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Hierarchische und patriotische Einblicke

Hierarchische und patriotische Einblicke

11.041 12

homwico


Premium (Complete), Coburg

Hierarchische und patriotische Einblicke

Wir wandern nun wieder zurück über die Via Rodolfo Siviero zur Piazza del Pretorio. Ein letzter Blick auf den Duomo, den kompakten romanischen Bau der Cattedrale dei Santi Pietro e Paolo. Damit schließen die Ausführungen über die weltlichen und kirchlichen Machtstrukturen im mittelalterlichen Italien.
Aufgenommen in Sovana in der Provinz Grosseto im Südosten der toskanischen Maremma.

Hat man diese eben geschilderten Grundstrukturen verinnerlicht, versteht man vieles und sieht einiges, was einem bisher unverständlich war, in einem anderen Licht. Die Städte des mittelalterlichen Italiens bestanden eigentlich aus einer Stadt in der Stadt, mit einer losen Ansammlung privater Festungen der Familiengruppen, darum herum die Häuser und Wohnungen der einfachen Bürger. Anstelle großer Fenster gab es Schießscharten, weil man in der damaligen Zeit wehrhaft sein musste. Die Adelsfamilien beider Seiten errichteten die sogenannten „Geschlechtertürme“, ursprünglich zu Verteidigungszwecken, später aus Prestigegründen, aus deren Merkmale man Informationen über Status, Reichtum und politische Gesinnung der Adelsfamilie ableiten konnte. Andere Familien wie die Aldobrandesche errichteten Burgen, die an strategischen Punkten die Region kontrollierten.
Optisch gab es bald auch architektonisch eindeutige Unterscheidungsmerkmale, mit deren Hilfe man schon von Weitem die politische Ausrichtung des Burgherrn oder der Adelsfamilie erkennen konnte. So gab es zum Beispiel die Ghibellinenzinne (Siena, Arezzo, Pisa), eine Zinne in Schwalbenschwanzform.
Das ist der Grund, warum in der Toskana schlechthin an jeder Ecke Burgen oder Paläste zu finden sind. Das Gleiche gilt für Türme und Wehr- oder Befestigungsanlagen. Viele der historischen Zeitzeugen sind noch in gutem Zustand erhalten. Als Paradebeispiel kann man dabei San Gimignano nennen.
Und abschließend noch ein Tipp: Sollte wirklich jemand beim Besuch dieser historischen Städte das Verlangen haben, mit einem Einheimischen in ein tieferes Gespräch über Patriotismus und Heimatverbundenheit zu versinken, der sollte in der Heraldik gut bewandert sein und in der Stadt die Augen offenhalten. So kann man als weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen Ghibellinen und Guelfen die heraldische Symbolik heranziehen: Die kaisertreuen Ghibellinen verwendeten dabei den kaiserlichen Reichsadler, die papsttreuen Guelfen die Lilie im Wappen.
Mit dieser Kenntnis kann man dann so ein Gespräch in die richtigen Bahnen lenken.

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