Secsteh weltWanderschaftmeister
Es regt sich unter uns. Am Telefon sagt eine stimme O² sei Scheiße . Es kriecht unter uns durch. Winzige Erdbeben im Fels. Nachts fällt Schnee von Ihnen herab. Die Stimme am Telefon, das ist keine Lyrik.
Das ganz persönliche Unwort unseres Jahres heißt Wanderweltmeisterschaft. Wäre es nicht die sechste sondern vielleicht erst die zweite gewesen, oder sogar die Erste, es hätte nicht viel geändert. Erfunden vom Österreichischen Tourismusverband um die Herbstliche Belegungsflaute abzumildern und großartige Nachwuchskünstler wie die Zillertaler, die Jungen, einem breiten und anspruchsvollen Publikum näher zu bringen. Inwieweit Maßvoller, Rechtsschreibung beachten, Biergenuss da hilft, viel wohl. Wer jetzt so was wie Lyrik sucht der geht die täglich angebotenen drei Wanderungen. Zitiert Goethe und Schiller, die hier ganz nah sind, zwischen Wipfeln, ständig klackernden Wanderstöcken und dieser unglaubliche Stille. Diese Stille zwischen zwei Atemzügen, dieses laute Fluchen der Streckenposten. Weil jemand den Käse nimmt und auf das Brot legt, das doch zwei Euro kosten soll. Selbstbedienung ist hier so wenig erwünscht wie Selbstbestimmung.
Wirkliche Wahrheit ist selten, meistens gibt es nur eine allgemeine Überzeugung. Ob die hier vorherrschende allgemeine Überzeugung tatsächlich die ist, mit Klebeband markierte Wege abzugehen um sich gezielt Löcher in ein Eineurofünfzig teures Pappkärtchen stanzen zu lassen und am Ende eine Urkunde mit dem Titel Wanderweltmeister zu bekommen, bleibt unbeantwortet, verbleibt dem Spiel mit Worten. Drei verschiedene Wanderungen sind notwendig zum Titelgewinn, angeboten ab Fünf Kilometern. Wem es in drei Tagen nicht gelingt insgesamt fünfzehn Kilometer zu Wandern, der bleibt draußen. Kann dann aber Minigolf spielen oder die ganze Klebefolie wieder von den Bäumen reißen.
Als die Afrikanische auf die Europäische Kontinentalplatte driftete bildeten sich die Alpen. Wir sitzen auf dem Platt vor der Zugspitze, die Sonne schmilzt den ersten Schnee und von Westen weht Wind. Ich kann spüren wie sich unter uns etwas regt, sich etwas formt und aus dem Nichts einen Berg erschafft. Hoffen wir das es sich nicht an bunter Plastikfolie orientieren muss und auch keine Stempelkarte dabei hat. Es wäre keine Lyrik mehr.
Jede Frage verliert Ihren Sinn sobald sie beantwortet wurde. Verschwindet aus der Welt als Tatsache. Alles was dann noch überbleibt ist Lyrik.
Was machen wir hier?
Udo Eitner 06/04/2012 7:52
++++MJE Pictures 16/10/2008 10:31
Schönes Bild !Klasse Gemacht !
lg Manuel