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011 Kleinstadtlichter

011 Kleinstadtlichter

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homwico


Premium (Complete), Coburg

011 Kleinstadtlichter

Eine weitere Nachtaufnahme, die im Vordergrund den Stadtteil Cortendorf mit seinem Gewerbegebiet Gärtnersleite zeigt. Dahinter die Ortschaft Dörfles-Esbach, eine direkt an Coburg anschließende Nachbargemeinde. Sie hat wie zu sehen zwei Gewerbegebiete: eines am südwestlichen Ortsende (am linken Bildrand) und eines am nordöstlichen Ortsende (Bildmitte, das direkt an der Abfahrt Rödental der A73 liegt. Rechts am Bildrand mit dem tiefblau angestrahlten nächtlichen Himmel zeigt sich das als Mittelzentrum ausgewiesene Städtchen Rödental. Auf dem Stadtgebiet findet man das heute als Museum genutzte Schloss Rosenau, der Geburtsstätte von Prinz Albert von Sachsen Coburg-Gotha, dem späteren Gatten der Queen Victoria I, weshalb die Stadt
auch als „Prinz-Albert-Stadt“ bezeichnet wird. Am Ortseingang sieht man das Gewerbegebiet Oeslau-West mit dem Einrichtungshaus Schulze GmbH & Co. (Möbelstadt Schulze), der Novus Dahle GmbH & Co., ein Dehner Garten-Center, der Hummel Manufaktur und anderen Unternehmen.
Auch waren in diesem Gewerbegebiet früher die inzwischen auf die Lauterer Höhe umgezogenen Filialisten OBI und Media-Markt vertreten.
Über 30 Jahre Amtszeit (1984-2014) hinweg hat es der Erste Bürgermeister Gerhard Preß (CSU) geschickt verstanden, die Belange seiner Kommune expansiv zu vertreten. Über den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden erhielt Rödental am 23 September 1988 die Stadtrechte.
Coburg und Rödental liegen seit langer Zeit in Konkurrenz beim Buhlen um Neuansiedlungen von Industrie und Gewerbe:
Obwohl der Gewerbesteuersatz in Rödental meist um 30 bis 50 Prozentpunkte höher lag und liegt, hatte hier Gerhard Preß oftmals ein „glücklicheres Händchen“ was böse Zungen auch seinen guten Beziehungen zur Landeshauptstadt München zuschrieben.
Bezogen auf den Werdegang des Gewerbegebiets Lauterer Höhe wäre die Behauptung, dass Coburg durch die Verhinderung der geplanten Bebauung einen schmerzhaften Verlust an Gewerbesteuereinnahmen zu verzeichnen gehabt hätte, vermessen. Auch Aussagen, das Kaufkraft nach Rödental abgezogen wurde, oder das andere Städte wie Bamberg oder Schweinfurt dadurch einen starken Kaufkraftabfluss bewirkt haben, sind haltlos und nicht nachweisbar.
Unabhängig von den Querelen, ob man den Handel in der Innenstadt mehr unterstützen muss oder den Bürgern eine Wunderwelt auf der „Grünen Wiese“ bietet, stirbt inzwischen der Handel leise vor sich hin, weil das Ausbluten der Innenstädte und die sich immer stärker bemerkbar machenden Leerstände in den Zentren inzwischen ganz andere Gründe haben:
Früher war der Handel eine gesunde Mischung aus einer Vielzahl kleinerer und kleinster, oftmals familiengeführten Betriebe, die den Bedarf ihrer Kunden über ihr Sortiment sehr individuell abdeckten. Heute gewinnt der „Filialismus“ immer mehr die Oberhand. Egal in welcher Stadt ich einkaufe, das Sortiment ist überall das Gleiche. Stimmen die Umsätze nicht mehr, und sind die Abschreibungsmöglichkeiten erschöpft, zieht das Unternehmen seine Filiale rigoros vom Ort ab.
Ein weiterer Grund ist der ständig steigende Preis der Ladenmieten. In exponierten Lagen kann man die verlangten Mieten meist nicht mehr erwirtschaften. Kleine Unternehmen haben nur eine Überlebenschance, wenn sie im eigenen Haus sitzen. Viele Selbstständige müssen deshalb hier aufgeben. Die Filialisten schließen oder verlagern einfach ihre Filialen, wenn vom Vermieter beim Mietpreis kein Entgegenkommen signalisiert wird.
Auflagen und der Bürokratismus werden immer größer, was sich auch in der Kostenstruktur, gerade bei kleinen Unternehmen, bemerkbar macht. Hier sind die Städte gefordert, mehr Hilfen und Unterstützung anzubieten.
Und nicht zuletzt ist das Kaufverhalten der Bürger dafür verantwortlich, wenn der Einzelhändler nicht mehr konkurrenzfähig ist: Der Online-Handel wird sich laut Statistik seit dem Jahr 2014 mit einem Anteil von 35,6 % auf prognostizierte 68% Handelsanteil (Weihnachtsgeschäft 8,9% zu 17,5%) fast verdoppeln. Covid-19 wird diesen Prozess noch weiter beschleunigen.
Die Händler versuchen hier sehr wohl mit Aktionen, Events und anderen Maßnahmen die Innenstädte zu beleben. Dies wird in dieser Reportage noch zur Genüge dokumentiert.

Fazit: Der Bürger entscheidet, in welche Richtung er will:
Eine eierlegende Wollmilchsau, die beide Richtungen vereint, gibt es nicht.
Und wer sich für den vermeintlich bequemeren technisierten Weg entscheidet:
der höre bitte mit dem Jammern auf, dass die Innenstädte keine vielfältige Auswahl, Angebot und Einkaufserlebnis mehr bieten, und dass früher alles besser war!

Aufgenommen wurde das Bild auf der Veste Coburg von der Großen Bastei am 10.09.2016 auf der 12. Museumsnacht von Coburg.

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