Die Schönbuchbahn im Herbst

Die Schönbuchbahn im Herbst

Bevor der angekündigte Sturm die bunten Blätter von den Bäumen fegt, habe ich heute die raren Sonnenstunden genutzt, um einen weiteren Punkt auf meiner fotografischen To-Do-Liste abzuhaken und die Schönbuchbahn Böblingen - Dettenhausen besucht. Dort werden derzeit übergangsweise bis zur Inbetriebnahme der neuen CAF-Triebwagen Fahrzeuge der Baureihe 426 eingesetzt. Zwischen Böblingen und Holzgerlingen führt die Strecke durch einen längeren Waldabschnitt. 426 503/003 + 426 424/024 sind hier auf der Fahrt nach Dettenhausen zu sehen.

Die Schönbuchbahn gehört zu den Erfolgsgeschichten in Sachen Reaktivierung von einst stillgelegten Eisenbahnstrecken in Baden-Württemberg. Die Deutsche Bundesbahn hatte den Personenverkehr auf der rund 17 km langen Nebenbahn von Böblingen nach Dettenhausen schon im September 1966 aufgegeben. Danach fuhren bis 1990 nur noch Güterzüge und die DB strebte letztlich die Gesamtstilllegung an. Doch es gab stets auch Bestreben, die Bahn wieder für den Personenverkehr zu nutzen.
Im Auftrag des Landkreises Böblingen erstellte die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG) 1989 ein Konzept für die Reaktivierung der Schönbuchbahn. Das Land Baden-Württemberg sagte im April 1993 die erforderlichen GVFG-Fördermittel zu. Noch im gleichen Jahr beschlossen die Landkreise Böblingen und Tübingen die Reaktivierung der Schönbuchbahn und gründeten dazu den Zweckverband Schönbuchbahn (ZVS). Die Wiederinbetriebnahme der Schönbuchbahn erfolgte im Dezember 1996. Die Fahrgastzahlen übertrafen schnell die Prognosen von 2500 Fahrgästen pro Tag und so mussten schon bald zusätzliche Triebwagen beschafft und die Strecke mehrfach ertüchtigt werden. Mitte 2000 wurden durchschnittlich 5500 Fahrgäste gezählt und die Züge waren oft überfüllt. Die Bahnsteige wurden für 3-teilige Züge ausgebaut. Im Jahr 2012 wurden an Werktagen schon über 10.000 Fahrgäste befördert. Um eine weitere Taktverdichtung zu ermöglichen, wurde die Strecke bis 2019 elektrifiziert und teilweise zweigleisig ausgebaut.

Angesichts solcher positiver Entwicklungen muss man sich fragen, warum es andernorts in Deutschland so lange dauert, bis man das in ehemaligen Bahnstrecken schlummernde Potenzial weckt und damit Straßen und Umwelt entlastet.