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01 | i l l u s i o n . u n d . r e a l i t a e t

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[ t r i p l e ]


Die Fotografie ist unser Exorzismus. Die primitive Gesellschaft hatte ihre Masken, die bürgerliche Gesellschaft ihre Spiegel. Wir haben unsere Bilder.
Wir glauben, die Welt mit der Technik zwingen zu können, aber die Welt zwingt uns durch die Technik, und der Überraschungseffekt dieser Umkehrung ist beträchtlich. Sie glauben, eine bestimmte Szene zum Vergnügen zu fotografieren - tatsächlich ist sie* es, die fotografiert werden will ! Sie sind nur Komparsen in ihrer Inszenierung.
. . .
Die Lust zu fotografieren ist eine objektive Freude. Derjenige, der niemals diese objektive Verklärung des Bildes erfahren hat, am Morgen in einer Stadt, in einer Wüste, wird von der pataphysischen Feinheit der Welt nichts verstehen.
Wenn eine Sache fotografiert werden will, so ausgerechnet deswegen, weil sie ihren Sinn nicht preisgeben will, weil sie sich nicht reflektieren will. Sie will nämlich direkt eingefangen werden, an Ort und Stelle vergewaltigt, bis ins Detail ausgeleuchtet. Wenn irgend etwas Bild werden möchte, so nicht, um anzudauern, sondern um besser verschwinden zu können.
...
Durch das Bild erzwingt die Welt ihre Diskontinuität, ihre Zerstückelung, ihre künstlerische Augenblicklichkeit. In diesem Sinne ist das fotografische Bild das reinste, weil es weder Zeit noch Bewegung simuliert und sich an den strengsten Irrealismus hält.
...
Jean Baudrillard, Denn die Illusion steht nicht im Widerspruch zur Realität, 1998
: aus Texte zur Theorie der Fotografie
Reclam | ISBN 978-3-15-018708-1
* ... die welt ...


https://www.youtube.com/watch?v=pPG_TCX2Z0k



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