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homwico


Premium (Complete), Coburg

Zeitkritisches

Nicht so ganz scharf das Bild, aber ich zeige es trotzdem, hat es doch einen gewissen Anspruch auf das authentische pulsierende Leben, das auf dem Platz herrscht. Die rings um den Platz angesiedelten Cafés, Bars und Restaurants schaffen mit ihrer zu den Stoßzeiten voll ausgeschöpften Frequentierung ein ureigenes Flair. Ein bunt zusammengewürfeltes multikulturelles Publikum aus aller Herren Länder, wobei momentan die östlichen Ressourcen aufgrund der aktuellen Ereignisse etwas ausgedünnt sind.
Bemerkenswert und schärfer als das Bild sind die Hintergründe der Werdegänge dieser Touristentempel, und da bekommt das Flair einen schalen Beigeschmack: Seit dem Jahr 2017 gehören 15 der 20 Gebäude, die den Platz begrenzen, dem Oligarchen Igor Bidilo, einem Investor aus Kasachstan, der sein Geld mit russischem Öl gemacht hat. Über seine Firma „Sielna“ sind beispielsweise die Bar Manganelli, das Caffé Fonte Gaia, das Ristorante al Mangia, um nur eine paar zu nennen, in seinem Besitz. Auch das Unternehmen Nannini hat bereits Markenrechte ihrer Pasticceria an „Sielna“ abgegeben. Eine „Russifizierung“ italienischer Werte à la carte, und der neue „Padrone“ kommt heute nicht mehr aus der Mafia, zumindest nicht aus der italienischen …. Dieser Öl-Magnat, der sich als Wohltäter der Stadt präsentiert, ist dafür verantwortlich, dass russisches Öl peu à peu die toskanische Stadt kauft. Auf der Finanzsanktionsliste 2023, zumindest der Deutschen, ist er nicht zu finden……..
Und wer weiß, wie lange dieser „Melting pot“ noch Bestand haben wird. Der Zenit der Globalisierung scheint jedenfalls überschritten. Ich glaube allerdings nicht, dass sich diese ganzen Verknüpfungen der Finanzmärkte, der wirtschaftlichen Beziehungen, Verflechtungen und Abhängigkeiten voneinander so einfach „rückabwickeln“ lassen. Dies wäre allerdings wohl auch sicherlich nicht sinnvoll und ein Rückschritt in unserer evolutionären Entwicklung. Der Leitspruch des SPD-Politikers Egon Bahr „Wandel durch Handel“, der symptomatisch für die wirtschaftliche Öffnung des Ostens steht (wir reden hier von der Zeit des „Kalten Kriegs“ im Jahr 1963), und das gleichermaßen mit dem Hintergedanken, diese Öffnung auch politisch und gesellschaftlich durch die Hintertür einzubeziehen, ist zwar aktuell auf Grund der dabei entstandenen Abhängigkeiten verpönt, hat aber durchaus längerfristig richtige Ansätze.
Es müssen nur neue, auf die Situation und den Umständen gerecht werdende Nachbesserungen erfolgen: So könnte eine bessere Transparenz der geschäftlichen Transaktionen mit schärferen Regelungen im Verbund mit mehr autarker Unabhängigkeit durch stärkere Unterbindung von Monopolisierungen ein guter Weg sein, die menschlichen Beziehungen in der Zukunft auf ein neues Level zu heben. Aber das ist ein dorniger, weiter Weg……

Das Bild wurde aufgenommen in der Altstadt von Siena auf der Piazza del Campo im Terzo di San Martino.

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