#Nicht gefragt
12.11.2023
Ich weiß, dass er hofft, dass ich nichts sage. Es regnet. Es ist kalt. Wir sind auf dem Rückweg. Ich bitte ihn anzuhalten. Er sorgt sich um meine Kamera... ich glaube eher, er hat keine Lust, mit mir im windigen Nieselregen zu stehen.
Auf einem Lärmschutzwall stehen große und auch kleine Schilder. Die kleinen Schilder wirken wie Mini-Grabsteine, verblichen vom Regen. Darauf Männer, Frauen und Kinder mit einem Pflaster über dem Mund "#nicht gefragt".
Mein Sohn fängt plötzlich auch an, zu fotografieren. Bei diesem lausigen Wetter entspinnt sich eine Diskussion um Migration, den richtigen Weg, die richtigen Orte.
Wir stehen vor großen gelben Schildern mit
"Wacht auf"
"Upahl sagt immer noch Nein"
"Help"
"Ampelregierung weg! Wir wählen Protest!"
"Wir sind alle Upahl"
"NWM steht auf"
"Hier könnte Dein Haus stehen!"
"Aufstand oder Frieden?"
"Nein zum Asylheim!"
"Denkt an unsere Kinder"
"Rassismus Nein, Realismus Ja"
Du hast ja jetzt alles im Kasten!? Nein, habe ich nicht, denn im Ort, da stehen sie wieder - Schilder. Es gibt einen kleinen Protest, nochmal für mich anzuhalten und auszusteigen. Obwohl ich sage, ich gehe auch allein in den grauen Nieselregen, kommen sie mit. Hinter einem Zaun kommt jemand und schaut mir beim Fotografieren zu. Meine Männer werden gefragt, was ich da mache, und was ich mit den Bildern will.
Sie ist Fotografin, als ob das alles erklärt. Das ist eines der Bilder, die ich dort in diesem Moment gemacht habe. Ich habe ein bisschen für die Entscheidung gebraucht, ob ich das Bild zeige oder nicht, weil es mir dann zu tendenziös erschien, als wenn es ein Urteil in sich trage. Je länger ich darüber nachgedacht habe - nein, ich urteile nicht. Es ist Zeitgeschichte. Es ist, was die Menschen gerade bewegt.
Ob nun Schilder stehen oder nicht - Upahl ist überall. #nicht gefragt
Kleines Song-Update:
„Sind alt und weiß mit Sonnenbrand
Rasenmähen am rechten Rand
Gender:innen, wir sind dagegen
NATO und Papst hab'n uns gesegnet
Sind gerne unter unsresgleichen
Wie in den guten alten Zeiten
Es müssen klare Grenzen her
Gerne direkt am Mittelmeer
Im CLS fühl'n wir uns frei
Zweihundert fahr'n auf der A3
Tempolimit kann noch warten
Kunstschnee fällt in Berchtesgaden
Steh'n für Qualitätsexporte
Jägerschnitzel, Dönermorde
Erinnerungs- und Leitkultur
Übergriffig, stolz und stur
Und im Festzelt dreh'n wir frei
Klatschen "Atemlos" auf eins und drei
Nach dreizehn Bier fall'n wir in Trance…“
Revolverheld -Alors on danse
https://youtu.be/ZkxZ2-Ws_NM?si=v62A0OZXo09yxFt4
Tiefdunkelblau 15/03/2024 16:58
Ein DENKZETTEL-Bild. Gut eingefangen. Gut angeregt.Was das Thema betrifft, so ist das für mich eben keine Ja-Nein-Angelegenheit, sondern eines, welches Fingerspitzengefühl und Weitsicht braucht. Beide Qualitäten vermisse ich hier seit mehreren Jahren. Der darüber entstandene und weiter entstehende Unmut kommt daher sicher nicht von ungefähr. Die Balance stimmt für mich nicht. Aber wir sind hier auf einer Fotografieseite, nicht auf einem Politforum. So belasse ich es bei dem kurzen Statement. Ein Bild mit Sprengkraft. Ein Thema mit Sprengkraft. Beides kommt rüber.
Liebe Grüße
Karl
Objek-tief 03/02/2024 12:09
den daumen gibt es nich unbedingt nur wegen dem bild. er steht auch für den wunderbaren meinungsaustausch der sich hier anschließt.das thema wird sich weder hier noch anderswo für alle zufriedenstellend lösen lassen. die änderung des globalen klimas, ob hausgemacht oder nicht, wird in den nächsten hundert jahren für größere flüchtlingsströme sorgen.
lg bernd
Gerhard Körsgen 31/01/2024 12:05
Asyl...ein schwieriges Thema.Klar ist dass Deutschland Zuwanderung BRAUCHT.
Klar ist aber auch dass man "als Deutschland" nicht nur die bekommt "die man brauchen kann".
Dann einem kleinen Ort gefühlt überproportional viele Flüchtlinge "aufzudrücken" ist politisch einfach ungeschickt.
Eine "Patentlösung" wüsste ich allerdings auch nicht.
Da greifen ja viele Teilprobleme ineinander und verzahnen sich...
Am besten würde wohl helfen den Menschen vor Ort, wo sie herkommen, eine Perspektive zu bieten dass sie dort bleiben wollen.
Das aber ohne kolonialistisches Gebaren und erhobenen Zeigefinger sowie fernab von Korruption.
Kriegt man wohl nicht hin.
Ist ja auch schwierig weil man sich dazu in die jeweilige Politik der jeweiligen Länder einmischen müsste was die natürlich nicht wollen.
Alles in allem ein hochkomplizierte Sache.
Ein Stück weit kann ich es sogar nachvollziehen dass dann Leute die AfD wählen weil die einfache Lösungen verspricht die die Leute in ihrem Sinne sehen und wo sie deren Rechtsradikalität als das kleinere Übel ansehen was sie dann in Kauf nehmen.
Für mich ist die AfD absolut unwählbar, also nicht falsch verstehen.
Es gibt eben keine leichten Lösungen.
Und es gibt insbesondere keine "Partei die alles kann".
Derzeit erleben wir eine weitere Aufsplitterung der Parteienlandschaft...BSW und Werteunion kommen jetzt hinzu...was Deutschland leider nicht politisch vielfältiger , dafür aber "unregierbarer" machen wird.
Dessenungeachtet finde ich es gut dass Deutschland sich gesamtgesellschaftlich politisiert, dass demonstriert, dass gestreikt wird.
Wir haben im globalen Vergleich nach wie vor hohen Wohlstand.
Den zu verlieren haben die Leute Angst.
Wir haben also viel zu verlieren.
Das treibt die Leute um und dem verleihen sie Ausdruck.
Finde ich ein gutes Foto, weniger fotografisch als im Verbund mit der kleinen Geschichte die Du dazu erzählt hast und natürlich um darüber in s Gespräch zu kommen.
Sorry für s "politisieren", aber man kommt heutzutage eben nicht mehr dran vorbei.
Stellung beziehen finde ich wichtig, aber noch wichtiger: Im Gespräch bleiben.
LG Gerry
susanna-ka 15/01/2024 10:55
Dein Bild trägt kein Urteil in sich, aber es zeigt etwas von der großen Angst, die viele Menschen umtreibt. Diese Angst ist auf allen Seiten, kommt von allen Seiten.Danke für deinen Mut, für das Bild und den Text.
Herzliche Grüße, Susanna
Olaf Rocksien 24/12/2023 20:38
Macht generiert sich aus Angst, Angst aus Unwissenheit - es gäbe also Wege heraus aus diesem Dilemma, wenn sich die verführbaren Teile der Gesellschaft aus der wohltemperierten Bequemlichkeit heraus einbezögen in den Grundsatz der verantwortlichen Teilnahme. So entstünden Diskurse, die zu abgewogenen und vernunftgesteuerten Mehrheitsentscheidungen führten (die sich dann durchaus kritisch, aber eben konstruktiv mit allen gesellschaftlichen und politischen Themen befassten) und der Anfälligkeit für Agitatoren, Demagogen und redundante Populisten den Nährboden nähme.Wir ernten was wir säen - die 'Alternative für...' bietet eben genau das nicht, es gibt keinen konstruktiven Entwurf zum Besseren, keine Angebote, keine Vorschläge, die sich, akzeptiertermaßen auch aus einem anderen Betrachtungswinkel, problemlösungsorientiert zeigen. Diesen "Protest" durch Wahl zu befeuern bedeutet somit lediglich die innere Abkehr aus der Solidargemeinschaft hin in eine egomanische, ausgrenzende und damit begrenzte Welt, in der viele aus der jetzigen Wählerschicht die ersten und größten Opfer zu bringen haben werden.
Sapere aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.....
Torsten Senst 20/12/2023 21:25
Immer schon wurde die Angst von Menschen genutzt, um Interessen durchzusetzen. Angst und Macht scheinen zusammen zu gehören. Vielleicht ist es nicht Dein fotografisch bestes Foto. Vielleicht besteht die Kunst hier mehr in Deinem Mut, zu zeigen, was Du gesehen hast, auch wenn das Gezeigte - zumindest mir Angst bereitet. Ich wünsche allen Menschen auf dieser Erde ein friedvolles, ein angstfreies, ein heilendes Weihnachtsfest. TorstenDer Könich 18/12/2023 20:58
das habe ich doch tatsächlich übersehen, und es wiegt schwer, das bild.zum einen sehe ich schlagworte, die nur für andere gelten und die eigene position emotionell aufladen und überhöhen.
gesetze und verträge gelten nicht? und man vermisst ordnung, die doch maximal das resultat sein kann, aus befolgten gesetzen und der einhaltung nicht sittenwidriger vertäge? das einklagen von demokratie ist stets ein streitpunkt, denn selbst wenn mehrheiten nach etwas rufen was nicht in einklang mit den gesetzen und allerlei verträgen steht, hat das nichts mit demokratie und dessen verständnis zu tun.
andererseits fällt mir toleranz sehr leicht, wohnhaft jwd. und auch ich habe selbstverständlich meine vorurteile. aber ich erkenne sie zuwenigst und meistens als solche und trage sie nicht vor mir her.
die doppelmoral ist evident und das ist es, was mir stets als erstes auffällt. man wehrt sich auch vehement gegen die generalunterstellung gestrigen gedankengutes (das wird man wohl noch sagen dürfen) und bedient sich selbst der rhetorischen waffe des generalverdachtes. und natürlich inflationär des wortes 'aber', unmittelbar nach der vorwärtverteidigenden behauptung, man wäre dieses oder jenes nicht.
das bedeutet selbstverständlich nicht, das die bedenken nicht legitim sind. aber das hier führt auch nur zur scheinlegitimierung von dummheiten, auch hier in der walachei. eine handvoll dörfer weiter, wurde ein bezugsfertiges heim von sich im besitz dieser wahrheit wähnenden brandstiftern abgefackelt. wahre helden. mit einer demokratischen mehrheit hinter sich, die sich aus stammtischmaulhelden und leuten, die einfach nur gerne radau veranstalten zusammensetzt. fussball oder flüchtlinge, egal, auptsache es kracht.
und natürlich stellt sich die frage der verantwortung politischer parteien, die ihren zulauf aus dem schüren von feindbildern aufrecht erhalten. und am ende distanziert man sich halbherzig, das ist zu verurteilen, aber man müsse doch auch . . .
ich weiss es doch auch nicht. es ist nur nicht konsequent zu ende gedacht, hier wie dort.
dass schlichtes 'protest zu wählen' stets die dümmstmögliche idee ist, sollte uns aus der nicht allzu fernen geschichte allerdings problemlos ableitbar sein. denn dass man gegen die, für die man jetzt (in letzter konsequenz) demonstriert, legitimiert und sich verstanden fühlt nicht mehr demonstrieren wird können, wenn wir sie erst an die macht gebracht haben, kennen wir auch nicht nur aus der französischen revolution. und dann rufen die, die für sich jede meinungsfreiheit reklamieren nach einer 'gemässigten diktatur'? weil sie sich sicher fühlen und glauben, dass dieser individualismus unter einer solchen fortbestehen wird? ja, das hat röhm wohl auch gedacht.
ich weiss nur, dass diejenigen, die das öl verkaufen das wir ins feuer giessen, das grösste interesse daran haben, dass die krisenherde weiterhin vor sich hin köcheln. alte, weisse männer, deren qualifikation sich auf die endungen 'iot', 'ox' oder 'tär' beschränkt.
es wird sich wohl irgendwann zeigen, was hier gesät, und was geerntet worden sein wird.
dotroom 16/12/2023 23:30
Asylwahn! Was soll denn das sein?Der Rinderwahn ist wohl noch nicht besiegt.Was würde jemand, der so ein Plakat anfertigt, selber tun, um Asylanten zu stoppen.Einfach sterben lassen oder bewußt töten?
lophoto 16/12/2023 17:33
Zu diesem Thema äußere ich mich nicht in diesem Land..... egal was du dazu sagst welche Meinung deine ist.....du kriegst von einer Seite in die Fresse..... Zeit zurück drehen geht nicht..... sich an neues gewöhnen nicht von heut auf morgen.Am Ende steht ein Deutschland das sich anders anfühlen wird.
Michael V. 16/12/2023 15:35
ich mag das Bild nicht. Der ist kein Kunst..........JayJay 16/12/2023 14:29
Es ist kein einfaches Thema. Aber die Naivität unserer aktuellen und auch der Merkel Regierung ist wirklich beeindruckend. Dass solche Dinge nicht nur "Rechte" oder Nazis schreiben, sondern durchaus vernünftige Menschen, erkennt man an dem Slogan "Rassismus Nein, Realismus Ja". Wenn europaweit überall die Rechten gewinnen, selbst im liberalen Holland, dann läuft etwas falsch und wenn in Deutschland nur knapp 20% der Ukrainer in Arbeit sind, in Holland sind es 71% und in Dänemark 74%, dann scheint auch der Anreiz selbst Geld zu verdienen nicht gegeben zu sein. Ich wünsche mir von Deutschland und Europa die Sozialdemokratische Asyl- und Einwanderungspolitik Dänemarks, dann wäre die AfD bei 3 % im Osten und 2% im Westen. LG Joe