#Be_Weekly 44
Herbstblues. Irgendwie ist er jetzt doch bei mir angekommen, möglicherweise auch mit der Erkenntnis, dass inzwischen der November angebrochen ist. Bedeutet, es geht so langsam auf das Jahresende zu. „Netterweise“ hatten wir dann ja auch inzwischen die Zeitumstellung, Abends ist es wieder früher dunkel. Irgendwie wäre es schön, wenn man mal endlich diese Umstellerei ad Acta legen könnte. Aber ich glaube, sie wird uns noch lange begleiten. Also lassen wir das.
Die vergangene Woche war sehr fordernd und hat mir auch nicht so richtig viel Energie zurückgegeben. Allerdings habe ich mich inspirieren lassen, meinen Bildern mal wieder eine intensivere Bearbeitung zukommen zu lassen. Ich hatte da mal wieder Lust drauf, und so gab es eine Runde RAW-Bearbeitung. Was mich an eine (von vielen) Diskussion erinnert, die es vor ein paar Wochen bei einem britischen Fotografen auf Youtube gab. Er sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, seine Bilder seien ja keine echte Fotografie.
Ich darf Euch an dieser Stelle einmal den Kanal von Gary Gough empfehlen. Zusammen mit Mads Peter Iversen mag ich die Arbeiten sehr und ja, da wird in der Nachbearbeitung schon mal sehr intensiv zu Photoshop gegriffen. Offen gestanden sehe ich in dem Kontext auch kein Problem. Denn in meinen Augen reden wir hier von Kunst, die aus den Schritten Fotografie gepaart mit Nachbearbeitung besteht. Keiner von beiden nimmt für sich in Anspruch, dass ihre Bilder rein in der Kamera entstehen. Warum auch? Bilder zu manipulieren ist, mit einer wichtigen Ausnahme, in Ordnung. Die eine Ausnahme ist, wenn die Bilder im journalistischen Kontext eingesetzt werden. Dann sollten sie in jedem Fall die Realität wiedergeben. Alles andere ist Kunst. Es ist auch das, was man in dem Augenblick vor seinem geistigen Auge sieht, spürt und empfindet. Mit der Nachbearbeitung versucht man eben das entsprechend auszudrücken.
„Verfälschung von Tatsachen“ wird dann gerne argumentiert. Mein Statement dazu, siehe oben. Wenn man sich aber auf das dünne Eis dieser Argumentation begeben möchte, dann gibt es durchaus etwas zu bedenken: Die Kamera lügt nicht. Sie bildet in erster Linie das ab, was der fotografierende Mensch vorgibt. Das ist mehr als nur das bloße Motiv. Als Fotograf nehme ich Einfluss auf den Ausschnitt, greife so vielleicht nur einen Aspekt einer Szenerie heraus. Auch wähle ich einen Schärfepunkt, um die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Teil des Fotos zu lenken. Die Belichtung trägt auch ihren Teil zu einer Bildaussage bei. Alleine durch die Helligkeit in einem Bild kann die Stimmung beeinflusst werden. Oder auch Bewegungsunschärfen provozieren. Das alles hat schon zu analogen Zeiten funktioniert, da braucht es keine Bildnachbearbeitung. Damals hat man zudem auch alleine durch die Auswahl des Films schon den Stil der Bilder festgelegt. Farbe oder Schwarz-weiß? Grobe Körnung oder eher dezent? Alles Dinge, die ich festgelegt habe, bevor ich auch nur den Auslöser gedrückt habe. Soviel zum Thema „Verfälschung von Tatschen in der Nachbearbeitung“.
In diesem Sinne mein Wochenfoto von einem DLRG-Turm bei trübem Wetter. Ausschau nach dem halten, was den Herbstblues vertreibt.
Mehr Bilder: https://christianrohweder.de/2022/11/06/be_weekly-44/
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