Flechten-Alltag

Flechten-Alltag

Eigentlich hätte ich schon stutzig werden müssen, als mir ein Basaltstückchen von ca. 1 cm Durchmesser zugeschickt wurde, verbunden mit der Bitte, die darauf befindliche P. neglecta zu fotografieren (der Gattungsname spielt in diesem Fall keine Rolle, weil ihn hier ohnehin niemand gehört hat; ich kannte ihn zuvor auch nicht). Das "neglectus" heißt auf Lateinisch "unbeachtet/vernachlässigt". Weiterhin wusste ich, dass der Finder erst dann Flechten der Betrachtung und Bestimmung für würdig hält, wenn sie kleiner als 2 mm im Durchmesser sind ;-).
Also habe ich mir das gute Stück unter der Stereo-Lupe angeschaut - und fand darauf das hier abgebildete Exemplar. Es war zwar recht auffällig und sah wie eine Schönfleckflechte aus, ich wusste aber, dass die Gattung Caloplaca inzwischen in viele neue Gattungen aufgespalten worden ist ... warum konnte eine davon also nicht mit P. beginnen. Zudem war auf dem Steinchen nichts weiter zu finden als noch ein bisschen braunschwarzer "Dreck" (siehe dazu das Umfeld der Flechte). Mit meinem Bild war ich eigentlich ganz zufrieden und schickte es an den Absender - und erhielt von dort die Antwort, ich hätte ein wunderbares Bild von Xanthocarpia (bis vor Kurzem Caloplaca) crenulatella gemacht, die gewünschte Flechte sei das aber nicht - ich möge doch bitte noch einmal nachschauen. Nach langem Suchen fand ich schließlich in dem braunschwarzen Gekrusch (das die Bezeichnung "Flechtenlager" nicht wirklich verdient) einige winzige, fruchtkörperähnliche Gebilde (die die Bezeichnung "Apothecium" ebenfalls nicht wirklich verdienten) und machte davon einen Stack, der die Bezeichnung "Flechtenbild" ebenfalls nicht verdient ... und daher hier auch nicht vorgestellt wird.
Damit die ganze Arbeit nicht umsonst war, stelle ich hiermit nicht P. neglecta, sondern den Feingekerbten Schönfleck vor.