Ein neues Geschäftsmodel
Leopold erkundet gerade das Schiff
als er eine Durchsage hört.
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„Guten Morgen, liebe Gäste!“, tönte es aus dem Lautsprecher. Leopold achtete nicht weiter auf das morgendliche Blabla des Kapitäns, horchte jedoch auf, als im Anschluss daran der Entertainmentmanger mit launigen Worten das Tagesprogramm vorstellte.
„Karaoke im Brauhaus“ hörte sich schon mal interessant an. Das wäre doch was, denn singen konnte er ja. Hatte er nicht sämtliches Liedgut der christlichen - und natürlich auch der unchristlichen - Seefahrt wie kein Zweiter drauf?
Da musste er hin!
Den Tag verbrachte der Hartbrandwichtel in einer ruhigen Ecke neben der Ocean Bar, nur gestört durch die Dartspieler, die sich wie immer am Nachmittag eingefunden hatten.
Endlich wurde es Abend, und leichtes Lampenfieber kam auf, als sich Leopold beherzten Schrittes dem Brauhaus näherte. Die Stimmung brodelte schon, denn soeben gab ein junger Mann in bereits bierseliger Verfassung einen Gassenhauer zum Besten, den man lieber nicht kennen würde. Das Publikum sang jedoch den Refrain aus voller Brust und Überzeugung mit, sparte auch nicht an Applaus und forderte frenetisch „Zugabe!!“.
In dieses Szenario stieß also Leopold, und da sich gerade kein weiterer Williger zur Bühne schleppen ließ, hüpfte der Zipfelmann mit einem Satz auf die Empore, griff nicht mal zum Mikrofon, das er eh nicht hätte erreichen können, und hub an, mit zunächst leisen, dann immer lauter werdenden Tönen ein „Owumba-he, owumba-he ...“ unter das staunende Volk zu bringen.
Alle Köpfe flogen Leopold zu, die Herzen folgten, und nur ein gedämpftes Raunen war noch zu hören. Bald folgte jedoch rhythmisches Schlagen auf die schweren Holztische, zaghaftes Stampfen der Füße auf den Boden, und schließlich wurde der Gesang von der Masse aufgenommen, als sei der Chor der Owumbaneger leibhaftig vor Ort. Es war Leopolds großer Moment, als er den Refrain des alten Liedes der Owumbas mit so glockenheller Stimme, aber doch kraftvoll-sentimentalem Timbre, geradezu in den Raum fliegen ließ. Da blieb kein Auge trocken, und alle lagen sich in den Armen, schrien nach mehr Bier, andere auch nach Schnäpsen und Brause … also die mit Geschmack … und als die letzten Taschentücher aufgebraucht waren, fingerte man nach den Schürzen der Kellner, die, ebenfalls ergriffen von der Stimmung im Saale, den in Tränen aufgelösten Gästen bereitwillig zur Seite standen.
Natürlich musste Leopold noch etliche Lieder aus seinem unerschöpflichen Repertoire darbieten, denn einen solchen Sangeskünstler wollte man nicht von der Bühne lassen. Nur mit dem Versprechen, dass weitere Auftritte folgen würden, konnte der Wichtel sich endlich zur wohlverdienten Ruhe davon trollen.
Ja, das war ein Abend nach Leopolds Geschmack, und gleich morgen gedachte er, sich die anderen Bars ebenfalls untertan zu machen. Das war nun sein neues Geschäftsmodel:
Er würde als Künstler sein Geld verdienen ...
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... und für Interessierte die ganze Geschichte:
Ruth U. 25/08/2019 19:46
Kleiner Mann mit großer Stimme, klar, dass er sich in die Herzen der Kreuzfahrer gesungen hat.Klacky 24/08/2019 13:26
Dieser HBW ist ein wahrer Tausendsassa.Gruß,
Klacky
Einfachsassa
Starcad 23/08/2019 14:28
Hoffentlich wacht er nicht auf, und muss feststellen, das er das alles nur geträumt hat. Dann könnte er sich aber immer noch mit Pfifferlingen à la crème mit Rosmarinkartoffeln und einem guten Hövels trösten.LG Marc
Mira Culix 23/08/2019 13:08
Wenn das mal gut geht! Bisher hat er ja noch den Status "Blinder Passagier". Ob es ihm wohl gelingt, nachträglich legalisiert und als Barsänger engagiert zu werden? Fragen über Fragen!