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Wenn die Anker fehlen...

Wenn die Anker fehlen...

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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Wenn die Anker fehlen...

Kurz vor Lippstadt erreichte mich die Information, dass mein Zug den ab Hamm vorgesehenen Laufweg über Münster nicht nehmen könne, da man auf einem Unterwegsbahnhof die sogenannten Ankerseile (Erdungskabel) an den Masten der Oberleitung gestohlen hatte. Da dadurch die Betriebssicherheit der Oberleitung, besonders bei einem Kurzschluss, nicht mehr gegeben war musste der Betrieb im betreffenden Streckenabschnitt eingestellt werden.

Seitens der Kollegen in der Disposition kam nun die Frage auf, was man mit mir bzw. dem knapp 700 Meter langen Containerzug am besten anstellen würde. Mein Vorschlag: Umleiten.

Am andere Ende der Verbindung hörte man regelrecht die Fragezeichen im Gesicht des Kollegen: "Wie denn?"
Ich: "Über Gütersloh, Bielefeld, Herford, Kirchlengern."
Kollege: "Da bist du kundig?!? Mir soll es recht sein, wir machen die Umleitung fertig."

Kurze Zeit später ein erneuter Anruf, diesmal von der Disposition von DB Cargo: "Die wollen dich umleiten."
"Hab schon gehört."
"Über Bielefeld und Herford."
"Ja, hab ich vorgeschlagen."
"Und du kennst dich da als Bebraner aus?"
"Ich hätte es ansonsten nicht dem Kollegen gesagt." :-)

An der Einfahrt von Hamm musste ich noch einige Minuten warten, da durch die umgeleiteten und vorzeitig wendenden Personenzüge ein bisschen "Gewusel" im Bahnhof herrschte. So ergab sich die Gelegenheit für obige Aufnahme des fünfteiligen FLIRT der Keolis-Tochter Eurobahn: Als DPN 20710 hat der ET 7.10 (Fahrzeugregisternummer: 94 80 0429 015-1) vor wenigen Augenblicke seine Fahrt nach Venlo begonnen und passiert dabei die mehrere Gleise überspannende Signalbrücke.

Aufnahmedatum: Montag, 27. April 2020 - 10:31 Uhr

Commenti 5

  • makna 23/09/2020 9:31

    Das Beeindruckendste an diesem Motiv ist natürlich die Signalbrücke:  H E R R L I C H  !!!

    Dann natürlich: Respekt vor Deiner Streckenkunde !!! Die Leute in den Betriebszentralen sind ja oft "Angelernte", die noch nie "draussen" waren, und können sich das gar nicht
    vorstellen ... ich hingegen freue mich, dass Du - Jahrgang '84 - noch ein "richtiger"
    Lokomotivführer (fast bin ich geneigt zu sagen: von altem Schrot und Korn :-)
    bist, der seinen Beruf liebt und nicht nur als "Job" versteht ... :-)

    ... wobei ich gar einige Lokomotivführer kenne, für die dieser Beruf Berufung ist,
    die also so wie Du darin leben und mit Leidenschaft ihre Bahn verteidigen !

    Also:   C H A P E A U  !!!

    BG Manfred
    • Patrick Rehn 23/09/2020 11:00

      Hallo Manfred.

      Herzlichen Dank für deine Zeilen, über welche ich mich sehr gefreut habe.

      In der Tat ist es so, dass ich mit der Tätigkeit des Lokomotivführers meinen Traumberuf ergreifen konnte und durfte - wenn auch auf manchem Umweg. Im vergangenen Jahr wurde ich Rahmen eines berufsbegleitenden Projektes gefragen, was ich auf gar keinen Fall aufgeben würde: Meine Lokführer-Lizenz.

      Bzgl Streckenkunde: Es ist gut, wenn man die ein oder andere "Ausweichroute" auf der Karte hat, dass alles allerdings zu erhalten ist gar nicht so einfach und mitunter verfallen manche Sachen auch. Ab und an kommen aber auch neue Sachen hinzu...

      Was die Liebe zur Eisenbahn angeht: Ansonsten würde ich vermutlich nicht tausende Fotos im Archiv haben, ebenfalls mehrere tausend gedruckte Erzeugnisse und mich in verschiedenen Gremien für die Eisenbahn in meiner Region engagieren.

      Schiene liegt mir am Herzen, dass kann man vermutlich so sagen.

      MfG
  • Basi70 14/06/2020 23:15

    Diene Berichte, immer wieder lesenswert. Echt Klasse!

    VG Michael