Streetlife

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Der rostige Hydrant am Straßenrand knarzte, als er an seine Funktion als Wasserspender erinnert wurde und bald einen armdicken Strahl des begehrten Naß aus Calcuttas Unterwelt ins Tageslicht beförderte. Wie an jedem Morgen hatte sich die Schar der hier ansässigen Pavement Dvellers ("Bürgersteigschläfer") mit Eimern, Plastikgefässen, Schüsseln und den unerläßlichen Utensilien täglicher Hygiene wie Seife und Schwamm eingefunden und folgte mit augenscheinlicher Wonne dem Bedürfnis nach Körperpflege. Nur ein paar Schritte abseits die Frauen, sittsam verhüllt unter bunten Saris ähnliche Arbeiten verrichtend wie die Männer. Das Leben dieser Menschen ist schonungslos öffentlich - in allen Belangen. So wird aus einem Blick auf am Wegesrand schlafende Bündel von Decken und Lumpen unweigerlich einer in die Privat- und hier, bei der täglichen Waschung, sogar Intimsphäre jener, deren gesellschaftliche Talfahrt in der Sohle angekommen ist.
Doch auch hier, wie nahezu allen Begegnungen mit diesen Lebensextremen, große Heiterkeit und ungebrochene Lebensfreude, die aus einem zur eigenen Beklommenheit geeigneten Vorgang ein heiteres Schauspiel werden lassen kann.

Auch hier gilt die Selbstverständlichkeit, das Bild mit Einverständnis der Gruppe gemacht zu haben.

Calcutta 1992 - Scan vom Dia