - zeichnete, dachte er, ... "über die unnachahmliche Schönheit der Bilder" nach, "die die Natur malt und die die Glaslinse der Camera auf das Papier wirft". Und er fragte sich, "ob es möglich wäre, diese natürlichen Bilder dazu zu bringen, sich dauerhaft dem Papier einzuprägen".
Die Fotografie empfahl sich Fox Talbot gerade deshalb als neue Form der Aufzeichnung von Bildern, weil sie unpersönlich war - daß heißt, ...ein Bild, daß "allein durch die Wirkung des Lichts und ohne irgendeine Unterstützung durch die Feder des Künstlers" Gestalt annahm.

Der Fotograf galt als scharfsinniger Beobachter, der sich niemals selber einmischt - als Kopist, nicht aber als Poet. Da man indessen sehr bald entdeckte, daß verschiedene Fotografen von ein und demselben Gegenstand niemals das gleiche Bild machten, gab man die Vorstellung, daß die Kamera ein unpersönliches, objektives Bild gewährleistet, auf, zugunsten der Erkenntnis, daß Fotografien nicht nur Zeugnis ablegen von dem, was da ist, sondern ebenso von dem, was der einzelne sieht - daß sie also nicht nur als ein Protokoll, sondern zugleich als eine Bewertung der Welt zu betrachten sind.

Es wurde offenkundig, daß man es nicht nur mit einer einfachen, einheitlichen Tätigkeit zu tun hatte, die sich Sehen nannte (und von der Kamera festgehalten wurde), sondern mit einem `fotografischen Sehen´, das für die Menschen nicht nur eine neue Art des Sehens bedeutete, sondern darüber hinaus eine neue Art, tätig zu sein.

Fotografisches Sehen setzte die Fähigkeit zur Entdeckung von Schönheit in dem voraus, was jedermann sieht, aber als zu gewöhnlich beiseite schiebt.

Seit der Erfindung der Kamera macht ein seltsamer Heroismus die Runde in der Welt : der Heroismus des Sehens.
...
Der richtige Augenblick zur Betätigung des Auslösers ist gekommen, wenn man ein Objekt (insbesondere eines, daß jeder schon einmal gesehen hat) auf eine neue Weise sieht.


: aus
Susan Sontag - Über Fotografie
Essays
ISBN 978-3-596-23022-8

[ Fox Talbot entwickelte das Prinzip des Negativ-Positiv-Verfahrens ]
http://de.wikipedia.org/wiki/William_Henry_Fox_Talbot



[ e n d e . n e u ]
http://www.youtube.com/watch?v=p8_Pf8zP-lo&feature=related

Commenti 1

  • M.Anderson 02/09/2012 12:14

    nur geringfügig ;-) ... freue mich schon auf den nächsten upload ...

    ~

    zum Bild: Genuss des Sehens

    lg