Die ganze Geschichte
von Leopolds Versuch, die Welt zu erobern
geschrieben von Klacky ... freihändig und ehrlich
Alles begann mit diesem Foto:
Dann nahm das Geschehen seinen Verlauf mit Klackys Geschichte:
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Da stand Leopold am großen Meer und sah das Wüstenschiff.
In dem Augenblick überkam ihn der Wunsch, Pirat zu werden, jetzt und sofort.
Er würde das Schiff kapern und mit ihm auf große Reise gehen in aller Herren Länder.
Erst mal der untergehenden Sonne entgegen nach Amerika, dort würde er mit den Indianern eine Friedenspfeife rauchen, mit Winnetou Blutsbrüderschaft schließen, so mit Blutaustausch und allem Tamtam, er würde Ntschotschi vernaschen und sich dann auf die Socken machen, um jemanden zu finden, den er skalpieren könnte, und dann noch einen und noch einen. Die Skalpe würde er sich nach traditoneller Tradition an den Gürtel hängen und dann schwer behangen an den Beach in Marokko zurückkehren.
Und alle würden ihn bestaunen. Er bekäme dann einen Begrüßungstee nach dem anderen und gewiß einen Harem. Ja, das wär's!
Er würde ein wildes und aufregendes Leben führen und nicht so langweiliges, das die anderen Zwerge in doitschen Vorgärten führen.
Er würde der Überzwerg sein.
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Folge 2
Insel mit Palme,
mit blauer Palme.
Lange grübelte Leopold ob das ein Zeichen war, ein Zeichen speziell für ihn.
Blaue Palmen kannte er nicht, und um ehrlich zu sein, andere auch nicht, denn wo er aufgewaxen war, gab es eher Buchen, Linden und Eichen, und die waren immer grün, also nicht immergrün aber eben immer grün. Es sein denn im Herbst, da waren sie braun bis gelbgold und danach kahl. Aber das war jetzt Nebensache.
Momentan ging es um die Insel und den Schatz.
Doch wie hinkommen?
Leopold war nicht dumm
und sah sich um.
Da, ja er hatte es!
Da vorne die grüne Tonne paßte nicht nur perfekt zu seiner Hose, sondern auch in seinen Plan. Gesacht, getan. Er suchte sich noch ein Paddel; dazu brach er eine Latte aus dem Zaun (weiter rechts, außerhalb des Bildfeldes), rollte die Tonne ans Wasser, setzte sich drauf und paddelte los.
Anfangs war die Sache ein wenig kippelig, und er fiel ein paarmal runter, rappelte sich aber immer wieder auf, sezte sich erneut drauf und paddelte wie wild los.
Bald kam er in den Rhythmus, in den flow, wie man heutzutage sacht, und Leopold war ja fortschrittlich. So paddelte er wie wild drauflos auf seinem Floß und hatte nach einiger Zeit eine gar erkleckliche Strecke zurückgelegt. Es ging ihm gut von der Hand, und er begann Lieder zu singen, Lieder von der christlichen und wohl auch eher unchristlichen Seefahrt, Lieder mit einschlägigem Liedgut, man kennt das ja (wenn man es kennt.) Nicht ganz sauber, aber das war egal, vom Strand her hörte ihn keiner mehr, nur die Möwen hörten ihn, die ihn und sein Floß umschwirrten und mit einem tiefen "more, more" zur Zugabe aufforderten.
Unterwegs trieb eine halbvolle Flasche Rum an Leopold vorbei. Er wußte, damit war was. Das hatte er in vielen Seemannsgeschichten gehört. Aber was? Egal, zunächst trank er mal die Flasche leer, was seinem Liedgut mächtig Auftrieb gab, zumindest Trieb, denn sauberer wurden seine Lieder nicht, aber lauter und inbrünstiger.
Dann fiel es ihm ein, Flaschenpost. Ja, er mußte eine Nachricht nach Hause schicken, eine Botschaft. Wieder grübelte er, dabei sang er weiter über Wein, Weib und Gesang, der Wein in seinem Liedgut wurde dann aber durch Gin und Rum ersetzt, denn Leopold war im Grunde seines Herzens ein Hochgeistiger. Des Schreibens allerdinx nicht so arg mächtig, krakelte er mit seinem Bleistift einen kernigen Seemannsspruch auf den Zettel, den er noch in seiner Hosentasche gefunden hatte.
FOLLE FART FORAUS! Schnell stopfte er die Botschaft in die Buddel, verkorkte sie, und ab ging die Post.
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Folge 3
Ihr erinnert Euch noch, daß Leopold einerseits das Geschäft mit den Skalpellen aufmachen und die Knutscherei mit Ntschotschi durchziehen wollte, diesen Plan dann aber aufgab, weil er das Fragment einer Schatzkarte fand und den Schatz heben wollte. Doch die Passatwinde ergriffen ihn und trieben ihn auf seinem Floß bzw. seiner grünen Tonne in eine ganz andere Richtung, als von ihm vorherberechnet, denn in diesen Tagen lag der Magnetpol wo ganz anders, er hatte sich kwasi über Nacht verlaufen, und daher bliesen auch die Winde ganz anders. Gleichwohl, dies war Leopold egal, denn er war in der Lage, sich auf geänderte Bedingungen einzustellen, wie das bei Hart- und Weinbrandwichteln nun mal so ist, und das weiß man, wenn man es weiß, also kurzum, Leopold änderte sowohl das Ziel seiner Reise wie auch das Geschäftsmodell, das er nun durchziehen wollte und würde.
Mit den Passatwinden im Rücken trieb er folle Fart foraus in den Süden an der Westküste Afrikas entlang, um dies an seiner, nicht Leopolds, sondern der des Kontinents südlichsten Ecke zu umschiffen. Dabei sang er natürlich Seemans- und Piratenlieder über Tod & Toifel, den Klabautermann, viel Rum und flotten Weibern. Auch Lieder über die Owumbaneger sang er, wenn vom fernen Ufer dumpf die Trommeln alljener herüberklangen.
Hei, das war ein Leben!
Das gefiel ihm, und er fühlte sich pudelwohl. Seine Zipfelmütze schützte ihn vor zu starker Sonneneinstrahlung; wenn es nachts regnete, drehte er sie um, fing immer ein oder zwei Liter auf und trank diese, bevor der Morgen kam, denn dann mußte er die Mütze zum Schütze, wie er sachte, wieder umdrehen und aufsetzen.
Wenn mal ne Buddel Rum, Gin oder Whisky vorbeitrieb, schnappte er sie sich, um mal wieder ne Post nach Hause für seine Kumpels in den Vorgärten abzusetzen. Die würden staunen. Dabei wurde Leopold immer lustiger, denn vor der Postille mußte er ja jeweils die Buddel leeren. Anfangs war ihm das peinlich, und er schaute sich immer verstohlen um, ob ihn ja niemand beobachtete, was selten der Fall war, später rief er immer "Hoch die Tassen und das in Massen!"
Teilweise würde er von einer Schule Dephine begleitet, auch mal von dem ein oder anderen Wal. Nun ja, so ging die Zeit ins Land, und ehe er sich versah, umschiffte er Afrika, Doch alsbald spülte es ihn an Land.
Auch nicht schlecht, dachte er sich, war aber in den ersten paar Tagen noch etwas wacklich auf den Beinen, Das konnte aber auch dem Rum, Gin und Whisky geschuldet sein.
Wat nu, dachte er bei sich, und kratzte sich am Kopp. Mal erst sammelte er am Beach die Kokosnüsse ein, eine hätte ihn fast erschlagen, knackte sie, trank die Milch, futterte das Innere, rieb sich auch mit der Milch ein, damit sein Teint sampft und kremich blieb, und benütze die leeren Kokosnußschalen, um das Regenwasser zu sammeln, für wenn mal nicht genuch Ru, Gin oder Whisky vorbeitrieb. Blöd war er ja nicht.
Aber was tun? Von zu Hause hatte er gelernt, daß man immer ein Geschäft machen muß, auch wenn man nicht muß. Geschäfte machte er schon, aber immer in den Büschen, doch er mußte zu Geld kommen, ein Geschäftsmodell entwickeln, sich beim Arbeitsamt anmelden, Zuschüsse kassieren und so. Das mit dem Arbeitsamt konnte er kneifen, denn so weit er auch schaute, er sah keines, weder linx noch rechs am Beach, auch nicht ferne auf dem Meer oder hinter sich im Landesinnern.
Aber was anderes sah Leopold.
Was ganz anderes.
Seht Ihr es auch?
Da vorne vor dem Felsen, der am weitesten von ihm enfernt im Wasser lag, da sah er es, und ein Blitzgedanke durchzuckte ihn.
"Hai!" rief er, "Hai, komm mal her!"
Genau, das war es!
Da schwamm ein Hai, ganz doitlich sah man seine Rückenflosse.
Seht Ihr sie auch?
Und Hai war was Wichtiges, das riefen auch immer einige Loite inner FC, Hai! riefen sie tast tächlich. Das mußte was Wichtiges sein, was Tolles, was Großartiges.
Dafür würden die Loite bestimmt viel Geld hinlegen.
Er würde so was anbieten.
"Schwimming wis Hais" würde er anbieten. Und er würde der erste und einzige sein mit diesem Angebot, denn das würde er sich patentieren lassen.
Als erstes rammte er mal einen Stecken in den Boden, nagelte ein Schild dran
SCHWIMMING WIS HAIS FÜMPF ÄURO
stand in dicken Lettern drauf.
Er selbst legte sich an den Beach in den Schatten des Schildes und wartete auf Kundschaft. Leise rauschte das Meer, laut schrien die Möwen, dumpf trommelten die Trommeln, und das einzige, was blöde war, war, daß der Schatten mit der Sonne wanderte und Leopold sich alle halbe Stunde umbetten mußte.
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Nach kurzer Pause ging die Geschichte dann weiter (geschrieben von MONA LISA):
Folge 4
Manch einer wird sich fragen, was eigentlich aus Leopold wurde.
Zuletzt hörte man ja von ihm, dass er zu einer aufregenden Fahrt auf einem grünen Fass von Agadir aus in Richtung Amerika aufbrach, unterwegs aber von den Unbilden der Natur gen Afrika verschlagen wurde und schließlich auf einer Seychellen-Insel landete.
Als letztes Lebenszeichen gilt, dass er neben seinem Schild
„ SCHWIMMING WIS HAIS FÜMPF ÄURO“
an einem Strand auf den Seychellen in der Sonne lag und auf Kundschaft wartete.
Das Geschäftsmodel erwies sich jedoch als untauglich ( was man mit etwas Nachdenken gleich gewusst hätte! Wenn man's denn weiß ... Aber was will man von einem hohlen Kopf erwarten!!), und so war er erleichtert, als eine Frau Gerlinde M. aus H. an der E. den völlig entkräfteten, nachgerade ausgemergelten Wicht am Strand entdeckte und ihn mitnahm.
Frau M. hatte ein gutes Herz und peppelte den Kleinen wieder auf. Nach einem ausgiebigen Schaumbad nahm sie schließlich ihr Tuschkästlein zur Hand und richtete das zerzauste Gewand mit viel Liebe – und zugegeben etwas Spucke – wieder her.
Schließlich brachte sie das Kerlchen zum Hafen und rang einem dort vor Anker liegenden Segler das Versprechen ab, Leopold mit bis zum nächstgrößeren Hafen zu nehmen, damit er sich auf eines der Kreuzfahrtschiffe schleichen könne, um wieder gen Heimat zu reisen.
Wehmut machte sich breit und dem Leopold das Herz schwer, denn er würde sie schon vermissen … diese Leichtigkeit des Seins im Sonnenschein, vor allem aber diese Owumbaneger. Doch freute er sich auch auf die Kumpels daheim, denen er viel zu erzählen hatte ...
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Da hatte MONA LISA aber nicht mit Klacky gerechnet, der mehr zu dieser Strandgeschichte und vor allem zu den Owumbanegern wusste:
Ja, bei den Owumbanegern hatte Leopold viel gelernt, denn nachts hatte er sich immer in den Urwald geschlichen und ihnen aus dem Gebüsch heraus zugeschaut. Im Takt der Trommeln wippte sein Fuß immer mit.
In der dritten Nacht geschah es dann, er hatte sich in die Sache reingesteigert, bzw. sich von den Klängen und dem Getrommle mitreißen lassen und sich passend dazu auf die Schenkel geschlagen. Das konnte nicht gerne verborgen bleiben. Er wurde entdeckt. Die Owumbaneger zerrten ihn auf den Dorfplatz. Im Schein der Fackeln wurde er bestaunt, angefaßt und hier und da gekniffen. So was wie ihn hatten die ONs noch nie gesehen. Sie wollten wissen, ob er echt war. Augenscheinlich hielt er der Prüfung stand. Da hoben sie ihn auf einen Schild und trugen ihn im Kreis um den Dorfplatz. Viel Getrommle, viel Getanze, viel Owumba!, Owumba!, Owumbarassasa! Gar kriegerisch sah das aus, wie sie mit ihren langen Speeren immer wieder auf ihn zeigten und dann in den Busch, dann wieder geradeaus, dann in den Himmel und so. Bei jedem zehnten Takt stampften sie heftig auf, riefen Owumba! in die Nacht und tranken jede Menge vergorene Kokosmilch. Die Tänze wurde immer heftiger, nun kamen auch die Owumbafrauen, wie ihre Männer leicht- oder gar nicht beschürzt, aus den Hütten, überschütteten Leopold mit Negerküssen und flößten auch ihm indigene Kokosmilch, 45% vol. alk. ein. Es war eine Jenseitsparty! Kein sauerländischer DJ hatte je eine bessere Stimmung auf dem dance floor wie die Owumbas hier zwischen Busch und Beach.
Am nächsten Morgen wurde Leopold von Frau M. aus H. an der E. unter vollkommener Verkennung der Tatsachen am Beach entdeckt und mitgeschleppt.
Sie verfrachtete ihn auf einen Segler, Dreimast samt Bugspriet aber ohne Motor. Dieser brachte ihn in einer abenteuerlichen Seereise, auf der Leopold seekrank wurde und nichts anderes wollte, als sterben (denn nur bei diesem Wunsche ist man wirklich seekrank), und sich die Seele zehnmal aus dem Leib kotzte, in nächsten Hafen, Sansibar war es, dort wurde Leopold einem Kreuzfahrtschiff übergeben, einem der AIDA-Klasse, das auch so ne schicke Bar hatte, wie die vonner Ruth, wo Leopold sich jeden Abend mit Schuhkrem einschmierte und mit Lendenschurz bekleidet als "Original-Owumba aus Carumba" auftrat und sich jede Menge Trinkgeld verdiente. In der Bar fiel vor allem ein Damen-Zirkel auf, dessen Mitglieder und vor allem -rinnen, ihm kräftig zuprosteten und ihn mit Trinkgeld verwöhnten. Einige, daring, daring, steckten ihm sogar Geldscheine hinter seinen Bananenschurz, wunderten sich nur, wenn sie die Hand gebräunt wieder zurückzogen. Auf Schuhkrem kamen sie nie.
Der Owumba aus Carumba war seine neue Geschäftsidee.
Mal sehn, wie lange die hält.
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Folge 5
Eine Seefahrt, die ist lustig (geschrieben von MONA LISA)
Es war schon spät, als Leopold sich zwischen den Kofferwagen durchschlängelte, die vor dem großen Schiff zum Abtransport bereit standen. Eigentlich sollte es längst abgelegt haben, aber man wartete noch auf verspätete Gäste.
Das war Leopolds großes Glück, denn so konnte er im Schutz der Dunkelheit ein von einem der Gepäckstücke auf den Boden ragendes Band ergreifen und daran auf den Kofferwagen klettern. Kaum hatte er sich von der Anstrengung erholt, merkte er, wie das Gefährt in Bewegung geriet und sich holpernd auf den riesigen Schiffsbauch zu bewegte.
Dunkel und kühl war es im Gepäcklager. Leopold zog sich die rote Zipfelmütze fester über die Ohren, zurrte seine Jacke enger um den noch immer etwas abgemagerten Körper und ärgerte sich, dass er seine Hosenträger bei der überstürzten Abreise in Agadir vergessen hatte. Aber das war jetzt nebensächlich angesichts der Tatsache, dass er sich auf keinen Fall erwischen lassen durfte, denn was mit blinden Passagieren geschieht, das weiß man ja … wenn man's weiß.
In einem unbeobachteten Moment nahm Leopold sein hüpfendes Tonherz fest in beide Hände und schlich sich an den Filipinos vorbei, die damit beschäftigt waren, die Koffer auf die Kabinen zu verteilen.
Leopold irrte lange umher, denn das Gewirr der Gänge und Treppenhäuser war zu viel für einen kleinen Wichtel. Schließlich landete er jedoch in einem Aufzug, der ihn direkt zum Pooldeck brachte.
Die frische Luft tat ihm gut, doch seine Irrungen mussten stundenlang gedauert haben, denn inzwischen war die Sonne aufgegangen, das Schiff bewegte sich in gemächlicher Fahrt über das Meer und eine letzte Möwe krächzte ihm aus luftiger Höhe einen Morgengruß zu.
Zufrieden begann Leopold die Erkundung seiner neuen, vorübergehenden Heimat. Das war deutlich entspannter als die wilde Fahrt auf dem grünen Fass. Doch Leopold traute sich nicht, die Seemannslieder anzustimmen, die er so gern gesungen hatte. Er klopfte aber ein paar Mal auf den Boden, weil er wenigstens so etwas wie Trommelklang hören wollte. Doch es tönt eben anders, wenn so ein Owumbaneger sein Instrument gekonnt bearbeitet!
Getragen von derlei Gedanken machte sich Leopold auf den Weg zum Heck des Schiffes …
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Folge 6
Ein neues Geschäftsmodell (geschrieben von MONA LISA)
Leopold erkundet gerade das Schiff, als er eine Durchsage hört.
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„Guten Morgen, liebe Gäste!“, tönte es aus dem Lautsprecher. Leopold achtete nicht weiter auf das morgendliche Blabla des Kapitäns, horchte jedoch auf, als im Anschluss daran der Entertainmentmanger mit launigen Worten das Tagesprogramm vorstellte.
„Karaoke im Brauhaus“ hörte sich schon mal interessant an. Das wäre doch was, denn singen konnte er ja. Hatte er nicht sämtliches Liedgut der christlichen - und natürlich auch der unchristlichen - Seefahrt wie kein Zweiter drauf?
Da musste er hin!
Den Tag verbrachte der Hartbrandwichtel in einer ruhigen Ecke neben der Ocean Bar, nur gestört durch die Dartspieler, die sich wie immer am Nachmittag eingefunden hatten.
Endlich wurde es Abend, und leichtes Lampenfieber kam auf, als sich Leopold beherzten Schrittes dem Brauhaus näherte. Die Stimmung brodelte schon, denn soeben gab ein junger Mann in bereits bierseliger Verfassung einen Gassenhauer zum Besten, den man lieber nicht kennen würde. Das Publikum sang jedoch den Refrain aus voller Brust und Überzeugung mit, sparte auch nicht an Applaus und forderte frenetisch „Zugabe!!“.
In dieses Szenario stieß also Leopold, und da sich gerade kein weiterer Williger zur Bühne schleppen ließ, hüpfte der Zipfelmann mit einem Satz auf die Empore, griff nicht mal zum Mikrofon, das er eh nicht hätte erreichen können, und hub an, mit zunächst leisen, dann immer lauter werdenden Tönen ein „Owumba-he, owumba-he ...“ unter das staunende Volk zu bringen.
Alle Köpfe flogen Leopold zu, die Herzen folgten, und nur ein gedämpftes Raunen war noch zu hören. Bald folgte jedoch rhythmisches Schlagen auf die schweren Holztische, zaghaftes Stampfen der Füße auf den Boden, und schließlich wurde der Gesang von der Masse aufgenommen, als sei der Chor der Owumbaneger leibhaftig vor Ort. Es war Leopolds großer Moment, als er den Refrain des alten Liedes der Owumbas mit so glockenheller Stimme, aber doch kraftvoll-sentimentalem Timbre, geradezu in den Raum fliegen ließ. Da blieb kein Auge trocken, und alle lagen sich in den Armen, schrien nach mehr Bier, andere auch nach Schnäpsen und Brause … also die mit Geschmack … und als die letzten Taschentücher aufgebraucht waren, fingerte man nach den Schürzen der Kellner, die, ebenfalls ergriffen von der Stimmung im Saale, den in Tränen aufgelösten Gästen bereitwillig zur Seite standen.
Natürlich musste Leopold noch etliche Lieder aus seinem unerschöpflichen Repertoire darbieten, denn einen solchen Sangeskünstler wollte man nicht von der Bühne lassen. Nur mit dem Versprechen, dass weitere Auftritte folgen würden, konnte der Wichtel sich endlich zur wohlverdienten Ruhe davon trollen.
Ja, das war ein Abend nach Leopolds Geschmack, und gleich morgen gedachte er, sich die anderen Bars ebenfalls untertan zu machen. Das war nun sein neues Geschäftsmodel:
Er würde als Künstler sein Geld verdienen ...
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Folge 7
Ohne Flei. kein Prei. (geschrieben von MONA LISA und Klacky)
Nach dem grandiosen Debüt im Brauhaus stürzten sich sogleich der Entertainmentmanager, den man hastig aus dem Bett geklingelt hatte, als auch der Choreograph der Tanztruppe auf den völlig verdatterten Leopold. Eine Kabine war zwar nicht frei, aber man wies ihm ein gemütliches Eckchen in der Theatergarderobe zu, und Leopold war's zufrieden. Ein Vertrag war schnell aufgesetzt, und schon am nächsten Morgen sollte er sich im Theatrium einfinden, um seine erste Probe für die ORIGINAL OWUMBA AUS CARUMBA -Nummer mit den Aida-Stars als Backgroundsängern abzuhalten. Die Kostümschneiderin war auch schon bestellt, damit das Bananenröckchen nebst Lendenschurz bis zum nächsten Abend mit flinker Nadel auf den Leib geschneidert werden konnte.
Das ließ sich doch alles ganz gut an, und Leopold sank seufzend vor Glück, Zufriedenheit und auch etwas Erschöpfung in die Polsterware.
Nach erfolgreicher Probe stolzierte unser Wichtelchen am nächsten Tag über das Deck, wo ihm auf der Joggingstrecke wieder dieser seltsame Punkt auf dem Boden auffiel. … und schlagartig, quasi wie vom Blitz getroffen, fiel ihm ein, dass so eine Künstlerkarriere auch sehr schnell vorbei sein kann, und es deshalb stets geraten ist, auf zwei Beinen zu stehen, was für ihn rein vom Körperbau her ohnehin schwierig genug war.
Ohne über dieses Problem jedoch weiter nachzudenken, beobachtete er, was sich an diesem Selfie-Punkt abspielte.
(Weiter geht die Geschichte mit Klackys Schilderung, der Anmerkung zum Bild entnommen.)
Am Heck des Schiffes war die Hölle los.
Jung und Alt, Dick und Dünn, Tünnes und Schäl drängten sich um diesen Punkt auf dem Deck des Schiffes, um ein Bild von sich zu machen. Ein Bild von sich selbst, manchmal durfte sogar ein Freund oder der eigene Mann oder der Oppa mit drauf, aber meist war man mit sich und der Kamera oder dem Hendi alleine auf dem Bild.
Leopold betrachtete das interessiert und kratzte sich am Kopp. Was sollte denn das, immer alleine und immer mit Verrenkung und so? Er grübelte, denn wie immer war er auf der Suche nach einer Geschäfzidee. Und zack, da hatte er sie, denn blöd war er nicht, nur tönern.
Den blauen Punkt, auf dem die Leute sich fotografierten, ergänzte er zu
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
Prompt hatte Leopold einen so enormen Zulauf, daß er die Leute bitten mußte, sich in Reihe aufzustellen und brav zu warten, bis sie dran waren. Das klappte auch halbwegs.
Die Personen durften sich dann auf den SELFIE POINT stellen, und er wies sie ein. Ihr kennt das bestimmt von Papa oder so, wo man ein Stück nach links oder nach rechts oder nach hinten gewinkt wird, bis alles im Rahmen ist, auch wenn die Füße oder der Kopp fehlen.
Dann Auslösung!
Nächstes Bild!
Was ihn aber wunderte, war, daß die Leute meist weg waren, wenn er auslöste und es um's Bezahlen ging. Alles Zechpreller!
Also ergänzte er das Schild auf
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
FORKASSE
Nun klappte es wie am Schnürchen, ein Bild nach dem anderen, seine Kasse wurde prallvoll, der Andrang wurde noch größer, so daß er Wartemarken einführen mußte.
Er ergänzte das Schild nochmals auf
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
PULL Ä NAMBER
FORKASSE
Sein Geschäft lief. Endlich war dies der Durchbruch, den er sich erhofft hatte.
Er wunderte er sich zwar immer noch, daß die Leute nach dem Klick weg waren oder oft sogar vorher schon, doch das war ihm egal, Hauptsache die Kasse stimmte.
Uff! Der Schweiß lief ihm in Bächen von der Stirn, er schob sein Mützchen nach hinten, ja, jetzt konnte er wieder etwas sehen.
Nächste Nummer, nächste Person, richtig eingewunken und dann, zack, waren die Leute wieder weg. Erst jetzt erkannte der Wichtel, was die ganze Zeit passiert war. Er hatte die Leute so eingewunken, daß sie hinterrücks über Bord fielen. Doch weil ihm die Zipfelmütze ins Gesicht gerutscht war, hatte er sie nicht fallen sehen und auch ihre Todesschreie nicht gehört. Das war ihm jetzt irgendwie peinlich. Er kratzte sich am Kopp, schaute sich verlegen um, nahm noch ein paar Nummern entgegen, wies die Leute ein, machte ein Bild, klick, kratzte das LEO'S-FOTOKRAVIEH wieder ab und kratzte die Kurve, vergaß dabei aber nicht, seine Kasse mitzunehmen. Bei seinem schnellen Abgang warf Leopold noch ein ein paar Rettunxringe über Bord, um sein Gewissen zu beruhigen.
Er schloß sich mal erst in seiner Garderobe ein und schmierte sich in Vorbereitung des Abendauftrittes als der ORIGINAL OWUMBA AUS CARUMBA dick mit Schuhcreme ein, denn er wollte nicht als der Mörderfotograf des SELFIE POINTS erkannt werden.
Beim Abendessen waren die Reihen sichtbar gelichtet, aber für Leopold fielen zahlreiche Nachtische ab, Schokopudding mit Sahne, was seine Laune wieder hob. Er spachtelte richtig rein und war guter Dinge.
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Folge 8
... ohne Schleudern, bitte! (geschrieben von MONA LISA)
Die Tage vergingen unter Tändeln und Scherzen. Tagsüber genoss Leopold das Bordleben. Mal feuerte er die Gummienten beim Wettrennen um den Pool an, mal machte er sich einen Spaß daraus, sich mit dem Poolhandtuch-Wagen durch das Schiff fahren zu lassen. Beim Shuffleboard schaute er allerdings lieber zu, denn die von flottem Cuestoß über das Deck schießenden Disks hätten ihn allzu leicht über Bord katapultieren können. Nur den Selfie-Punkt mied er fürderhin, da man ja nicht wissen konnte, ob jemand sein kurzfristiges Geschäftsmodell mit den Fotos überlebt hatte.
Und abends hatte er ja immer den großen Auftritt auf der Bühne, meist sogar mehrere Performances an einem Abend. Der Owumbatanz mit Lendenschurz und Bananenröckchen entwickelte sich vom Insider-Tipp zum Highlight des Show-Programms, und so kannte bald jeder den kleinen Hartbrandwichtel. Besonders zu später Stunde, wenn er sich umschaute, wo noch etwas los war, hatte er jede Menge Spaß … und auch sein Schaden war es nicht, denn Leopold hatte durchaus sein Geldsäckel im Hinterkopf, der lange nicht so hohl war, wie mancher vielleicht dachte.
Wir erinnern uns an dieser Stelle an Klackys Schilderung:
„In der Bar fiel vor allem ein Damen-Zirkel auf, dessen Mitglieder und vor allem -rinnen, ihm kräftig zuprosteten und ihn mit Trinkgeld verwöhnten. Einige, daring, daring, steckten ihm sogar Geldscheine hinter seinen Bananenschurz, wunderten sich nur, wenn sie die Hand gebräunt wieder zurückzogen. Auf Schuhkrem kamen sie nie.“
Mit der Zeit wurde aber gerade diese Schuhcreme immer lästiger, da sie kaum noch richtig zu entfernen war, sich nachgerade in alle Ritzen eingebrannt hatte. So war Leopold denn froh, sich vom erwirtschafteten Salär einen Waschgang leisten zu können. Mit Bedacht wählte er einen Schongang ohne Weichspüler, vor allem aber ohne Schleudern, und stieg schließlich wie dereinst Phönix aus der Asche im neuen Glanze wieder aus der Trommel.
Den Waschsalon verließ er dann, nicht ohne dem staunenden Blick des Schafes an der Wand mit einem freundlichen Augenzwinkern zu begegnen...
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Folge 9 und Ende der Seereise (geschrieben von MONA LISA)
„Magandang umaga“, meinte der philippinische Kellner, und damit hatte er keinesfalls zu viel gesagt, traf sogar genau ins Schwarze, denn es schien wahrlich ein guter Morgen zu sein.
Nach dem Waschgang fühlte sich Leopold wie neu geboren. Er ging frohen Mutes auf das Sportdeck, denn von hier hatte er den besten Überblick. Es sollte sein letzter Tag an Bord sein, und er wollte ihn genießen.
Die Zeit auf dem Schiff würde für immer in seiner Erinnerung verankert sein, denn so viel Applaus und Zuspruch war ihm selten beschieden gewesen. Alle hatten ihn ins Herz geschlossen, und jeder, der ihm begegnete, hatte ein Wort für ihn oder zumindest ein Lächeln.
Da kam dann doch ein bisschen Wehmut auf ob des Abschieds, aber er sagte sich:
Man lebt,
um zu entdecken!
… und Leopold hatte noch viel vor. Abenteuer konnte er schließlich überall erleben, und er war zu allem bereit.
Schließlich machte er sich auf den Weg zum Bug, zur Suite 12101, wo Frau B. aus M. residierte. Leopold hatte sie eines Abends an der Bar getroffen; genau genommen hatte die Dame IHN entdeckt und sogleich an ihren überaus üppigen Busen gepresst. Dieses ständige Herzen und Küssen missfiel dem Wichtel zwar gehörig, aber hatte er eine Wahl?
So nahm er denn Frau B.'s Angebot an, ihn mit nach Hause zu nehmen.
Sie wickelte den armen Leopold in ein mit „Uralt Lavendel“ nachgerade getränktes Seidentuch und steckte ihn ins Handgepäck.
Leopold schwanden sogleich die Sinne. Sicher würde er erst nach der Heimkehr wieder aufwachen. Sein letzter Gedanke galt der Zukunft, und er erinnerte sich an den weisen Rat seiner Großmutter selig:
Nutze
die Talente,
die du hast!
Die Wälder
wären sehr still,
wenn nur die
begabtesten Vögel
sängen!
…......................................................................
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