Reichsbahnausbesserungswerk VII
Während die einen arbeiten machen die anderen Blödsinn. Könnte man meinen, ist aber nicht so. Die Kollegen spielen nicht verstecken oder so etwas ähnliches, sondern sie sind mit einer sehr wichtigen Aufgabe betraut. Der Kessel ist ja schon lange von der Lok abgebaut und wird ebenfalls aufgearbeitet. Dazu gehört, dass die Rohre, die sich im Inneren des Kessels befinden ausgebaut werden. Der Laie stellt sich so einen Kessel nur mit Wasser gefüllt vor, aber das ist grundlegend falsch. Von unten bis fast an das obere Ende liegen Rohre, durch die die heißen Abgase des Feuers geführt werden, um damit das Wasser zum Kochen zu bringen. Die Rohre werden mittels Schneidbrenner durchgetrennt und durch eine bereits präparierte Öffnung in der Rauchkammer nach außen geschoben. In einer Ecke gestapelt warten sie auf ihre weitere Bearbeitung. Nach Prüfung ihrer Wandstärke und auf Freiheit von Lochfraß, werden die Rohre vorgeschuht. Das ist nichts anderes, als dass man ein Stück Rohr wieder anschweißt. Entweder ist dieses Stück schon bearbeitet oder man bearbeitet es jetzt mit dem gesamten Rohr. Denn das eine Ende verjüngt man, während das andere Ende aufgeweitet werden muß. Da wo die Rohre im Kesselinneren für eine entsprechende Versteifung sorgen, an den sogn. Spiegeln ist auch einiges an Arbeit erforderlich. Die Dicke der Spiegels ist zu ermitteln, die Flächen sind zu bearbeiten und dann muß man sehr sorgfältig den Abstand zwischen den einzelnen Rohren ermitteln, der darf ein bestimmtes Maß nicht unterschreiten. Wie man deutlich sieht hat der Kessel auch Nietstellen. Die waren das größte Problem in diesem Kesselbereich. Aber auch dies Problem konnte dank polnischer. Fachleute schnellstens gelöst werden. Die größte Schwierigkeit ist aber die Feuerbüchse. Deshalb bauten wir ja den Kessel aus. An den ebenen Flächen sind zur Verstärkung zwischen den wasserumspülten Wänden sogenannte Stehbolzen eingesetzt. Die ebenen Wände würden die auf ihnen lastenden Drücke nicht ohne Hilfe dieser kleinen unscheinbaren Teile aushalten. Bis auf wenige zur Stabilisierung notwendige Stehbolzen sind alle, und das waren weit über tausend Stück, ausgebaut worden. Nach dem Einbau der neuen, sind auch die verbliebenen gewechselt worden. Dazu schleift man auf beiden Seiten die etwa 10 mm überstehenden Enden samt Schweißnaht sauber ab und treibt mittels Pressluftwerkzeug die Teile aus. Das hört sich leichter an als es ist. Diese Arbeit hat Wochen gedauert.
blind lense 19/11/2011 20:02
Zunächst einmal ein Dankeschön für eure Anmerkungen.So ein Dampfkessel ist schon ein kompliziertes Teil. Wenn auch nicht ganz so kompliziert wie die Dampfmaschine. Diese wandelt die Kraft in Bewegung. Aber im Kessel entsteht die Kraft. und die ist gewaltig. 1977 war das letzte Kesselunglück mit einer Dampflok in Deutschland. Damals ist ein Lokomotivkessel offensichtlich aus Fehlbedienung geplatzt. Hat sich von der Lokomotive losgerissen und ist mehrere hundert Meter wie eine Rakete durch die Luft geflogen und hat sich an mit den Schienen, da wo er gelandet ist, kalt verschweißt. Der Kessel ist darum das am besten überwachte Teil einer Lokomotive und das hat wie grad geschrieben gute Gründe.
Wenn ich einer Bemerkung etwas mehr Aufmerksamkeit widme, dann wegen meines schallenden Gelächters.Wie heißt es doch so schön, 2 kg Rindfleisch ergeben eine gute Suppe. Nun denn, der Kollege, der aus dem Schnellkochtopf heraus schaut, hört auf den guten deutschen Namen "Ochs".
Andreas Pe 19/11/2011 17:41
Wieder eine sehr schöne Erklärung zum Thema Dampfkessel, präsentiert mit einem humorvollen Bild.VG Andreas
Dieter Jüngling 19/11/2011 15:30
Nu sieh mal zu, wie du da wieder raus kommst. Hätte man zu jeden neugierigen Bengel gesagt.Aber interessant ist so ein Foto schon mal anzuschauen.
Gruß D. J.