573 Calecuttische Landschaften
Läuft man durch den Thronsaal weiter in Richtung Norden, gelangt man über ein Vorzimmer, das eine Stuck-Kassettendecke aus dem Jahr um 1820 mit sächsischen Wappenmotiven und zwei Bilder, die Kronprinz Friedrich III. (* 18. Oktober 1831 im Neuen Palais in Potsdam; † 15. Juni 1888 ebenda) und seiner Gemahlin Victoria (* 21. November 1840 im Buckingham Palace, London; † 5. August 1901 in Schloss Friedrichshof, Kronberg im Taunus), der ältesten Tochter von Albert von Sachsen-Coburg und Gotha und Königin Victoria von Großbritannien, zeigen, in das Audienzzimmer von Herzog Ernst I.
Dort befindet sich der vierte Wandteppich aus der Serie der Calecuttischen Landschaften, „Les nouvelles Indes“, von 1741 aus der Gobelin-Manufaktur von Alexandre-François Desportes (1661 - 1743) und Jacques Neilson (1717 – 1788). Der Teppich zeigt einen sich im Anschlag befindlichen indischen Bogenschützen kurz vor dem Schuss. Zu ihm schaut seine etwas tiefer sitzende Gefährtin, die einen Korb mit Früchten hält, ehrfurchtsvoll hinauf. Das Bild zeigt eine reichhaltige Flora und Fauna der brasilianischen Landschaft, die zur damaligen Zeit mittels volkskundlichen Milieustudien erkundet wurde. Im Vordergrund sieht man im Wasser eines Flusses zwei eingeborene Fischer stehen, die mit ihrem Netz den Fang einsammeln. Interessant ist, dass sich die Version als Wandteppich gegenüber dem Original, das in Öl und Leinwand gemalt im Musée des Beaux-Arts in Marseille hängt, und zahlreichen auf dem Markt erhältlichen Fine Art Prints vertikal gespiegelt zeigt. Es trägt im Englischen den Namen „The indian hunter and fisherman“ übersetzt „Der indische Jäger und Fischer“.
Die wörtliche Übersetzung „indian“ = indisch trägt hier wohl etwas zur Verwirrung bei, zeigen doch die Landschaften und die Menschen Eindrücke aus Brasilien. Man kann dabei jedoch annehmen, dass das Wort „Indian“ hier sinnbildlich für den Begriff „Eingeborene (r)“ stehen dürfte, wobei im Französischen die Begriffe „Indes“ oder auch der eingedeutschte Begriff „Calecuttisch“ auf Indien hinweisen. Auch müsste es im Englischen „fishermen“ heißen, da es zwei Fischer sind.
Die Wand im Hintergrund des Raums, der auch „Cabinet de Conseil“ oder „Grand Cabinet“ genannt wird, zeigt graugrün und orange marmorierte Flächen. Vor dem Wandteppich steht eine Sitzmöbelgruppe, weiß-gold gefasst, auch aus den Werkstätten der Brüder Desmalter aus Paris, etwa um 1813, bezogen mit blau-gelblicher Seide, die deutsche Ergänzungen tragen, und einem runden Tisch (um 1854).
Aufgenommen im Audienzzimmer im 2. Obergeschoss des Dreiflügelbaus im Ostflügel von Schloss Ehrenburg am 08.09.2018 anlässlich der 14. Nacht der Kontraste.
Vielen Dank an die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen in München für die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen.
Für Interessenten an bayerischen Schlössern - unter folgendem Link findet man Schloss Ehrenburg, die Veste Coburg und Schloss Rosenau im Reiter links unter Coburg auf der Website:
https://schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/uebers/coburg.htm
Zu empfehlen ist auch für interessierte Besucher der amtliche Führer oder der Link darunter:
https://www.bsv-shop.bayern.de/Amtlicher-Fuehrer-Schloss-Ehrenburg-Coburg
http://www.deckenmalerei.eu/675f4c93-c2c8-4cff-b831-0967a1100fca#b36136bb-dec2-492e-9299-58c9367244ae
Aus beiden habe ich viel Wissenswertes und eine Fülle an Informationen erhalten, die ich bei der textlichen Gestaltung meiner Bilder mit eigenen Worten habe einfließen lassen.
anne47 05/04/2022 0:11
Ein sehr aufwändig gefertigter Gobelin, nur die Möbel passen nicht ganz dazuLG Anne
Burkhard Jährling 04/04/2022 21:29
Stark sieht das aus. Prima Bildaufbau.VG Burkhard
Vitória Castelo Santos 04/04/2022 20:05
SEHR GUT!!!Heribert Fischer 04/04/2022 17:12
prachtvoll gefertigt