Leberschau und Zahnbrücke
Hier im Detail die Skulptur in der Grabliege, die wohl den Verstorbenen präsentiert. Ob er es sich vorstellen konnte, nach über 2000 Jahren immer noch, fast unsterblich geworden, durch die Präsenz seiner steinernen Hülle Einblicke in das Leben seines Volkes zu geben – und dies als Toter hinter Gittern? Eher nicht….
Aufgenommen im archäologischen Park „Città del Tufo“ bei dem Städtchen Sovana in der Region Toskana in der Provinz Grosseto im Südosten der Maremma am Poggio Prisca.
Generell waren die Etrusker, auch wenn man bislang recht wenig von den Gepflogenheiten dieses Volkes erforschen konnte, wohl ein für damalige Zeiten modernes Volk. So entsprach die Rolle der Frau in der etruskischen Hierarchie etwa der unserer modernen Frau des 20. Jahrhunderts – ja man kann sagen, dass wohl heute eher noch viele Länder dieser gleichberechtigten Rolle der Frau im sozialen Gefüge ihres Staatswesens arg hinterherhinken.
Auch in der Medizin hatten sie durchaus fortschrittliche Ansichten, wobei diese heute manches Mal mysteriös und undurchsichtig erscheinen mögen. So übernahmen sie von den Babyloniern, nicht zuletzt aufgrund ihrer religiösen Anschauung, die Leberschau (Hepatomanie). Die Leber nahm bei den Etruskern aufgrund ihres Glaubens eine zentrale Rolle ein. Sie galt als Mikrokosmos, in dem sich der Wille ihrer Götter widerspiegelte. Es gab Priester, die diesen Weissagungstechniken, Mantik genannt, in Perfektion nachgingen. So lasen sie als Haruspex (antiker Wahrsager) bei Opferschauen aus der Leber der geschlachteten Opferschafe, wobei die rechte Seite Leber die Verhältnisse des Klienten widerspiegelte, und sich die linke Seite auf die fremden Verhältnisse bezog. Das Wissen um diese Wahrsagung, auch Mantik genannt, hielten die Priester stets in ihren eigenen Reihen und verteidigten dieses Wissen eifersüchtig.
Der Fund einer bronzenen Leber bei Piancenza, ein Übungsmodell für angehende Priester, belegt diese Anschauungen. Die Leber war in 16 unterschiedliche Regionen (z.B. Berg, Fluss, Bein, Finger, Zahn, Vulva oder Hoden) für verschiedene Götter, beschriftet mit etruskischer Schrift, aufgeteilt.
Die Römer übernahmen später diese Leberschauen etwas abgewandelt.
Man sieht die Etrusker auch als Erfinder der Zahnbrücke an. Funde belegen, dass die Medizin damals künstliche Zähne, die aus Knochen oder Elfenbein bestanden, mit feinen Golddrähten miteinander verband, und damit größere Lücken im Gebiss mithilfe von Klammern überbrückte.
Der römische Adel übernahm diese Technik – schon allein aus dem Grund, um die römische Gesetzgebung, die verbot, Verstorbene mit Gold zu begraben, auszuhebeln. Hierbei nutzten sie einen Passus, der es erlaubte, Zahnersatz aus Edelmetall als Grabbeigabe beizufügen. Die Bestattungsriten passten sich damit an den Zahnersatz an.
Im Louvre in Paris steht eine steinerne etruskische Skulptur aus dem 2. oder 3. Jahrhundert vor Christus. Diese offenbart, welche anatomischen Kenntnisse das Volk besaß: Sie zeigt den Torso eines jungen Mannes mit Einblick auf seine inneren Organe. Die Büste ersteigerte der Louvre im Jahr 2011 für 250000 Euro aus dem Privatbesitz eines französischen Arztes. Der Torso war wohl eine Votivgabe.
DT-Fotografie 07/11/2021 20:28
Ein ganz starkes Bild mit toller Info.lg Detlef
günnik 07/11/2021 20:22
Moin,starkes Foto mit sehr guter Info.
LG
Günni
KaSb 07/11/2021 20:04
Interessante Begräbniskultur. VG KarinMatteo70 07/11/2021 18:52
klasse gezeigt, gruselig allerdings diese Bilder die man sich da vorstellt..LG, Matteo70Vitória Castelo Santos 07/11/2021 18:32
Sehr gut!Heribert Fischer 07/11/2021 18:22
wieder mal interessant dargestelltAndré Reinders 07/11/2021 18:07
Finde ich richtig gut präsentiert!!LGAndré