1592 Medizinische Interpretation
Auf den ersten Blick nichtssagend, ein Tohuwabohu an nacktem, totem Gestein in einem steinernen Meer. Aber das täuscht. Man kann auf dieser Aufnahme viel über die topografischen Verhältnisse der Landschaft herauslesen. Vom Aufnahmestandpunkt zurück in nördliche Richtung geblickt, fallen die Berge zu beiden Seiten des Tals oder des Geländeeinschnitts ab und werden von ihren Ausmaßen kleiner und flacher. Nach Süden steigt das Gelände steil an, und je höher man hinaufsteigt, desto extremer fallen diese Steigungen aus, die sich hinauf bis zum Skarphédinstindur am Austurfjöll ziehen. Man schaut dabei auf der anderen Seite weit in das Flusstal, und das trockene Stück, das sich bis über die Bildmitte zieht, bestätigt, was das Auge auf dem letzten Foto gesehen hat: Links von mir im Vordergrund, nicht im Bild zu sehen, ist das eben gezeigte Gletschertor, und das Wasser des Gletscherflusses fließt in das Tor hinein. Am zweiten Tor, das ich ebenfalls gezeigt habe, tritt es, auf der Aufnahme im oberen Drittel zu sehen, wieder aus. Dies erklärt die stellenweisen trockenen Abschnitte des Einschnitts. Und wie man sieht, sind weiter unten, rechts am Bildrand weitere solcher Stellen zu finden. Irgendwie erinnert das Ganze an eine schlecht verheilte Operationsnarbe:
Der Gletscherfluss ist der Faden, und die Tore sind die Stellen, an denen der Faden ein- oder austritt, der diese Stellen zusammenhält, bis die Natur die Wunden heilt. In diesem Fall der Einschnitt, der links die immer steiler werdenden Moränenschutthänge zeigt, und recht der Übergang in die Landschaft der Palagonit-Bergrücken der Kverkfjallarani aus gewachsenem Gestein. Wobei sich zwischen den hellen Palagonit-Brocken Lavagestein in vielfältigen Farben aus Vulkanausbrüchen verschiedener anderer Epochen mischt.
Das Bild wurde aufgenommen auf einer Wanderung in den Kverkfjöll am Nordrand des Vatnajökull auf Island.
smokeonthewater 13/05/2023 1:04
Die Natur legt Verschüttetes immer wieder frei oder wirft Neues über Altes. Das Ganze erinnert irgendwie an einen Jupitermond.LG Dieter
Herr Mato 12/05/2023 20:33
Schon bewundernswert, wie gut du das Gelände 'lesen' kannst!Laufmann-ml194 12/05/2023 20:02
Der Mars könnte besiedelt werdenvfgm194
Kerstinat 12/05/2023 18:25
Das Aufeinandertreffen der Elemente hast Du sehr gut geueigt! LG Kerstinpwh 12/05/2023 17:18
Du hast die Darstellung in natura gesehen und somit besser beurteilbar