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Neapel: Beengtheit im Cinquecento (Teil 4)

Neapel: Beengtheit im Cinquecento (Teil 4)

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die Maike


Premium (Pro), aus analogen Beweggründen

Neapel: Beengtheit im Cinquecento (Teil 4)

Fotografie: ich
Krimi: Der Dicke
:o)


...und damit es nicht wieder eine Diskussion um "Streetfotografie"
gibt, hab ich mal eine andere, unvorbelastete Sektion gewählt :o)




Der Spion, der zuviel wusste (Teil 1)
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Mamma Lucia (Teil 2)
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neapolitanisches Gewusel mit Cinquecento (Teil 3)
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Teil 4

Luigi war entsetzt, als er sah mit welchem Fahrzeug Don Alfredo unterwegs war. Es gab Zeiten, da konnte man die Bruderschaft an den dunklen Fahrzeugen mit der besten Ausstattung, die es auf dem italienischen Fahrzeugmarkt gab, erkennen. Doch diese Zeiten schienen nun endgültig vorbei. Zumindest hier in Neapel.

Don Alfredo saß auf dem Fahrersitz des für ihn viel zu kleinen Fiat Cinquecento. Noch so etwas, was in dem Bild, das sich Luigi bot, nicht passen wollte. Damals hatte jeder Don seinen eigenen Fahrer gehabt. Und der Don konnte auf der Fahrt seine Geschäfte vom Rücksitz aus erledigen. Doch der Rücksitz gehörte jetzt dem damaligen Fahrer. Vito zwängte sich auf den Rücksitz des Vehikels. Luigi selbst war der Beifahrersitz vorbehalten. Und Luigi war froh darüber. Hätte er auf den Rücksitz gemusst, sie hätten ihn in dem Auto begraben müssen, weil er sich dort ganz sicher nicht mehr hätte herauspellen können.

„Luigi“ sprach der Don mit heiserer Stimme, die noch immer an die schlechten Verfilmungen der Amerikaner erinnerte. „Luigi, ich brauche deine Hilfe.“ Atemlos stockte der Don. Der Don hatte sich verändert. Seine ehemals harten Gesichtszüge waren weich und rund geworden. Genau wie sein Bauch. Die Haare waren ihm ausgegangen. Und die paar, die ihm noch blieben, legte er von links nach rechts und wickelte sie einmal ums Ohr. Außerdem hatten sie die Farbe eines Straßenköters angenommen. Von der ehemals eindrucksvollen Gestalt des Don war nichts mehr übrig geblieben. Der Don musste offensichtlich viel zu lange dem negativen Einfluss der Franzosen standhalten. Und war gescheitert. Was Luigi sah, war die Gestalt eines heruntergekommenen Pavarotti-Doubles. Es war ein Trauerspiel.

Der Don ließ den Wagen mit einem knatternden Geräusch starten. Augenblicklich drückte er die Hupe und fädelte ohne Rücksicht auf Verluste in den ohnehin schon chaotischen Montagmorgenverkehr vor dem Dom ein. Die Hupe gab nur noch ein ächzendes Geräusch ab, als könnte das Auto unter der Last seiner viel zu schweren Insassen nicht mehr richtig atmen.

„Luigi. Ich habe mich entschlossen, das Exil zu verlassen und wieder zurückzukehren. Frankreich ist einfach zu langweilig. Ich brauche den Duft der Zitronenbäume. Ich vermisse das Brot meines Bäckers und den Geruch des Hafens. Außerdem habe ich noch eine Rechnung offen.“ Erneut stockte der Don. Es war auch kein Wunder. Der Fiat hatte keine Klimaanlage, die Lüftung gab wie die Hupe nur noch jämmerliche Geräusche von sich und war wie der Rest des Wagens zu nichts mehr zu gebrauchen.
„Du weißt, wer mich damals verraten hat. Francesco die Ratte ist ebenfalls wieder in der Stadt. Weißt du was davon?“ „Nein, Don Alfredo, woher auch.“, meinte Luigi fassungslos. „Ich hab ja auch erst heute von Vito erfahren, dass Ihr wieder in der Stadt seid!“ „Bist du Dir sicher, dass das stimmt, was du sagst? Du weißt dass ich nicht belogen werden will. Und ganz sicher weißt du noch, was mit Leuten geschieht, die es dennoch tun...“ Luigi war die Schärfe in Alfredos Stimme nicht entgangen. Noch zu gut konnte er sich an die jämmerlich entstellten Leichen erinnern, bei denen er damals nicht mal mehr wusste, wo er seine Betonschuhe befestigen sollte.
„Sicher weiß ich das, Don Alfredo. Ich war immer ehrlich zu Euch und war Euch auch immer ein zuverlässiger Diener. Habt Ihr das vergessen?“ „Nein, Luigi. Das habe ich nicht vergessen. Und hätte ich Zweifel an deiner Loyalität gehabt, wäre nichts mehr von Dir übrig als ein weiterer Tomatenfleck vor Deinem Laden.“ Luigi atmete erleichtert auf. Die Stimme des Don drückte die alte, ihm nur zu gut bekannte Ehrlichkeit seiner Worte aus. Der Don pflegte nie zu scherzen. In diesem Punkt glich er einem Deutschen.
„Luigi, meine Leute sagen mir, dass Francesco heute morgen vor Deinem Laden stand. Und dass er Dir bis zur Via Roma gefolgt sei. Erzähl mir, Luigi, wie kann das sein?“ Luigi wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Eigentlich wusste er nicht mal, was er überhaupt denken sollte.

Der Don kam ihm zuvor.

„Zermartere Dir nicht das Gehirn, Luigi. Ich sage Dir, was er von Dir wollte.“ Don Alfredo hatte nun den Gesichtausdruck, den nur wissende Menschen haben. „Francesco hat erfahren, dass ich wieder zurückkehre in meine Stadt. Und das scheint ihm nicht zu passen. Weil ich weiß, wo er sein Schwarzgeld versteckt hat. Er hat es von einem dicken Deutschen, der damals das Land der Jammerlappen regiert hat. Scheinbar hat er Angst, dass ich es mir nehmen könnte. Und damit hat er ja auch Recht. Aber erst, wenn ich diese Ratte beseitigt habe. Und jetzt kommst du ins Spiel.“

Während des Gesprächs hat der Don sich durch den Verkehr in Richtung Hafen geschlängelt. Luigi wusste jetzt, wo die Fahrt hinging. In die Via San Giacomo. Wohin auch sonst. Hier also hatte Don Alfredo seinen neuen Stützpunkt. Überraschend schnell schälte sich Don Alfredo aus dem Fiat. Mit einem Mal hatte der Fiat Schlagseite auf der Beifahrerseite, auf der Luigi noch immer saß und über das eben gehörte nachdachte. Als sich auch Luigi aus dem Wagen befreite, war leises Stöhnen zu hören. Der Don und Luigi schauten sich an und lachten herzlich.
Sie hatten Vito auf dem Rücksitz vergessen.

Commenti 24

  • Stefan Haffner 18/07/2005 19:14

    bei all der Phantasie um die Geschichte...
    Deine technische Ausarbeitung ist bei all den Bilder wirklich toll - bis ins Detail!
    Stefan
  • Siegfried Vogel 18/07/2005 17:36

    "Der Don pflegte nie zu scherzen. In diesem Punkt glich er einem Deutschen."
    Haha, du machst gute Scherze, DD!
    Und die Bilder von Maike mit dem Cinquecento werden Klassiker, wie er!
    LG SV :-)-;
  • Der Dicke 18/07/2005 16:53

    ich merk grad, dass ich da noch nix zu geschrieben hab. also mach ich das noch schnell:
    ;-)))
  • Günter North 18/07/2005 13:28

    Bild und Geschichte sind wunderbar!
    Ich kann mir gut vorstellen, dass sich ein Verleger für eure Bildgeschichten findet. Mich unterhalten sie vorzüglich.
    LG Günter
  • sabinsen. 18/07/2005 10:05

    Diese Serie ist so toll! Leider habe ich das andere im Voting verpasst, gestern zufällig gesehen... weil ich leider gerade nicht so viel Zweit zum Gucken habe...
  • sortie | de | camions 18/07/2005 10:05

    oh, schon zu Ende gelesen... :-(

    ich druck mir alle Bilder aus, mit dem Text darunter.

    beim Bild sind die Stühle klasse.
  • Stefan Negelmann 18/07/2005 9:09

    sehr fein:)

    Gruß
    Stefan
  • G T 18/07/2005 2:30

    Faszinierend - da sollte man schon bald ein Buch draus machen!
  • .ina. 18/07/2005 0:10

    oh manno ey, das am späten Abend... und nun?

    finde übrigens beides extrem sexy so zusammen.
  • Visiones de vida. 17/07/2005 23:56

    I simply like!!!!!!!!!!!!!!!
  • Juergen Mueller 17/07/2005 23:33

    die ganze Serie,klasse!
  • Sylvia Mancini 17/07/2005 22:39

    Das schlimmste ist, wenn man einen (guten) Krimi irgendwo findet, liest ... und dann merkt, dass die letzten Seiten fehlen. Erst vor kurzem konnte ich ein derartiges Erlebnis (nach über 30 Jahren) zu einem guten Ende bringen :-)
  • Herr Bucki 17/07/2005 22:38

    :)))

    ( aber bissi dolle nachgeschärft am helm & windschutzscheibe )
  • die Maike 17/07/2005 22:26

    *tüdelüdelüdlüdelüüüüüüt*
    (Lindenstraßen-Cliffhanger-Musik...)
  • Rike Bach 17/07/2005 22:24

    @Sylvia - na ja, sooo lange darf das nicht weiter gehen - wenn Krümel erst mal da ist bleibt da nicht viel Zeit für, befürchte ich... und ich hasse Cliffhanger mit dem unbestimmten: to be continued... ;)