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Thomas Reitzel


Premium (World), Fountain, RP

Dk 9620

Während einigen Monaten im Jahr 1976 war ich als Fahrdienstleiter auf der Abzweigstelle Darmstadt-Nord eingesetzt. Diese galt als größte Abzweigstelle Deutschlands. Hier teilten sich, wie anderswo bereits beschrieben, zwei zweigleisige Strecken in mehrere Streckenäste auf.

Die Stammstrecke hierbei war die zweigleisige Hauptbahn Mainz-Bischofsheim - Aschaffenburg einerseits
und die zweigleisige Hauptbahn Darmstadt Hbf - Da-Kranichstein(- Aschaffenburg) andererseits.
Von letzterer zweigte die zweigleisige Odenwaldbahn ab,
von ersterer je eine eingleisige Verbindung nach Darmstadt Hbf, nach Darmstadt-Arheilgen und in das Werk der Merck AG. Außerdem gab es noch eine Ausweichanschlußstelle zu einem kleinen chemischen Betrieb.

Der gesamte Verkehr wurde aus einem alten, fast baufälligen Fahrdienstleiterstellwerk geregelt, und zwar mittels zweier mechanischer Hebelbänke, die sich Bauartbedingt unterschieden. Acht Blocksignale und zehn Weichen einschließlich Fahrstraßenfestlegung und Streckenblock
waren zu bedienen.
Maximal vier Zugfahrten gleichzeitig waren möglich.
In drei Zugmeldebüchern wurde der Zugverkehr dokumentiert.

An Samstagen war der Zugverkehr durch einige interessante Züge geprägt, die man sonst nicht allzu häufig sah, so wie hier zum Beispiel
ein Autoreisezug, der aus Narbonne in Südfrankreich kam und unter Umgehung des Großraums Frankfurt in Richtung Hannover - Hamburg weiterlief.
Zuglok war an diesem Tag im Juli 1976 die 112 492. Der Zug kommt auf dem Streckengleis von Darmstadt Hbf und fährt in Richtung Darmstadt-Kranichstein, wo sich diese zweigleisige Strecke mit der Strecke rechts in Richtung Aschaffenburg vereinigt. Der Autoreisezug wird an der Abzweigstelle Mainaschaff die Verbindungskurve in Richtung Hanau befahren und danach über eine weitere Verbindungskurve bei Hanau-Wolfgang in die Strecke Hanau - Fulda einschwenken.

Auf dem untenstehend verlinkten Bild kann man den Standpunkt erkennen, von dem aus dieses
und ein weiteres Foto des gleichen Zuges aufgenommen wurde:

Güterzugstrecke
Güterzugstrecke
Thomas Reitzel

Vor 30 Jahren
Vor 30 Jahren
Thomas Reitzel


Das Blocksignal ist deshalb so niedrig, damit es auch bei einem Halt unter dem angrenzenden Bahnsteigdach noch aufgenommen werden konnte.

Heute besteht die Abzweigstelle als selbständiges Fahrdienstleiterstellwerk nicht mehr, sondern wird von Darmstadt Hbf aus ferngesteuert.

Auch die Schwetserlok 112 493 konnte ich bereits acht Jahre früher in Darmstadt Hbf ablichten:

Auch vor 44 Jahren
Auch vor 44 Jahren
Thomas Reitzel

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Commenti 10

  • Kurbelwelle 15/12/2012 15:51

    Vielen Dank für Deine tollen Einblicke in den damaligen Bahnalltag.
    Heute läuft vieles einfacher, dafür aber auch weniger interessant. (Interessant ist es natürlich immer noch, es ist einfach vieles versteckt und automatisiert).
    LG Albi
  • Schabbesgoi ( Das Auge ) 14/12/2012 16:34

    immer wieder schön deine " alten " aufnahmen!
    lg. udo ( schabbesgoi )
  • † Bickel Paul 14/12/2012 15:42

    Eine herrliche Aufnahme mit diesem interessanten Zug. Danke für die Beschreibung dazu.
    Gruss Paul
  • Dieter Jüngling 13/12/2012 20:00

    Danke Thomas. Das nehme ich auch in mein "Geschichtsbuch - Die DB".
    Gruß D. J.
  • Thomas Reitzel 13/12/2012 17:19


    Danke Euch!

    Ja, das war ein mitunter stressiger Arbeitsplatz, an dem es kaum mal einen Moment zum Ausruhen gab.

    Es kam vor, daß vier Zugmeldeleitungen gleichzeitig klingelten, gerade mehrere Züge durchfuhren und man die beobachten mußte, dann die Signale zurück auf Halt stellen und danach vor- und zurückblocken mußte. Gleichzeitig mußte man den Vorblock aus der Richtung im Auge behalten, aus der ein Zug gemeldet war und dann das Signal auf Fahrt stellen, denn dies vorher zu tun, war auch nicht immer ratsam. Hatte man beispielsweise die Fahrstraße abzweigend aus Kranichstein in Richtung Darmstadt Hbf gelegt und das Signal auf Fahrt gestellt, und der Fahrdienstleiter in Kranichstein disponierte um und wollte zuerst einen Zug in Richtung Mainz-Bischofsheim abfahren, so waren Komplikationen vorprogrammiert. So etwas kam vor, wurde aber in der Regel vorher abgesprochen, sonst wäre es ja auch zu einer Fehlleitung gekommen. Denn einem Zug das Signal vor der Nase auf Halt zu schmeißen, das war und ist verpönt, darf eigentlich nicht passieren, wenn alle betrieblichen Handlungen ordentlich ablaufen. Und das taten sie; ich habe in meiner Zeit dort keinen einzigen Fall einer Fehlleitung oder sonstigen Unregelmäßigkeit erlebt!

    Wohlgemerkt: Man war als Fahrdienstleiter dort allein!
  • Gerhard Huck 13/12/2012 16:41

    Da hattest Du ja einen echt heißen Arbeitsplatz seinerzeit!
    Die s/w-Aufnahme kann auch nach 36 Jahren noch voll überzeugen! Beeindruckend neben dem einen Zug als Hauptmotiv all die vielen Seilzüge!
    Viele Grüße
    Gerhard
  • makna 13/12/2012 15:26

    Ein tolles Motiv mit diesem Signal, über die Signaldrähte hinweg !!!
    Und die 112 mit dieser Garnitur ist "erste Sahne"!
    BG Manfred
  • Roni Kappel 13/12/2012 13:36

    Herrlich! :-)
  • Klaus Kieslich 13/12/2012 13:32

    Top Perspektive aus der ersten Reihe
    Gruß Klaus