Von Bullen und Päpsten
Die langgezogenen, düsteren, engen Treppen des Vicolo Manin im Zentrum des Wohnviertels des Ghetto Ebraico, des jüdischen Viertels in Pitigliano, mit Blitz aufgenommen. Der Vicolo ist von der Via Zuccarelli zugängig.
Hier im Herzen des Viertels, sind die Wege eng, die Häuser lehnen sich aneinander, schaffen so sich überlappende Räume, durch die man sich wie in einem Irrgarten vorkommt.
Aufgenommen in der Via Zuccarelli im Ghetto Ebraico von Klein Jerusalem in der historischen Altstadt Pitiglianos in der Maremma/Toskana.
Nach dem Inkrafttreten der Rassengesetze, die es schon im Mittelalter gab, wurden die Juden in Ghettos eingesperrt. 1555 erließ Papst Paul IV. die Bulle Cum nimis absurdum (übersetzt: Es ist völlig absurd…). Dieses Bulletin bestand aus 15 Paragrafen, die Paul IV. anordnete und unbedingten Gehorsam verlangten:
Juden durften so beispielsweise keinen Kontakt zu Christen pflegen. Die Ärzte durften keine Christen behandeln. Die Juden mussten verpflichtend unter Strafandrohung ständig spezielle Kleidung tragen (Männer einen gelben Hut, Frauen ein angenähtes gelbes Tuch). Juden wurden angewiesen mit alten und gebrauchten Stoffen und Lumpen zu handeln – beim Warenaustausch war als Gegenwert das Tauschen mit Getreidesorten untersagt. Jüdische Frauen durften nicht als Krankenschwestern, Ammen oder Dienstmädchen in christlichen Häusern arbeiten. Jegliche Gemeinsamkeit in Spiel und Geselligkeit war zu unterbinden. Juden wurden zum Wohnen Viertel, Stadtteile und besonders gekennzeichnete Straßen zugewiesen, die von den Wohngebieten der Christen getrennt und nur durch einen Zugang betreten werden konnten.
Für Interessierte der Quellnachweis:
(Quelle: http://dictionary.sensagent.com/Cum%20nimis%20absurdum/de-de/ )
Diese Bulle ist heute als frühneuzeitlicher Antijudaismus dokumentiert.
Sei noch angemerkt, dass hier klar daraus hervorgeht, woher sich die späteren Nationalsozialisten Deutschlands die Ideen für ihre Rassegesetze holten, als sie sich um die „Endlösung“ der Judenfrage kümmerten.
Die Katholische Kirche als Vorreiter mit kranken Regularien für einen späteren Holocaust. Unbewusst – oder bewusst vorausschauend? Was ist die wahre Rasse? Was ist die wahre Religion? Ist es der Hinduismus, das Christentum, der Islam, der Buddhismus oder sind es ethnische Religionen?
anne47 24/04/2022 20:57
Dein Foto gefällt mir sehr gut aus der Perspektive mit dem spärlichen Lichteinfall. Die Stufen sind sicher viel beschritten worden.Was die Geschichte der Judenverfolgung anbelangt, so gibt es diese, seit es Juden in Europa gibt. Je nach Herrschaftssystem waren sie mal mehr, mal weniger gelitten und mussten oft herhalten für alle möglichen Beschuldigungen, wenn mal wieder eine Seuche ausbrach u. ä.
Im Gegensatz zu GünterG1 sehe ich die Verfolgung der Juden als vielfach bestätigt an durch zahlreiche Dokumente, bildliche Darstellungen und schriftliche Erlasse der Herrschenden. Gerade heute habe ich etwas über die Familie von Marcel Prousts Mutter gelesen, die aus einer elsässischen Judenfamilie stammte. Dort wurde erwähnt, dass früher die Juden eine bestimmte Schutzgebühr an den Fürsten oder König bezahlen mussten, damit man sie in Ruhe ließ. Erst im frühen 19. Jh. hat man vielerorts den Juden die gleichen Rechte eingeräumt, wie den Andersgläubigen. Aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts schlug die Stimmung wieder um und es gab sehr viel Pamphlete gegen das Judentum. Ihren traurigen Höhepunkt hat die Judenverfolgung allerdings unter Hitler erreicht, und das kann wohl keiner mehr leugnen, dass es einen Holocaust immensen Ausmaßes gegeben hat.
Paulibär14 24/04/2022 15:27
In feinem Bildschnitt, mit prima Perspektive und passendem Licht eingestellt.LG Georg
André Reinders 23/04/2022 20:22
Stark mit der Perspektive!!LGAndré
Vitória Castelo Santos 23/04/2022 19:33
SEHR INTERESSANT!Matteo70 23/04/2022 19:27
klasse, diese ausgetretenen Treppenstufen, sie haben schon so manchen Passanten und Touritsen haerb- und hinaufgehen sehen..LG, matteo70† smokeybaer 23/04/2022 18:54
Sehr gut die enge und tiefe dazu gr SMOKEYGünterG1 23/04/2022 17:34
Hi homwico,mit dem Foto hast Du versucht, die Geschichte einzufangen. Das Foto gibt die Enge der Gasse gut wieder; zum einen durch die Mauern links und rechts; zum anderen durch die Länge der Gasse, die Du durch die Staffelung der ansteigenden Treppenstufen gut eingefangen hast; der Gewölbegang am Ende, der zum lichten Ausgang rundet den Eindruck der Enge ab. Die Erklärungen helfen mir, den Kontext zu verstehen.
Bei vielen farbigen Fotos frage ich mich, ob die Farbe zum Foto beiträgt und wie es in S/W wirken würde. Bei diesem Foto stellt sich die Frage mir nicht, da die Farbgebung leicht ist, eher einer Tonung entspricht und die Wirkung der Enge und des Alters der Gemäuer unterstützt.
Alles in Allem ein gelungenes Foto.
Zum Thema Religion möchte ich nur folgendes zitieren, was mir ein Bekannter mal gesagt hat, und was ich als Zitat verstanden habe: „Es gibt absolute Wahrheiten, aber keine absoluten Gewissheiten“. Meines Erachtens (mit Blick auf die Erkenntnisse der Quantenphysik) gibt es auch keine absoluten Wahrheiten; aber das ist eine andere Geschichte.
LG Günter